Lügennetz: Thriller (German Edition)
ich den muskulösen Arm auf der Lehne des rechten Stuhls.
Ich ging hinunter. Da wir kein Corona mehr hatten, schob ich dem Mann auf dem Liegestuhl eine eiskalte Flasche Red Stripe in die Hand.
Zwei Jahre Heilung. Zwei Jahre Liebe. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden.
» Wie kommst du mit der Angelrute voran, Mr Fournier? « , fragte ich.
» Schleppend, Mrs Fournier « , antwortete Peter und grinste mich hinter seiner Sonnenbrille spitzbübisch an.
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Jawoll, richtig geraten! Peter und ich hatten geheiratet.
Oder vielleicht habt ihr es doch nicht erraten. Macht nichts. Ich selbst hatte die Sache nicht kommen sehen.
Ich war während der Frühjahrsferien nach Key West gekommen und nicht nach Hause zurückgekehrt.
» Heute scheint nichts anbeißen zu wollen. « Peter stellte die Bierflasche neben seine Angelrute und umfasste meine Fessel. » Hey, halt, ich glaube, ich habe was. «
Einen panischen Moment lang hatte ich Angst, ich könnte gegen die Kaimauer fallen und hinunterstürzen. Doch plötzlich lag ich mit dem Rücken auf Peters Schoß und kreischte überschwänglich, während er mich unter den Armen kitzelte. In den vergangenen zwei Jahren in Key West hatte ich hervorragende Fortschritte im Kreischen gemacht.
» Du glaubst doch nicht ernsthaft, ich würde dich fallen lassen? « , flüsterte Peter, der mein Ohrläppchen mit den Zähnen festhielt. » Nach allem, was wir durchgemacht haben? Ich habe mein Leben lang nach einer echten Meerjungfrau gesucht. Ich würde dich nie wieder zurück ins Wasser werfen. Auf keinen Fall. «
» Wenn das so ist « , seufzte ich, legte mich in den freien Stuhl und lächelte den gnadenlos blauen Tropenhimmel über Florida an. » Dann muss ich euch Sterbliche eben noch einen weiteren Tag erdulden. «
Was hatten wir nicht alles durchgemacht, überlegte ich mit geschlossenen Augen. Die Nacht des Unfalls fiel mir wieder ein.
Sie schien eine Million Jahre zurückzuliegen.
Nachdem wir vor Peters Haus geparkt hatten, hatte er mich hineingebracht, mich auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer deponiert und gesagt, ich solle mich nicht von der Stelle rühren. Etwa zehn Minuten später hörte ich, wie er den Motor seines Bootes startete. Ich schlief ein und wachte erst wieder auf, als er nach seiner Nachtschicht bei Sonnenaufgang zurückkam, um uns Frühstück zu machen.
Er hatte sich um alles gekümmert. Auch den Camaro hatte er zurückgebracht und Alex gebeten, er möge die Anzeige wegen Autodiebstahls zurückziehen. Es war, als hätte es die Nacht davor überhaupt nicht gegeben.
Als ich am Nachmittag ins Hotel zurückgegangen war, erwartete mich in der Eingangshalle lediglich mein Gepäck. Meine Freunde waren abgereist. Nicht nur Alex und Maureen, sondern auch Mike und sogar Cathy. Ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Ich erinnerte mich, wie wir » Could You Be Loved? « gesungen hatten. Die Antwort in meinem Fall war offenbar ein lautes Nein. Das Leben war wohl keine Episode aus » Friends « , dessen Titelmelodie versprach, man wäre füreinander da. Für mich war keiner da gewesen. Sie hatten sich einen Scheiß darum gekümmert, ob ich noch lebte oder tot war.
Auf der Fahrt zum Busbahnhof hatte mich Peter noch einmal lange angesehen und gesagt, über seiner Garage gebe es ein kleines Zimmer, das er manchmal vermiete. » Wenn du noch nicht so weit bist, um wieder an die Uni zu gehen, könntest du noch zwei Tage bleiben « , sagte er.
Zwei Tage.
Die berühmtesten letzten Worte in Key West.
Als sich zwei Tage zu einer Woche ausdehnten, sagte Peter, Elena, eine Freundin von ihm und ebenfalls bei der Polizei, sei Mitinhaberin der größten Cateringfirma von Florida und suche immer nach Leuten.
Den Cateringjob nahm ich am nächsten Tag an, einen Tag später exmatrikulierte ich mich.
Ich wusste, das war übereilt, wahrscheinlich an der Grenze zum Wahnsinn. Ich wusste aber auch, dass die Dinge jetzt anders lagen. Dass ich anders war. Es war nicht nur der Unfall. Mit der Trennung von meinen Freunden waren die letzten Reste meines alten Lebens weggebrochen. Eine Tür hatte sich geschlossen, und auf geheimnisvolle Weise erzählte mir die Seeluft von Key West, ich solle dort bleiben und warten, bis sich die nächste öffnen würde.
Und genau das passierte.
Von Anfang an benahm sich Peter wie der perfekte Gentleman. Oder eher wie ein Vater oder ein beschützender Bruder. Stets sorgte er dafür, dass ich Sonnenschutzcreme benutzte, genügend aß, genügend Sport trieb und
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