Lügennetz: Thriller (German Edition)
diese Haarproben aus den alten Fallakten besorgen. Wir müssen sie untersuchen lassen. Vielleicht solltest du ins Hotel gehen und dir eine Mütze Schlaf gönnen. Ich jedenfalls muss mich ausruhen. Wir werden morgen ein paar Leuten kräftig in den Arsch treten müssen. Apropos Arschtreten: Danke für deinen Tritt in meinen. «
» Gern geschehen « , erwiderte ich. » Dafür bin ich doch da. «
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Ich erkannte Charlie kaum wieder, als er mich, in einen teuren blauen Anzug gekleidet, mit einem Flughafentaxi abholte.
» Und du hast richtige Schuhe? Budapester? « , wunderte ich mich. » Ich bin schockiert. «
» Ich habe mich sogar rasiert und geduscht « , sagte er, als er seine ausgewölbte Aktentasche hochhob. » Aber wenn du das jemandem verrätst, werde ich kategorisch leugnen. «
Unser Flug ging planmäßig, so dass wir Punkt zehn vor dem Police Department von Boca Raton zweihundertfünfzig Kilometer nördlich von Key West standen. Wir waren mit den Detectives verabredet, die Justin Harris verhaftet hatten, mussten aber in der Eingangshalle fast eine Stunde lang warten, bevor uns die Detectives Roberta Cantele und Brian Cogle von der Mordkommission hereinbaten.
Statt in ihr Büro wurden wir wie Verdächtige neben dem Eingang in ein Verhörzimmer geführt.
» Worum geht’s? « , begann Cogle, ein großer Mann mit weißem Kinnbart und riesigem Bauch unter seinem kubanischen Hemd.
» Hat Ihnen das der Staatsanwalt nicht gesagt? « , fragte Charlie. » Wir müssen uns Tara Fosters ursprüngliche Fallakte noch einmal ansehen. Die Beweismitteltüten. Alle neun. «
» Warum? « , hakte Cantele nach.
» Weil Justin Harris in fünf Tagen hingerichtet werden soll und wir klarstellen wollen, dass dies kein Fehler ist « , erklärte Charlie.
» Ihr gottverdammten Peiniger, äh, ich meine Verteidiger gebt wohl nie Ruhe, was? « , blaffte Cogle. » Sind Sie sich bewusst, dass eins von Harris’ Opfern die Frau von Peter Fournier war, dem Polizeichef von Key West? Sie war nur etwa zwanzig Jahre alt. Lässt Sie das etwa kalt? «
Peter war Polizeichef geworden? Ich versuchte, nicht in Ohnmacht zu fallen. Unglaublich. Furchtbar. Als hätte ich dank meiner Reise hierher nicht schon genug unter Verfolgungswahn gelitten.
» Ich kenne Fournier « , erwiderte Charlie. » Ich bezahle mit meinen Steuern sein Gehalt. Leider. Ich habe seinen dämlichen Arsch am Donnerstag in ›Today‹gesehen, wo er Al Roker gegenüber seine Rechte als Opferangehöriger herunterrasselte und den ganzen Scheiß über ›Harris gehört auf den elektrischen Stuhl‹ und ›Harris ist der Fallschirmmörder‹ und so weiter von sich gab. Ich habe keinen Zweifel, dass seine Frau vom Fallschirmmörder getötet wurde. Das Problem ist– und ich weiß, das ist für euch hier schwer zu verstehen–, dass Justin Harris nicht der Fallschirmmörder ist. «
Ich hatte das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Peter war in der » Today « -Sendung gewesen? Dann hatte ich ihn tatsächlich im Grand Central Terminal gesehen!
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» Harris ist der Fehler « , schoss Cogle zurück. » Und sein mörderischer Arsch wird am kommenden Freitag die gerechte Strafe erhalten. Erzählen Sie keinen Quatsch. Sie haben schon alle Anträge gestellt, die Sie stellen konnten. Alles ist in Ordnung. «
» Das sagen Sie aber nicht nur, weil es Ihnen Arbeit machen würde, wenn wir was fänden, oder? « , merkte Charlie an und zog sein Telefon heraus. » Also, soll ich den Staatsanwalt noch einmal anrufen oder nicht? «
» Schon gut « , stöhnte Cogle und verließ den Raum.
Wir blieben sitzen und warteten. » Das ist doch vergebliche Liebesmüh « , sagte Detective Cantele, die mit ihren Fingern auf den billigen Tisch trommelte. » Es muss ein Scheißgefühl sein, zu wissen, dass Ihr Junge draufgeht und Sie es nicht verhindern können, Baylor. «
Warum hältst du Schlampe nicht einfach dein Maul, hätte ich am liebsten gesagt. Doch Cogle kam rechtzeitig mit einer großen, weißen Schachtel zurück.
Charlie öffnete den Deckel, blätterte rasch durch die Ordner und zog einen Beutel mit einem ausgeblichenen Höschen heraus, den er aber gleich wieder zurückschob. » Wo sind die Haarproben? « , schrie er Cogle an.
» Haarproben? « Cogle kratzte sich am Kopf. » Was meinen Sie? «
Charlie zeigte auf die Beweisliste. » Das hier. Beweis D2. Unter dem Seil wurden Haare gefunden. «
Leise summend ging Cogle die Ordner durch, bis er
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