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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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was bedeutet das?«
    »Nun, dass wir alles im Umfeld und zu seiner Person überprüfen, auch wo er am Samstag war.«
    »Und wo war er?«
    »Darüber kann ich noch nicht mit Ihnen reden. Aber ich kann Ihnen den kleinen Spielzeugroboter wiedergeben. Die Fingerabdrücke stimmen mit denen vom Handrührgerät überein.«
    Josi hatte gar nicht mitgekriegt, dass sie Fingerabdrücke vom Mixer genommen hatten. Sie hatte ihnen erzählt, dass Lou den Teig allein gerührt hatte.
    »Außerdem waren noch die Fingerabdrücke von Herrn Dittfurth auf der Figur.«
    Josi linste ins Fenster und sah, wie Herr Werner Herrn Rufus auf den Schreibtisch legte.
    »Und was heißt das?«
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen.«
    Thomas verdrehte die Augen. »Was können Sie mir denn sagen, Herr Kommissar?«
    »Hauptkommissar«, sagte Herr Werner ernst. Josi biss sich auf die Lippe. Der Typ schien echt einen Minderwertigkeitskomplex zu haben.
    »Wissen Sie eigentlich, dass Herr Dittfurth homosexuell ist?«
    »Ja«, hörte Josi ihren Vater sagen. »Warum?«
    »Haben Sie ihn auch schon mit Männern gesehen?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Was heißt wahrscheinlich schon? Haben Sie oder nicht?«
    Sie merkte, wie Thomas der Geduldsfaden riss. »Wir kümmern uns hier nicht so sonderlich um die Beziehungen anderer Leute.«
    »Aber man muss doch mitkriegen, wenn zwei Männer …« Herr Werner räusperte sich.
    »Haben Sie etwa ein Problem mit Schwulen oder haben Sie etwa noch nie welche gesehen, in Ihrer Platte, in Marzahn?«, fuhr Papa ihn an. Er schien diese Retourkutsche voll zu genießen. Aber warum regte er sich so auf?
    »Ich wohne schon lange nicht mehr in Marzahn, Herr Herzberg, sondern in Lankwitz.«
    »Auch sehr schön da«, sagte Thomas. »Im guten, alten, spießigen Westen.«
    »Zehlendorf ist ja nicht viel anders, nur protziger«, sagte Herr Werner.
    »Hören Sie, Herr Hauptkommissar, ich möchte hier nicht mit Ihnen über beliebte oder weniger beliebte Wohnlagen Berlins diskutieren, sondern Sie daran erinnern, dass bis jetzt noch jede Spur von meinem Sohn fehlt!«
    Daraufhin knallte Herr Werner etwas auf den Tisch. Josi schluckte das Herzklopfen runter und wagte noch einen Blick. Eine schwarze Mappe lag auf Papas Schreibtisch. Daneben Herr Rufus, auf dem Rücken. Am liebsten hätte sie ihn sofort an sich genommen, aber da musste sie wohl noch ein bisschen warten.
    »Wir haben in der Nachbarschaft etwas munkelngehört«, sagte Herr Werner. »Dass Herr Dittfurth eine Neigung zu jungen Männern habe.«
    »Ach ja? Und was hat das mit Lou zu tun? Meinen Sie mit jungen Männern etwa Kinder …?«
    »Ich meine gar nichts, Herr Herzberg, aber ich kann Ihnen sagen, wir bleiben dran an dem Mann und überprüfen gerade sein äußerst fragiles Alibi.«
    Josi biss sich auf die Unterlippe. Es war einen Moment still, dann fragte Herr Werner: »Warum ist Ihre Tochter eigentlich nicht in der Schule?«
    Josi horchte auf.
    »Wieso?«
    »Weil sie sich schon frühmorgens in der Nachbarschaft herumtreibt und Detektiv spielt.«
    Josi musste sich echt beherrschen, nicht durchs Fenster zu brüllen. Herr Werner erzählte Thomas, dass er sie vorhin bei Herrn Dittfurth getroffen hätte und man ihr doch bitte mitteilen möge, dass sie sich nicht in die laufenden Ermittlungen einmischen solle. »Das habe ich ihr gestern schon gesagt, dass nicht alles für ihre Ohren bestimmt ist – übrigens ganz in Ihrem Interesse, Herr Herzberg.«
    »Erstens treibt sich meine Tochter nicht herum, und dass Sie sie in der Nachbarschaft gesehen haben, ist bestimmt nicht der Grund, warum Sie mit mir reden wollen«, hörte Josi Thomas.
    »Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Herr Herzberg«, fuhr Herr Werner fort. »Wir haben nämlich in der Wohnung von Frau Sander etwas gefunden. Das ist es, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte.« Er tippte auf die schwarze Mappe.
    Josi duckte sich an die Wand, neben das Fenster und spitzte die Ohren.
    »Frau Sander pflegte sich während der Vorlesungen Notizen zu machen.«
    »Ach wirklich?«, sagte Thomas. »Wie interessant!«
    »Genau«, sagte Herr Werner. »Weil es nämlich Sie betrifft. Ich habe hier eine Mappe mitgebracht und möchte Ihnen etwas zeigen. – Dürfte ich mich vielleicht an Ihren Schreibtisch setzen?«
    »Bitte sehr!«, knurrte Thomas. Er mochte es nicht, wenn jemand anders als er an seinem Schreibtisch saß. Josi traute sich nicht, sich zu bewegen, sie wusste nicht genau, wo Thomas stand, und wollte kein Risiko eingehen, entdeckt

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