Lügen in Kriegszeiten
Sprengstoff, der das tödliche Gas auslöst, eine ganz außerordentliche Kraft besitzen soll; aber der Grund, warum viele dieser Typen noch keine Anwendung gefunden haben, liegt darin, daß der Transport und die Handhabung derselben für unsere Kanoniere als zu gefährlich erachtet wurden, und nicht, weil sie beim Bersten den Feind vergiftet hätten. Zu dieser Zeit wurde diese tödliche Eigenschaft auf Grund von Menschlichkeit verteidigt, da der durch sie verursachte Tod sicher und schmerzlos sein würde und es daher keine Verwundeten gäbe. Jedenfalls wurde bei Kriegsbeginn in allen französischen Zeitungen erklärt, daß die Schwierigkeit der Handhabung dieser Bomben überwunden sei, und daß sie bei gewissen Sektionen mit großem Erfolge angewandt worden seien. Wenn die Zeit kommt, ihre Anwendung zu verteidigen, werden wir dann wirklich die Frechheit haben, für unsere Bomben zur Geltung zu bringen, daß sie wohl vergiften, aber nicht ersticken? Ist außerdem das Vergiften nicht durch die Bestimmungen der Haager Konferenz gedeckt? Dem Geiste nach sicher, aber da ich den Text nicht zur Hand habe, um mich darauf zu beziehen, ist es möglich, daß hinsichtlich dieser Frage ein kleines Schlupfloch offen gelassen ist, durch das unsere Völkerrechtskundigen durchzuschlüpfen vermöchten.
Später haben wir selbstverständlich das Gas auch angewandt und vervollkommnet.
Mr. Billing: Ist es nicht Tatsache …, daß wir ein besseres Gas und einen besseren Gasschutz haben und daß die Hunnen jetzt winseln?
Mr. Bonar Law: Ich wollte, ich wäre dessen s o sicher wie das ehrenwerte Mitglied.
Unterhaus, 25. Februar 1918.
Ihre (die britischen und französischen) Gasmasken sind heutzutage besser als die deutschen, aber ihr Gas ist wirksamer und wird besser angewandt.
„Daily Mail”, 25. Februar 1918.
Die Alliierten wetteiferten miteinander in der Herstellung von Giftgasen, und der folgende Artikel von Mr. Ed. Berwick, einem Amerikaner, zeigt, in welchem Ausmaße es vor Ende des Krieges hergestellt wurde:
Vor Kriegsende waren dreiundsechzig verschiedene Gasarten in Gebrauch, und im November 1918 war unser chemischer Kriegsdienst, der im Juni jenes Jahres eingeführt wurde, mit fünfundsechzig „großen Versuchen“ beschäftigt, darunter acht Gase, die tödlicher waren, als irgendeines von den bis zu diesem Zeitpunkt angewandten … Eine Art machte den Boden auf sieben Jahre unfruchtbar, und einige Tropfen auf einen Baumstamm bewirkten, daß dieser „innerhalb einer Stunde“ verdorrte. Unser Arsenal in Edgewood, Maryland, und seine Filialen erzeugten wöchentlich 810 Tonnen gegen 385 Tonnen in Frankreich, 410 Tonnen in Großbritannien und nur 210 Tonnen in Deutschland.
Es war beinahe so weit, seine Leistung auf 3000 Tonnen wöchentlich zu steigern … Der Kongreß hatte 100 Millionen Dollar für diesen chemischen Kriegsdienst bewilligt und demselben 48 000 Mann zuerteilt. Der Waffenstillstand machte dann sowohl die Bewilligung wie die Zuteilung in diesem Ausmaße unnötig.
„Foreign Affairs“, Juli 1922.
Ein Giftgas von unglaublich bösartiger Wirkung, gegen das nur eine geheime Maske (welche die Deutschen nicht rechtzeitig erhalten konnten) Schutz bot, hätte allen Widerstand unterdrückt und alles Leben auf der ganzen, dem Angriff ausgesetzten, feindlichen Front gelähmt.
„ What War in 1919 would have Meant”,
Von Mr. Winston Churchill,
,,Nash’s Pall Mall Magazine”
September 1924.
Seit dem Kriege sind die Forschungen und Experimente auf diesem Gebiete fortgesetzt worden, und Großbritannien soll in dieser „gräßlichen Art von Kriegführung“, „dieser teuflischen Erfindung“, diesem Kampfmittel für „Wilde“ die Führung haben.
Der U-Bootkrieg erzeugte dieselbe Wirkung.
Es kann Deutschland nicht gestattet werden, ein System der offenen Piraterie und des Mordes anzuwenden.
Mr. Churchill im Unterhause, 15. Februar 1915.
Heute, zum ersten Male in der Geschichte, plant eine der Großmächte Europas, den Seekrieg systematisch mit Mitteln zu führen, die bisher von allen Nationen als seeräuberische verurteilt wurden.
„Times“, 18. Februar 1915.
Es ist unnötig, weitere Beispiele, die von der heftigen und rechtschaffenen Entrüstung der Presse und von Einzelpersonen zeugen, anzuführen. Aber lange vor diesem Geschehen war die andere Seite der Frage von keinem Geringeren als Sir Percy Scott beleuchtet worden, der am 16. Juli 1914, d. i. vor
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