Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Cameron (3), die amerikanische Sängerin Lady Gaga (4), der amerikanische Golfspieler Tiger Woods (5), die amerikanische Sängerin Britney Spears (6), die irische Rockgruppe U2 (7), die amerikanische Schauspielerin Sandra Bullock (8), der amerikanische Schauspieler Johnny Depp (9), die amerikanische Sängerin Madonna (10). Wir erinnern kurz daran, dass die Welt, nämlich die Weltbevölkerung, zu rund 20 Prozent aus Chinesen, zu 18 Prozent aus Indern und nur zu knapp 5 Prozent aus US-Amerikanern besteht. 13
Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes macht sich die Erstellung seiner Liste nicht leicht. Es reicht hier nicht, eine dreiköpfige Jury zusammenzustellen, 500 Fotos zu sichten und frei nach persönlichem Geschmack zu entscheiden, wer von den Personen am schicksten oder am geschmacklosesten angezogen
ist. Diese Methode führt gelegentlich dazu, dass die gleiche Glitzerdame sowohl unter den 10 am besten als auch unter den 10 am schlechtesten gekleideten Frauen auftaucht. 14
Nein, die Forbes-Liste orientiert sich an zehn bis zwanzig messbaren Kategorien, darunter dem Jahreseinkommen, der Anzahl der Auftritte in Fernsehen und Radio, der Titelbilder von Illustrierten, der Nennungen im Internet sowie der Anzahl von eingetragenen Fans in den Internet-Netzwerken Facebook und Twitter. Da die Forbes-Rechercheure aber mit Sicherheit nicht alle Fernsehsender der Welt auswerten, sondern nur die amerikanischen (höchstens noch die britischen), hat die »Bollywood«-Diva Madhuri Dixit trotz ihrer zahllosen Auftritte vor zig Millionen Zuschauern im indischen Fernsehen keine Chance, von Forbes mitgezählt zu werden. Und da das amerikanische Showbusiness die höchsten Gagen der Welt zahlt, lässt auch das – ohnehin fragwürdige – Einkommenskriterium fast nur Amerikaner nach oben kommen. Die Forbes-Kriterien hinken in ihrer nationalen Beschränktheit hinter der realen Medienlandschaft der Welt arg hinterher.
Praktisch kann man so etwas wie Einfluss wohl nur indirekt über die Medienpräsenz messen. Doch bitte machen Sie sich klar, wie problematisch das ist: Der Einfluss einer Person auf die Medien ist nicht gleichbedeutend mit dem Einfluss auf die Zuschauer und Leser der Medien, weil sich diese nicht von allen Personen, die die Medien ihnen präsentieren, gleich stark beeinflussen lassen. Personen etwa, die die Menschen auf neue Gedanken bringen, üben einen stärkeren Einfluss aus als Personen, die nur auf einer Welle mitschwimmen, die andere erzeugt haben.
2006 veröffentlichte das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung unter großer Resonanz der anerkannten deutschen
Medien seine Studie zur Zukunftsfähigkeit deutscher Regionen (genauer: Kreise). Und der Sieger war – der schwäbische Kreis Biberach in Baden-Württemberg mit der Note 2,66, knapp vor den oberbayerischen Kreisen Freising mit 2,70 und Erding mit 2,72. Die Schlusslichter hießen Burgenlandkreis (4,75—Platz 438) und Bernburg (4,77—Platz 439), beide in Sachsen-Anhalt. Wir haben natürlich auch gleich nach der jeweiligen Heimatstadt gesucht, und siehe da: Bielefeld schlägt Köln mit Note 3,25 zu Note 3,43. Aber beide Städte scheinen noch eine Zukunft zu haben. Wir gönnen den Schwaben den Schampus, bitten Sie aber trotzdem, einmal zu überlegen: Was heißt Zukunftsfähigkeit? Wie kann man so etwas messen, sogar auf zwei Nachkommastellen genau?
Da diese Frage selten gestellt wird, glauben Journalisten und andere gerne, dass man den beliebtesten Professor, die kinderfreundlichste Stadt oder die beste Uni tatsächlich ermitteln kann, indem man den Wert einfach an einer Art Thermometer abliest. Wenn die UNO eine Rangliste der Lebensqualität in 182 Ländern veröffentlicht, dann »wissen« wir plötzlich, dass man in Norwegen am besten lebt, knapp vor Australien. Deutschland belegt knapp hinter Großbritannien Platz 22. Nach dem 4:1 für Deutschland bei der Fußball-WM 2010 hat sich die Reihenfolge wahrscheinlich kurzfristig umgedreht. Was bitte ist Lebensqualität, und wie kann man die in fast allen Ländern der Erde in gleicher Weise messen? Das weiß zwar niemand, aber da das Ranking von der UNO herausgegeben wird, muss es stimmen. Solche Veröffentlichungen erzeugen »Fakten«, auf die sich danach viele berufen.
Doch zurück zu den zukunftsfähigsten Regionen. Wie sind die Notenverteiler vorgegangen? Sie haben 24 in Zahlen darstellbare Aspekte—Statistiker sprechen von Indikatoren—
aus dem bunten Leben der Deutschen herausgepickt,
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