Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
Kindskopf, obwohl du schon siebzehn bist. Jetzt machst du erst mal dein Abitur und dann sehen wir weiter. Und bis dahin werde ich das auch noch schaffen.«
    In Wirklichkeit geht es nicht um mich, sondern sie kann sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Und deshalb fragt sie nie nach, wo er gewesen ist oder warum er schon wieder in München übernachtet hat. Sie will einfach nichts wissen und tröstet sich damit, dass er nur hie und da mal eine Affäre hat und er ja immer wieder zu ihr zurückkommt. Und heiraten, so behauptet sie immer noch, wäre für sie sowieso nie infrage gekommen, denn sie wollte niemanden per Gesetz an sich ketten.
    Was für ein Witz! Manchmal spüre ich unbändige Lust, ihr die Wahrheit über Landgraf einfach an den Kopf zu knallen, aber ich habe Angst vor dem, was sie sich dann antun könnte. Und genau dafür verachte ich sie – und weil es gar nicht geht, dass ich meine Mutter so hasse, verabscheue ich wiederum mich, und das Einzige, was dann noch hilft, was mich erleichtert, ist die Klinge, die meine Haut durchbohrt, Millimeter für Millimeter. Dann sprudelt der Hass rot über meine Arme davon und lässt mich seltsam leer zurück.
    »Nachher müssen noch Blumen für eine goldene Hochzeit nach Mehring ausgeliefert werden, kannst du fahren?«
    »Klar.« Wenn sie wüsste, wie gut ich fahren kann, und vor allem, wie oft ich verbotenerweise schon ohne sie herumgefahren bin, wäre sie bestimmt entsetzt. Und morgen früh brauche ich das Auto auch. Nachdem sie beim Großmarkt war, wird sie den ganzen Samstag beschäftigt sein, denn da ist immer am meisten los und es besteht keine Gefahr, dass sie etwas merkt.
    Während wir die Blumen nach Mehring ausliefern, wird mir klar, dass es nicht reicht, die Batterien auszutauschen. Um ganz sicherzugehen, muss ich noch mehr tun. Und ich weiß auch schon, was.

29. Ally
    Die Rückfahrt von Augsburg nach München war viel angenehmer als die Hinfahrt. Die ICs fuhren wieder und ich hatte in einem klimatisierten leeren Großraumwagen viel Zeit, über alles nachzudenken. Am liebsten hätte ich mir aufgeschrieben, was mich beschäftigt, aber ich hatte nichts zu schreiben dabei.
    Es fing alles an, nachdem Mila in meinem Leben aufgekreuzt ist. Erst hat sie zwei Bauchnabelpiercings gekauft, dann die Erinnyie und schließlich sind wir uns näher gekommen, so nah, dass ich Mila sogar geküsst habe. Kurze Zeit später hat sie mir erzählt, was Landgraf ihr angetan hat, und wir haben versucht, ihn mit Fotos zu überführen. Ein Mädchen aus Landgrafs Truppe hat sich umgebracht. Dann ist dieser Tom aufgetaucht, der uns beobachtet hat, plötzlich verletzt war und mich vor Mila warnen wollte. Ich gehe mit Landgraf in die Höhle, er rettet mich und steht mir beim Kotzen bei. Mila wird stinksauer, weil ich es nicht länger übers Herz bringe, Landgraf reinzulegen. Der wiederum küsst Milas Mutter und geht morgen mit Jury in die Höhle, in der wir waren, aber Jury belügt mich und erzählt mir nichts von diesem Vorhaben.
    Warum, warum, warum?
    Mir schwirrt der Kopf. Egal wie sehr ich auch darüber nachdenke, ergeben all diese Puzzlesteine doch kein richtiges Bild. Irgendetwas fehlt da noch.
    Nun bin ich endlich wieder in der friedlichen Stille meiner Wohnung und sehne mich danach, für ein paar Minuten die Augen zuzumachen. Frisch geduscht tappe ich zum Bett, schaue aber vorher noch nach, ob der blickdichte Stoff, den ich übergangsweise vor mein Fenster geklemmt habe, noch richtig befestigt ist. Ja, alles bestens. Dann schnappe ich mir meinen Laptop, weil ich nach Mails gucken will. Und tatsächlich habe ich eine im Posteingang.
    Sie ist von Mila.
    Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen, und während ich mich aufs Bett setze, platze ich fast vor Neugier. Ich bin gespannt, ob sie mir wieder irgendwelche kruden Geschichten auftischen will.
    Hi Ally , schreibt sie, bevor sich unsere Wege trennen, würde ich gern noch einen ganz besonderen Anstecker bei dir bestellen. Etwas, das nicht jede hat. Er soll ganz aus Silber sein und etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück . Und weil du ja so großen Wert auf deine künstlerische Freiheit legst, lasse ich dir vollkommen freie Hand, was die Gestaltung des Themas angeht. Ich denke, dir wird da sicher etwas Passendes einfallen. Thema ist allerdings nicht »Dr. Jekyll und Mr Hyde«, sondern ganz einfach »Hel«.
    Ganz einfach »Hel«? Ich bin auf einmal wieder hellwach. Sie will eine Hel!
    In der Schule haben wir uns neulich erst mit

Weitere Kostenlose Bücher