Lügennetz: Thriller (German Edition)
zauberhaften Frau Vicky und seinen beiden Söhnen, den neunjährigen Zwillingen Michael und Scott, ließ sich durch nichts übertreffen. Wie auf allen ihren Reisen ins Disneyland und auf dem unglaublichen Ausflug im Jahr zuvor nach Europa hatte das Team Fournier unvergesslichen Spaß.
Die Familie Fournier war von Tom Reilly und Ed O’Connor zum Spiel eingeladen worden, zwei New Yorker FBI -Agenten, die Peter einige Jahre zuvor bei einem Kurs der FBI -Nationalakademie kennengelernt hatte. Damals hatte Peter sie und deren Familien zu einem Trainingsspiel der Bostoner und New Yorker Mannschaften in Fort Myers eingeladen.
Die beiden FBI -Bären saßen mit ihren Yankee-Fan-Familien rechts und links der Fourniers. Es wurde viel gefrotzelt, doch alles nur zum Spaß.
Komisch, wohin einen das Leben führt, dachte Peter und blickte lächelnd auf seine beiden Söhne. Als zweitältestes Kind mit neun Geschwistern aus einer verarmten Familie in einer Wohnsiedlung in Südboston hatte Peter den Gedanken, jemals selbst Kinder zu haben, verabscheut.
Um es klarzustellen: Verheiratet zu sein gefiel ihm schon gut. Schließlich gab es nichts Befriedigenderes oder Spaßigeres oder Anständigeres, als eine treue, monogame Frau zu haben. Und im Alter von damals vierzig Jahren, verheiratet mit seiner dritten Frau, war Peter zu der Erkenntnis gekommen, dass er genug Geld besaß, um sich mit einem großen Haus, Kindermädchen und Vorschulen gegen all die übel riechenden Unannehmlichkeiten der Kinderaufzucht zu schützen.
Es hatte sogar besser geklappt als geplant. Er hatte nie eine Windel gerochen, geschweige denn eine gewechselt. Und es war allein seine Entscheidung, an welchen bedeutungslosen Ball- oder Krippenspielen er teilnahm.
Im Moment brauchte er sich nur darauf zu konzentrieren, genügend unvergessliche, spaßige, herzerwärmende Momente zu schaffen, damit ihm seine Familie genügend Freiraum gab. So wie den heutigen prächtigen Abend. Papa zu sein war echt leicht.
Beckett startete das achte Inning mit einem Four-Seamer, bei dem Jeter nur der Mund offen stehen blieb. Peter drückte Vickys Hand, als ihr ansonsten eher schüchterner Sohn Michael von seinem Sitz aufsprang und aufgeregt mit seinem Bruder die Hand abklatschte, während Jeter den Ball verpasste.
Peter blickte voller Verehrung auf Beckett hinunter. Was für ein Kämpfer! Es auf dem Spielfeld zu Unsterblichkeit zu bringen, konnten ihm auch die fünfzigtausend schreienden New Yorker nicht mehr streitig machen.
Noch einen. Komm schon, Josh, noch einen. Bitte, betete Peter.
Beckett warf den nächsten Ball ebenso gnadenlos schnell, Jeter holte aus und traf ihn von unten. Youk rannte von der ersten Base los, doch der Ball prallte von der Trainerbank ab und flog in die Menge.
Verdammt, knapp daneben, dachte Peter. Aber wenigstens war es ein Ausball.
Einen Moment später erschien das Gesicht einer hübschen Jugendlichen auf der Großleinwand über dem Mittelfeld. Sie hatte den Ball gefangen und hüpfte auf und ab, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen.
Das Mädchen kam Peter irgendwie vertraut vor. Ihr Lächeln erinnerte ihn an das Bild seiner verstorbenen Mutter in ihrem Highschool-Jahrbuch. Peter hatte beides, das Bild und seine Mutter, geliebt, trotz ihrer Unfähigkeit, die Beine geschlossen zu halten.
Wie gebannt beobachtete Peter die Wiederholung der Szene, in der das Mädchen den Ball mit einer Hand schnappte. Sie zeigten sogar ein Standbild davon.
Und plötzlich rutschte ihm sein Bier einfach aus der Hand und spritzte um seine Beine.
Weil die gutaussehende, blonde Frau, die das Mädchen umarmte, ihn noch viel mehr an jemanden erinnerte.
An seine tote Frau Jeanine.
54
» Kannst du mir das mal leihen, mein Sohn? « , fragte Peter mit ruhiger Stimme, obwohl sein Herz raste.
» Klar, Dad. « Scott reichte ihm das Fernglas, das einer der FBI ler mitgebracht hatte.
Peter hob das Fernglas an die Augen, ohne auf das dröhnende Johlen zu achten, als Jeter einen Line Drive in die Lücke schlug und Becketts perfektes Spiel ruinierte. Langsam suchte er die Menge hinter der Spielerbank der Yankees ab, wo der Ausball gelandet war.
Er ließ den Blick über die Männer in Anzügen gleiten. Billy Crystal. Eine Gruppe pummeliger Yankee-Fans, die auf ein kleines schwarzes Mädchen mit Kappe der Boston Red Sox zeigten. Der neue, verbesserte Rudy Giuliani ohne über die Glatze gekämmtes Haar.
Er schwenkte das Fernglas die Reihen und Abschnitte hoch und runter, alle der
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