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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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als wollte er den Verkehrregeln. »Stopp mal, Josefine, nimm dich nicht so wichtig und sei nicht gleich beleidigt. Ich muss wirklich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.« Er nahm seine Hand wieder runter. »Könnte es denn sein, dass Lou sich irgendwo versteckt hat, weil sein Stolz verletzt war?«
    Josi schüttelte den Kopf.
    »Oder könnte er sich irgendwo eingesperrt haben, wo er nicht allein rauskommt?« Herr Werner guckte Richtung Küche. Was dachte er, dass Lou vielleicht im Backofen kauerte oder in der Mikrowelle hockte?
    »Wir haben mit ihm gespielt, und als er den Film geguckt hatte, ging es ihm sehr gut!«
    »Könnte der Film ihn denn veranlasst haben, sich irgendwo zu verstecken? Gibt es Szenen, bei denen er Angst gehabt hat?«
    »Doch nicht beim Dschungelbuch ! Er kennt den Film komplett auswendig.«
    »Hat er sich vielleicht gelangweilt und ist woanders hingegangen? Ist er nach oben gekommen, um nachzusehen, wo ihr seid?«
    »Nein«, sagte Josefine. »Bestimmt nicht. Wenn er das Dschungelbuch anschaut, ist er völlig in dem Film versunken.«
    »Anscheinend aber nicht.« Herr Werners Ton war nun sehr scharf. »Denn wie wie ich von meinen Kollegen gehört habe, ist dein Freund Max ja um dreiundzwanzig Uhr zwanzig zur Toilette gegangen und hat ihn da bereits nicht mehr auf dem Sofa sitzen sehen.«
    Herr Werners Augen waren nur noch schmale Schlitze, er hatte Schweißperlen an den Schläfen. In seinemTon lauerte etwas, was ihr Angst machte. Und warum zog er diese verdammte Strickjacke nicht endlich aus?
    »Weil sich Lou in der Zeit noch einen Muffin aus der Küche geholt hat«, sagte Josi so ruhig wie möglich. Wollte Herr Werner etwa Max beschuldigen, weil er ihr gesagt hatte, mit Lou sei alles okay, obwohl er ihn nicht auf dem Sofa gesehen hatte?
    »Einen was?«
    »Einen Muffin. – So ein kleiner Kuchen.«
    »Ach ja? Und woher willst du das so genau wissen?«, bellte Herr Werner. »Wie viele Kuchen waren denn noch da, bevor du mit Max nach oben gegangen bist.«
    »Vier«, sagte Josi.
    Herr Werner zuckte mit dem Kopf wie eine Echse. »Und wie viele waren heute Morgen noch da?«
    »Drei«, sagte Josi schnell und hielt seinem lauernden Blick stand, merkte, wie es heiß ihren Hals hochkroch und sie rot wurde. Sie war noch nie gut im Schwindeln gewesen. Sie rieb sich das Gesicht.
    »Offensichtlich ist in der Nacht also noch einer gegessen worden«, sagte Herr Werner mit schnarrender Stimme. »Und von Ihnen hat niemand diesen … Kuchen gegessen?« Herr Werner schaute Marina und Thomas an.
    »Ich hasse Muffins«, sagte Marina und verzog den Mund. Josi merkte, dass Herr Werner ihr auch mächtig auf den Senkel ging. Er ließ nicht locker.
    »Bleibt dennoch die Tatsache, dass Max den Kleinen weder auf dem Sofa noch in der Küche gesehen hat!«
    »Man kann von oben nicht bis in die Küche gucken«, sagte Josi.
    »Eben, insofern hat Max ihn auch nicht in der Küche gesehen«, triumphierte Herr Werner und legte einen Finger an die Schläfe. »Trotzdem hat Max, als er von der Toilette zurückkam, zu dir gesagt, dass alles in Ordnung sei mit dem Jungen. Das haben die Kollegen gestern notiert. Stimmt das, Josefine?«
    Josi schaute in sein verschwitztes Gesicht und biss sich auf die Lippe. »Ja.«
    »Dann hat dein Freund dich also angelogen«, sagte Herr Werner.
    »Wieso denn gelogen?« Josi reichte es jetzt wirklich. Er steigerte sich da in etwas rein, was völlig unwichtig war. »Max hat nicht gesagt, dass Lou auf dem Sofa sitzt. Er hat gesagt, dass alles okay mit ihm sei.«
    »So so. Alles okay. Und wie will er das wissen, wenn er ihn nicht mal gesehen hat, junge Dame, kannst du mir das mal verraten?«
    Josi verschlug es die Sprache. Wie redete dieser Typ eigentlich mit ihr?
    »Wie lange war Max denn auf der Toilette?«
    »Jedenfalls nicht lange genug, um Lou k. o. zu schlagen, ihn in ein Verließ zu zerren und dort anzuketten.« Sie war jetzt echt sauer.
    Herr Werner riss plötzlich die Augen auf und schaute unter die Decke. Josi sah, wie es in seinem Gehirn förmlich knackte. Dann sagte er sehr leise, aber sehr bestimmt: »Es geht nicht um den Jungen allein. Ungefähr zwischen elf und eins trat der Tod von Frau Sander ein. War dein Freund die ganze Zeit bei dir?«
    »Ja, natürlich!«
    »Woher willst du das so genau wissen? Du bist doch angeblich, nachdem du mit deinem Freund Sex hattest, eingeschlafen. Das hast du meinen Kollegen jedenfalls erzählt. Wie lange hast du denn geschlafen?«
    Josi merkte, wie sie

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