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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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gestern abend und formulierte im Kopf den Satz: Karl, ich stehe einfach nicht auf dich, am besten lassen wir es mit dem Sex und sind von jetzt an nur noch gute Freunde, aber dann sagte Karl: »Denkst du bitte daran, daß du mir noch Geld schuldest?«
    Wenn du mir sonst nichts mitzuteilen hast, dachte ich und antwortete: »Aber klar doch, Karl. Du kriegst deine Kohle, sobald die Verbrecher überweisen.«
    Wir redeten noch eine Weile belanglose Dinge, dann legte ich auf und schwor mir, den Apparat für heute nicht mehr anzurühren. Was die weitere Gestaltung des Tages anging, blieben mir nur zwei Möglichkeiten: Entweder harrte ich im Bett aus und verschlampte den Rest des Tages vorm Fernseher, oder ich stand endlich auf, duschte, ging einkaufen und brachte meine Dreckwäsche und damit mein inneres Gleichgewicht in Ordnung. Ich überlegte einen Moment, entschied mich dann für Punkt zwei.
    Bereits als ich tropfnaß aus der Dusche stieg, wußte ich, daßich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wieder frisch und appetitlich, freute ich mich darauf, im Supermarkt Leckereien aller Art einzukaufen. Ich hatte plötzlich Heißhunger auf Heringshappen mit Kartoffeln, Kindersüßigkeiten aus dem Kühlregal und Pumpernickel mit Butter, doch dann machte mir dieser idiotische Einkaufswagen einen Strich durch die Rechnung. Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich natürlich kein Markstück parat, also mußte ich eine Kassiererin behelligen, die ihrerseits erst einen Kunden zu Ende abfertigte, und als sie mir endlich undeutlich vor sich hin schimpfend einen Fünfer getauscht hatte, klemmte dieses verdammte Markstück und wollte sich nicht in den Schlitz bugsieren lassen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als auch noch die übrigen vier Münzen auszuprobieren. Endlich, bei Markstück Nummer vier klappte es. Ich ruckelte an dem Wagen, zog ihn aus seiner Verankerung, keine Ahnung, warum ich mich kurz umdrehte, und dann sah ich, daß Adriano im Anmarsch war. Arm in Arm mit einer dunkelhaarigen Frau mit Pagenkopf, sehr attraktiv.
    Mein einziger Gedanke war Flucht. Nur weg von diesem unmöglichen Mann und seiner Begleitung, die nicht die Studentin von neulich war. Während ich mich hektisch durch das Drehkreuz preßte und meinen Wagen wie ein Berserker durch den Laden schob, kam ich nicht auf die Idee, daß ich mich gerade überaus auffällig benahm und vermutlich einen absonderlichen Eindruck auf jeden hinterließ, der mich beobachtete. Ich raste am Gemüse vorbei, passierte an der Stirnseite des Ladens den Käse- und Fleischstand, ging scharf in die Kurve, vorbei an den Süßigkeiten, erst kurz vor der Kasse atmete ich durch und warf zwei Flaschen Wein in den Wagen. Jetzt hatte ich Zeit, zumindest ein paar Minuten. Adriano war ein fanatischer Obstesser; mit großer Wahrscheinlichkeit wog er gerade Nektarinen und Pflaumen ab.
    Zum Glück war niemand vor mir an der Kasse. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, stellte ich die Weinflaschen aufs Band, grabbelte in Anbetracht meines gescheiterten Einkaufs schnell ein paar Überraschungseier aus einem Hängeregal unterhalbder Zigaretten und machte, daß ich bezahlte. Die Eier stopfte ich in meine Hosentaschen, links und rechts klemmte ich mir je eine Weinflasche unter den Arm, und ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verlieren, sprintete ich aus dem Supermarkt.
    »Ihr Wagen!« rief die Kassiererin mir nach, aber das interessierte mich nicht. Sollte sich doch Adriano meiner Mark bemächtigen und davon seine Tussi, die für eine Tussi übrigens viel zu gut aussah, zum Kaffee einladen.
    Als ich zurück in die Wohnung kam, war ich derart aufgewühlt, daß ich als erstes eine der beiden Weinflaschen öffnen mußte. Leider hatte ich in der Hektik nur billigen Fusel erwischt, worüber ich erst recht wütend wurde. Gestern dieser scheußliche Biowein und jetzt das. Aber egal. Weg damit. Gierig trank ich ein paar Schlucke, marschierte dann ins Wohnzimmer. Während ich mich in den Korbsessel fallen ließ, sah ich aus dem Augenwinkel, daß mein Anrufbeantworter blinkte. Karl würde es ja wohl nicht ein zweites Mal sein, vielleicht hatte Oskar draufgesprochen, und allein die Vorstellung tröstete mich ein wenig.
    Sylvie, ich grüße dich. Bitte ruf mich doch sofort an, wenn du nach Hause kommst, privat, die Nummer hast du ja , Piep.
    Vater. Enttäuscht und zugleich ängstlich kramte ich nach meinem Adreßbuch. Er hatte so abgeklärt und emotionslos geklungen, hoffentlich war nichts passiert. Mit

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