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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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auch«, schoss ich zurück, woraufhin Diana maulte: »Was ich mach, interessiert eh keinen.«
    Toll! Die Psychofrau hatte es tatsächlich geschafft, uns alle gegeneinander aufzubringen. Dabei mussten wir heute Nacht umso stärker zusammenhalten, wenn wir verhindern wollten, dass noch viel Schlimmeres passierte.
    Chris kam als Letzter aus dem Wald, im Gesicht kreidebleich. »So ein Scheiß«, brummte er.
    Ungefähr gleichzeitig mit Chris kam Norberts Frau an. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass wir wieder vollzählig waren, machten wir uns zusammen mit ihr auf den Rückweg. Ich fragte sie nach ihrem Namen. Sie hieß Daniela.
    »Dann war es wohl wirklich N + D, Norbert und Daniela«, schloss ich und erzählte von dem Herz, das ich in der Baumrinde entdeckt hatte. Sie lachte erfreut. Ich verheimlichte ihr, dass ich auf die andere Seite des Baumes D + M geritzt hatte.
    Diana fragte: »Und das war der Baum, wo du angeschossen wurdest?« Ich nickte.
    »Aha«, machte sie, reagierte aber nicht weiter. Mich beschlich ein komisches Gefühl.
    »Hattest du eigentlich Angst, als du allein im Wald warst, um unsere Namen zu rufen?« Ich wandte mich wieder an Norberts Frau.
    Sie schaute mich aber nur verwirrt an. »Wieso? Wurden eure Namen gerufen? Davon hat Norbert mir gar nichts erzählt.«
    »Ja, das war echt gruselig«.
    »Hm«, machte Diana. »Ich hab meinen Namen nicht gehört.«
    »Ich auch nicht«, erklärte Vero. Nervös starrte ich die beiden an. Vero rief Felix und Chris herbei.
    »Mia sagt, dass irgendeine Stimme im Wald ihren Namen gerufen hat. Habt ihr auch was in der Richtung gehört?«
    Chris schüttelte den Kopf und Felix unkte: »Mia-Mieze, das war sicher nur ein Käuzchen auf Brautschau.«
    Ich nahm mir nicht die Zeit, mich über ihn zu ärgern, sondern sagte zunehmend irritiert: »Seid ihr ganz sicher? Habt ihr nicht mal meinen Namen gehört?«
    In dem Moment vernahm ich Worte aus Quens Mund, die meine Aufmerksamkeit erregten. Im Gehen drehte ich mich zu ihr um. »Was hast du gesagt?«, fuhr ich sie an.
    Sie kaute provokativ lange auf ihrem Kaugummi herum, bis sie sagte: »Nichts.«
    Ich blieb stehen und streckte die Hand aus, um sie am Weitergehen zu hindern.
    »Was soll der Scheiß?«, regte sie sich auf.
    Die nächsten Worte kamen so laut aus meinem Mund, dass die ganze Gruppe stehen blieb und Quen und mich neugierig anglotzte. »Du hast gesagt«, rief ich, »dass ich mich schon wieder in den Mittelpunkt drängen will und deswegen die Sache mit dem Namenrufen erfinde!«
    »Na und, stimmt doch!«
    Das war zu viel. Irgendetwas platzte in mir. Es war sicher nicht der berühmte Kragen und zum Glück auch keine lebenswichtige Arterie, wahrscheinlich war es einfach dieser Ballon, gefüllt mit angestauter Wut, der im Laufe der letzten sechs Jahre mit jeder gehässigen Bemerkung ein wenig größer geworden war.
    Ich schrie, nein, ich brüllte: »Hör endlich auf! Begreifst du gar nicht, was deine ganzen schäbigen Kommentare bewirken? Und deine auch!« Mein Zeigefinger pikste in Amelies Shirt, sie stieß ein Kreischen aus. Ich packte meinen eigenen Schopf und zerrte daran: »Das! Das habt ihr zu verantworten! Egal, wer tatsächlich die Schere in der Hand gehalten hat, ihr wart es jedenfalls, die so was möglich gemacht haben. Ihr habt uns alle vergiftet!«
    »Madl, Madl!« Ich bekam zwar mit, dass Norberts Frau mich ansprach, kümmerte mich aber nicht darum. Auch registrierte ich, dass alle anderen stumm waren, es war eine entsetzte kollektive Stummheit, nur unterbrochen von Quens und Amelies empörten Keuchlauten.
    Ich bewegte mich keinen Millimeter und wandte auch nicht den Blick von den beiden ab. Konfuse Gedanken jagten durch meinen Kopf. Einerseits fühlte ich mich absolut im Recht und stark und stolz, aber gleichzeitig fragte ich mich, ob ich nicht wirklich langsam irre wurde. Irgendjemand fing an zu lachen, Tobi vermutlich. Das Lachen war zwar zögerlich und aufgesetzt, doch es genügte, um die gespannte Atmosphäre zu durchbrechen. Und mein Stolz und meine Kraft waren sowieso so filigran wie Spinnweben, die durch einen Luftzug entzweigerissen werden konnten.
    »Das – das –« Quen wusste offensichtlich nicht, ob sie Tobi dankbar für seinen Lacher sein sollte oder ob dieser eine zusätzliche Beleidigung darstellte. Schließlich entschied sie sich für »Findest du das etwa lustig, wie die mit mir umspringt?«.
    Diana legte den Arm um mich und drängte mich zur Seite. »Süße, was war das?«,

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