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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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er das gemeint hatte. Robert meinte immer alles genau so, wie er es sagte.
    »Ist das ein Spiel, das du erfunden hast?«
    »Nein, das ist eins zum Warmwerden.«
    »Aber wir haben doch gesagt, wir spielen nur ein Spiel.«
    »Ja, machen wir ja auch. Mein Spiel baut darauf auf.«
    »Mit wem arbeitest du eigentlich zusammen?«
    »Mit einem Team.«
    »Und wer gehört dazu?« Josi hielt die Luft an.
    »Kenn ich doch nicht!«, blaffte er sie an.
    »Wie, du kennst die Leute, mit denen du zusammenarbeitest, gar nicht?«
    »Nur aus dem Internet.«
    »Ist da etwa ein alter Mann dabei? Mit einer Glatze?« Das war ihr jetzt so rausgerutscht.
    »Stehst du jetzt auf alte Männer, oder was?«
    »Häh? Was soll das denn?«
    »Ach, quatsch mich nicht voll und fang endlich an!«, schnaufte Robert. Er war schon wieder auf Anschlag.
    Wie auf ein Stichwort hin erschienen auf dem Bildschirm kleine rote Vögel und dicke grüne Schweine. Das schien ihn sofort zu besänftigen. Er lächelte verzückt. Die Schweine hatten die Eier der Vögel geklaut und schon eine Bratpfanne rausgeholt, um sie zu braten.Nun musste man einen kleinen roten Vogel mit einer Schleuder gegen ein Gerüst schleudern, auf dem ein grünes Schwein saß. Wenn man das Gerüst traf, brach es zusammen und das Schwein fiel runter. Jeder hatte drei rote Vögel, also drei Schuss. Josi traf das Gerüst mit ihren Vögeln kein einziges Mal und wurde von den Schweinen ausgegrunzt. Robert zertrümmerte das Gerüst schon mit dem ersten Vogel und kassierte 10.000 Punkte.
    »Okay, du hast gewonnen.«
    Er freute sich wie verrückt.
    »Also dann …« Sie stand auf, wollte ihm die Hand geben. Er reagierte nicht.
    »Noch eine Runde, bitte!«
    »Nein.«
    »Dann trink deinen Kaffee.«
    »Robert, sorry, ich muss echt los. Nächstes Mal wieder, ja?«
    »So?« Er stand auf und ging auf sie zu. In voller Größe schien er noch gewachsen zu sein.
    Sie drehte sich um und ging zur Tür. »Tschüss, dann.« – Sie hatte es noch nicht mal ausgesprochen, da hechtete er an ihr vorbei, schloss blitzschnell die Tür ab, steckte den Schlüssel in die Hosentasche und ging – mit schlappenden Badelatschen – zurück zu seinem Bürostuhl.
    »Spinnst du?! Mach sofort die Tür auf!«
    »Schrei mich nicht so an, verdammt noch mal!«, schrie er zurück. Dann sagte er ganz ruhig: »Ich will erst noch mit dir spielen. Diesmal zeig ich dir eins von meinen Spielen. Das ist kinderleicht. Ich lass dich auch gewinnen.«
    »Bitte, Robert, mach die Tür auf!« Schweiß trat ihr in den Nacken.
    »Oh, mir scheint, die kleine Schwester ist wirklich in Eile. Warum denn nur, ja, warum denn nur?« Seine Stimme klang hoch und falsch. »Warum denn nicht noch ein bisschen plaudern, kleine Schwester?« Er grinste sie an. »Ich wusste, dass du herkommen würdest. Und ich habe mich so darauf gefreut!«
    Sie kriegte keinen Ton raus. Ihre Knie zitterten. Wäre sie vorhin doch bloß gegangen!
    »Robi, bitte, schließ die Tür auf!«, sagte sie so höflich wie möglich.
    »Ach, so ist das also. Wenn du was von mir willst, nennst du mich Robi.«
    »Stimmt doch gar nicht.«
    »Stimmt ja doch!«
    »Mach verdammt noch mal die Tür auf!«, brüllte sie und musste sich sehr beherrschen, nicht auf ihn loszugehen.
    Er kicherte und kam auf sie zu. Sie wich einen Schritt zur Seite. »Lass uns erst noch ein bisschen über Max reden. Max – so sagst du zu ihm, aber wenn du ihn scharfmachen willst, nennst du ihn bestimmt Maxi?« Er kicherte in sich hinein.
    Josi rang nach Luft und versuchte, Ruhe zu bewahren. »Was soll das? Du kennst ihn doch gar nicht! Was weißt du über Max?«
    »Oh, eine ganze Menge, Josi. Ich pass nämlich auf dich auf, kleine Schwester.«
    Ihr Mund war trocken, sie konnte kaum schlucken. Robert kam ganz nah an sie heran. Er roch nach ranzigerButter. »Wenn du ihm Maxi ins Ohr flüsterst, kannst du alles mit ihm machen, nicht wahr? Genauso, wie du das letzten Samstag getan hast.«
    »Letzten Samstag?«
    »Wer hätte gedacht, dass du so eine Schlange bist, Josi!«, zischte er sie an. Sein Gesicht verzerrte sich.
    Josi haute es fast um. Was wusste er von letztem Samstag? Sag bloß, er hatte sie beobachtet. Aber dazu hätte er im Garten sein müssen, hinter den Linden, auf der Anhöhe, sonst konnte man doch gar nicht in ihr Zimmer gucken, und selbst dann … und wieso nannte er sie eine Schlange? Sie holte tief Luft.
    »Hör auf mit dem Scheiß, Robert, sonst werde ich tierisch sauer!«
    »Ja und? Wen interessiert das

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