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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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Kriegsausbruch, in einer Antwort an Lord Sydenham in den Times folgenden, von einem ausländischen Marineoffizier geschriebenen Brief anführte und seinen Kommentar hinzufügte:
     
    Wenn wir mit einem Inselland, das für seine Lebensmittelversorgung von überseeischen Ländern abhängt, Krieg führen würden, so wäre es unsere Aufgabe, diese Zufuhr zu verhindern. Bei Erklärung des Krieges würden wir den Feind benachrichtigen, daß er seine, auf der Heimfahrt befindlichen Handelsschiffe warnen soll, sich der Insel zu nähern, da wir eine Blockade von Minen und Unterseebooten aufrichten werden.
    Ebenso würden wir alle Neutralen verständigen, daß wir eine solche Blockade aufgerichtet haben und daß, wenn irgendeines ihrer Schiffe sich der Insel nähert, es Gefahr läuft, durch Minen oder Unterseeboote zerstört zu werden und daher auf eigenes Risiko dies tun würde.
     
    Sir Percy Scotts Kommentar hierzu:
     
    Eine solche Ankündigung würde nach meinem Dafürhalten völlig in der Ordnung sein, und wenn nach deren Erlaß britische oder neutrale Schiffe sie unbeachtet ließen, so könnte man von ihnen nicht sagen, daß sie den friedlichen Geschäften, die von Lord Sydenham bezeichnet wurden, nachgehen; und würden sie bei dem Versuche versenkt, so könnte man dies nicht einen Rückfall in die Wildheit oder Piraterie in ihrer schwärzesten Form nennen. Wenn Lord Sydenham die Berichte nachliest, die darlegen, was den Blockadebrechern im amerikanischen Bürgerkriege bei Charleston gewöhnlich widerfuhr, so wird er sehen, daß die Blockadekreuzer selten sich ein Gewissen daraus machten, auf die Schiffe, die sie verfolgten, zu feuern oder sie an die Küste zu treiben, und sie, sogar nachdem sie gestrandet waren, mit Kugeln und Granaten zu beschießen. Die Mine und das Unterseetorpedo werden neuere Abschreckmittel sein.
     
    In einem seiner charakteristisch scherzhaften Briefe (an Admiral Tirpitz bei dessen Rücktritt gerichtet, 29. März 1916) schrieb Lord Fisher:
     
    Ich tadle sie nicht wegen des U-Bootkrieges. Ich hätte ebenso gehandelt, nur wollten unsere Idioten in England es nicht glauben, als ich es ihnen sagte.
     
    Über die Luftangriffe brach der gleiche Sturm los. Wir hatten den Eindruck, daß die Hunnen die ersten waren, die den Tod aus den Wolken herabsandten. Aber bei den Lichtbildervorträgen für Propagandazwecke, die der Nationale Kriegsdienstausschuß im Jahre 1918 veranstaltete, wurden aus einigen Bildern Bombenabwürfe über deutsche Städte gezeigt. Unter einem derselben stand folgender Text:
     
    Diese frühzeitigen Luftangriffe, von dem R.N.A.S. (Royal Navy Air Service, d. i. dem Kgl. Marineluftdienst) ausgeführt, waren die ersten Proben von Luftangriffen in irgendeinem Kriege, bei denen Bomben abgeworfen wurden, und es ist schade, daß wir bei Beginn des Krieges nicht genug Flugzeuge hatten.
     
    Lord Montagu sagte im Juli 1917 im Oberhause:
     
    Es war absoluter Schwindel, wenn man von London als von einer unverteidigten Stadt sprach. Die Deutschen hatten ein vollkommenes Recht, auf London Luftangriffe zu unternehmen. London war von Kanonen und Flugzeugen verteidigt und war das Hauptzentrum für die Herstellung von Munition. Wir haben uns daher nur selbst getäuscht, wenn wir von London als von einer unverteidigten Stadt sprachen und die Deutschen wegen ihres Angriffes einer, jeder zivilisierten Nation hohnsprechenden Handlung beschuldigten. Es mag sein, daß es seinerzeit nicht volkstümlich gewesen wäre, wenn man dies gesagt hätte, aber es war doch der eigentliche Tatbestand. Das Richtige wäre gewesen, wenn die Regierung zur Zivilbevölkerung gesagt hätte: „Dies ist ein Krieg der Völker und nicht nur der Heere, und ihr müßt trachten, das Ungemach, das ihr erleidet, in gleicher Weise zu ertragen wie die französische und die belgische Bevölkerung das Ungemach, das eine derartige Kriegführung mit sich bringt, ertragen.“
     
    Als dann die Alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte, wie Karlsruhe, unternahmen, hörte alles Gerede von Unmenschlichkeit auf.
     
    Wer erinnert sich nicht der gewaltigen Entrüstung in Großbritannien bei der Nachricht, daß die Deutschen so unsäglich tief gesunken sind und giftige Gase anwenden? Die britischen Zensoren ließen mit Freude die schauerlichsten Einzelheiten über die durch diese neue Martermethode verursachten Leiden durch. Aber bald verbot der Zensur in London jede weitere Bezugnahme auf die Anwendung von Gas, womit gesagt war, daß

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