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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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sagte er und guckte sie von der Seite an. »Dafür kennst dich mit anderen Sachen gut aus.« – War da nicht wieder dieser leicht spöttische Unterton? Und was wollte er damit sagen? »Du bist auch bestimmt nicht gekommen, um meine Computerkenntnisse zu bewundern.«
    »Nein. Hast du gehört, was mit Lou passiert ist?« Nun war sie mit der Tür ins Haus gefallen. Ihr Herz klopfte. Roberts Gesicht verfinsterte sich und sein Mundwinkel zuckte zweimal hintereinander. Er legte den Kopf schräg, als wollte er etwas abschätzen. Auch wenn sie seine Augen nicht sehen konnte, spürte sie, wie er sie anguckte.
    »Ich fass es nicht«, sagte er. »Da haben wir uns vier Jahre, zwei Monate und sieben Tage nicht gesehen und dann kommst du her, um über deinen kleinen Halbbruder zu reden?«
    Hatte er tatsächlich die Tage gezählt?
    Ein greller Laut ertönte, wie eine Sirene. Es war einer der Computer, er weckte die anderen drei Rechner auf. Robert stellte mit einem iPod oder Smartphone, das er aus seiner Jogginghose zog, den Ton ab.Die psychedelischen Muster verschwanden von den Bildschirmen und Zahlen und Zeichen erschienen auf weißem Hintergrund. Es wurde sofort heller im Raum. Josi war aufgestanden. Sie hatte erst gedacht, es wäre eine Alarmanlage.
    »Tut mir leid, wenn es dich erschreckt hat«, sagte er. »Aber sie sind brav. Sie sagen immer Bescheid, wenn sie mit einer Kalkulation fertig sind.« Er gab einem der Computer einen leichten Klaps aufs Gehäuse. »Good boy!«, dann nahm er eine andere Tastatur vom Tisch und rollte mit dem Stuhl auf Josi zu, schloss die Tastatur an den Rechner, der neben ihr stand, und schaute kurz auf. »Josi, setz dich wieder hin und entschuldige mich für eine Minute.«
    Robert hatte die Unterlippe zwischen den Zähnen und war hoch konzentriert. Sie schaute sich um. Eigentlich war es ein schöner, großer Raum, mit Verbindungstür zu einem anderen Raum, aber völlig zugemüllt. Auf dem Tisch, zwischen Kabeln, Steckdosen und DVDs mit Videospielen, lagen leere Bonbon-, Gummibärchen- und Chipstüten, angebissene Toastbrote und schwarze Bananenschalen. Unter dem Tisch stapelten sich leere Pizzapappen neben leeren Limoflaschen. Fliegen surrten umher. Robert tippte Josi an den Arm. Sie zuckte zusammen. Das hatte er früher auch immer gemacht, wenn er was Wichtiges sagen wollte. Und es hatte sie früher schon genervt.
    »Ich teste hier gerade ein neues Programm, ob die Codierung stimmt, damit es nicht abstürzt«, nuschelte er vor sich hin. »Und ich muss sie für die nächste Kalkulation füttern. Natürlich sind sie alle overclocked .«
    Josi verstand kein Wort. Er war in seiner Welt versunken. Dann war er eh nicht mehr zu erreichen. Das kannte sie von früher, auch wenn er da noch nichts mit Computern am Hut hatte. Wahrscheinlich war es keine gute Idee gewesen, so überstürzt herzukommen. Am besten, sie ging jetzt. Sie wollte ihm gerade sagen, dass sie losmusste, da fing Robert an zu fluchen. Irgendwas lief nicht so, wie er wollte. Er starrte auf den Bildschirm. Sein Gesicht schimmerte blau. Josi stand auf. Robert fing an, laut zu lachen, aber es war ein qualvolles Lachen. Und dann fing er an zu weinen. Er rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Tut mir leid, Josi. Tut mir wirklich leid.« Er schluchzte laut auf.
    »Was ist denn, Robert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe so viel Stress in der letzten Zeit. Alles haut irgendwie nicht hin. Ich weiß auch nicht, warum.« Er schluchzte nun wie ein kleines Kind. »Es tut mir so leid, dass das ausgerechnet jetzt passieren muss, wo du da bist.«
    »Ist dir was abgestürzt?«
    »Ich bin doch so glücklich, dass du mich endlich mal besuchst, obwohl es jetzt zu spät ist. Und dann fange ich auch noch an zu heulen. Vielleicht ist das alles ein bisschen viel für mich. Du hier – und …«
    »Und was?« Was meinte er denn damit, dass es jetzt zu spät sei?
    »Es ist alles so verdorben und verrottet. Total kaputt!«
    »Was meinst du denn, Robi?«
    Er holte tief Luft. »Es ist so schön, wenn du michRobi nennst. Das fand ich immer schon so schön.« Er lächelte wieder, wischte sich die Tränen weg. Er hatte also immer noch diese heftigen Stimmungsschwankungen wie früher.
    Ein Computer piepte. Robert sprang auf und wühlte in einer Box auf dem Tisch, zog einen USB-Stick heraus und steckte ihn in den Rechner.
    »Scheiße!«, fluchte er. »Verdammter Mist!« Er haute mit der Faust auf die Tastatur. Es klirrte.
    »Was ist denn passiert?«
    »Was

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