Lügennetz: Thriller (German Edition)
besser. Und genau diese Dinge waren es, wie er wusste, die ihn zum Mann machten.
Es gab keinen Zweifel: Ich liebte meinen Sankt Peter. Ich liebte ihn so sehr, wie man jemanden lieben kann, der nicht nur dein Geliebter und Freund ist, sondern auch dein Held. Hätte es ihn nicht gegeben, hätte ich ihn erfinden müssen.
» Brandy « , sang die schmachtende Siebzigerjahre-Stimme, als ich erneut die Abspieltaste drückte. » Was für eine gute Ehefrau du wärst. Doch mein Leben, meine Geliebte, meine Freundin, ist das Meer . «
Bis zum Mittag hatte ich oben alles gebohnert und gewachst und ging nach unten. Selbst für Key-West-Standard war es heiß, und unten in der düsteren, beengenden Kabine legte sich die warme, stickige Luft wie Frischhaltefolie auf meine schwitzende Haut.
Ich räumte gerade ein paar Papierhandtücher in einen der Unterschränke in der Kombüse, als ich unter der Spüle eine graue, mit Gummibändern befestigte Plastikkiste entdeckte. Sie sah aus wie ein kleiner Werkzeugkasten, doch ich war überrascht, wie schwer sie war, als ich sie am Griff herauszog. Ich setzte mich auf die Treppe, legte die Kiste auf meinen Schoß und ließ die Schlösser aufschnappen.
Mir blieb die Luft weg, und gleichzeitig sackte ich in mich zusammen, als ich sah, was sich in der Kiste befand. Ich zog das Band aus meinem Haar und wischte mir damit den Schweiß aus den Augen.
Ich hatte so was wie eine Erste-Hilfe-Ausrüstung erwartet, doch in dem grauen Schaumstoffpolster lag eine Waffe. Sie war anthrazitfarben, mit Öl verschmiert und ein bisschen größer als eine Pistole. Ein seltsam aussehendes Rohr voller Löcher umgab den Lauf, um den Griff waren mehrere Lagen graues Klebeband gewickelt.
Vorn auf den Abzug waren die Worte » Intratec Miami 9mm « ins Metall gestanzt worden. Im Schaumstoff neben der Waffe lagen zwei dünne, rechteckige Magazine, aus denen die rötlichen Patronenhülsen aus Kupfer herauslugten.
Als Tochter eines Polizisten brachten mich Waffen nicht aus dem Konzept. Ich war mit meinem Vater sogar auf Entenjagd gegangen, so dass ich mit der Schrotflinte und den beiden 9-mm-Waffen umgehen konnte, die Peter in dem in unseren Schlafzimmerschrank integrierten Waffenschrank verwahrte.
Aber war es nicht ein bisschen seltsam, eine Maschinenpistole auf dem Boot zu verstecken? Würde eine Schrotflinte nicht mehr Sinn ergeben? Warum hatte mir Peter nichts davon erzählt?
Ich schloss die Kiste und schob sie sorgfältig dorthin zurück, wo ich sie gefunden hatte, bevor ich wieder ins Haus ging.
Peter stand in Uniform an der Küchenspüle. Er war früher nach Hause gekommen.
» Peter? « , fragte ich.
Mit finsterem Gesicht drehte er sich um. Mit der Hand vor meinem grinsenden Mund sah ich, dass er von der Brust bis zum Schritt mit den Resten weißer, ranzig riechender Kotze bedeckt war.
» Ja, nur zu. Lach mich ruhig aus « , forderte er mich mit breitem Grinsen auf. » Das hat mir eine hübsche, betrunkene Touristin drüben vor dem Hotel La Concha geschenkt. Nett von ihr, was? Riecht, als hätte sie zum Mittagessen Muschelsuppe gegessen. Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich es liebe, Polizist in Key West zu sein? «
Rasch beschloss ich, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, um über Peters Wahl seiner Waffen zu diskutieren. Vielleicht waren die Waffe und das Versteck ein Relikt aus seinen » Hurra, ich bin der Größte « -Tagen während seiner Ausbildung. Vielleicht schoss er damit nur auf Bierdosen, wenn er mit seinen Freunden beim Angeln war.
» Ich hol eben schnell eine Mülltüte « , sagte ich, als der Gestank unerträglich wurde. Ich musste lachen. » Ach, vielleicht sind Feuerzeugbenzin und ein Streichholz besser. «
» He, was soll das? Hast du nicht mal gesagt, ich würde in Uniform scharf aussehen? « Übermut funkelte in seinen blauen Augen.
Ich kannte diesen Blick. » Wage es ja nicht! « , rief ich und rannte los, als er mit stinkendem Hemd und offenen Armen um die Kücheninsel herum auf mich zukam.
» Komm her, Brandy. Wohin willst du, Meerjungfrau? « Lachend rannte er mir auf die Terrasse hinterher. » Sei lieb zu deinem Ehemann, Schätzchen. Bleib einfach stehen und lass dich in die Arme nehmen. «
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Ein Cello, eine Flöte und ein Violintrio stimmten Pachelbels Kanon in D-Dur mit schmerzhaft perfekter Präzision an. Arbeit, Arbeit, Arbeit, seufzte ich, während ich ein Stielglas mit Krug brut füllte, von dem die Flasche zweihundert Dollar kostete. Elegant
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