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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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kann nicht schlafen«, sagt er so vorwurfsvoll, als sei dies meine Schuld.
    »Schätzchen, was ist denn los? Hast du Durst, oder hast du nur schlecht geträumt?« Da es mittlerweile halb
zehn ist, wage ich zu bezweifeln, dass er sich eine Stunde schlaflos herumgewälzt hat, ohne nach mir zu rufen. Ich kenne doch meinen Sohn!
    »Nö. Ich habe Hunger. Was esst ihr denn da?« Sammy deutet auf die hauchdünnen Papadam-Fladen, die Mia gerade zwischen den Fingern hat.
    »Sind das große Chips?«
    »Nein, sind es nicht. Und selbst wenn. Du hast vorhin ausgiebig gegessen und dir die Zähne geputzt. Also tu mir einen Gefallen, und geh wieder ins Bett, ja?«
    »Nö«, sagt Sammy, die kleinen Hände in die schmalen Hüften gestemmt, und grinst von einem Ohr zum anderen. In seinem blau gestreiften Nacht-Shorty mit Piratenmotiv sieht er zum Anbeißen süß aus. Das Problem ist nur, dass er das leider auch ganz genau weiß.
    »Was heißt hier ›Nö‹?«, rufe ich eine Spur energischer und springe von der Couch. Dann stimme ich Kriegsgeheul an, schnappe mir meinen Sohn, schwenke ihn im Kreis und setze ihn schließlich keuchend ab. Meine Kondition war auch schon mal besser. »So, jetzt aber ab mit dir!« Zu meinem großen Erstaunen trottet Sammy tatsächlich davon. In der Tür dreht er sich noch einmal um und wirft Mia eine lässige Kusshand zu. Ich verkneife mir mit Mühe ein Lachen und hoffe, dass er jetzt nicht total aufdreht und gar nicht mehr zum Schlafen zu bewegen ist.
    »Wo hat er das denn her?«, fragt Mia prustend, als sich die Tür hinter ihm schließt. Das frage ich mich allerdings auch!
    »Keine Ahnung. Vielleicht aus der Schule. Aus dem
Fernsehen, aus dem Internet. Was weiß denn ich. Allmählich habe ich es aufgegeben, mir ständig zu überlegen, wo dieses und jenes herkommt. Die meisten Verhaltensweisen treten zum Glück nur vorübergehend auf, wenn Sammy irgendwen kopiert, den er gerade cool findet. Das da eben war allerdings für einen achtjährigen Jungen wirklich albern.«
    »Aber sehr charmant!«, antwortet Mia grinsend und schenkt uns Wein nach. »Kannst du dir nicht eine Scheibe von ihm abschneiden? Nur eine winzig kleine? Für Sonntag wäre das wirklich hilfreich!«

6
    Ein unmoralisches Angebot - oder die Gunst der Stunde
    OLIVER KRAMER - MITTWOCH, 19. MAI
     
    Simon Gruber sieht mich ungewohnt ernst an.
    »Lieber Herr Kramer, ich muss Ihnen leider sagen, dass in den ersten Kapiteln Ihres neuen Buches die Empathie ein wenig zu kurz kommt. Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch. Sie sind wirklich ein großartiger Autor, einer der besten, die wir in diesem Verlag haben. Aber unserer Meinung nach handeln Sie dieses wichtige Thema ein klein bisschen zu … wie soll ich es am besten formulieren …«
    »… zu routiniert ab«, vervollständigt Patricia Hardeland den Satz ihres Vorgesetzten.
    Ich bin überrascht. Als Assistentin der Verlagsleitung steht ihr eine solche Meinungsäußerung eigentlich gar nicht zu. Normalerweise ist es bei Meetings ihre Aufgabe, für Kaffee und Kekse zu sorgen und den Gesprächsinhalt zu protokollieren. Ich fühle mich unbehaglich - so eine Situation ist neu für mich. Alles, was bislang an meinen Manuskripten jemals kritisiert wurde, war ein falsch gesetztes Komma hier oder da. Aber auch das nur selten. Was also ist passiert?

    »Bis auf die Tatsache, dass das Thema neu für mich ist, hat sich an meiner Arbeitsweise nichts geändert«, hebe ich zu einer Erklärung an, auch wenn ich eigentlich nicht der Ansicht bin, dass dies vonnöten ist.
    Simon Gruber nestelt an seiner Krawatte. Offenbar ist er nervös. Oder fällt ihm selbst gerade auf, wie scheußlich das Ding ist? Ich persönlich halte ja rein gar nichts von Krawatten und kann nicht nachvollziehen, dass sie für viele Typen Männlichkeit symbolisieren.
    »Und genau das, lieber Herr Kramer, ist das Problem! Das ist es, was Frau Hardeland mit ›routiniert‹ gemeint hat. Sehen Sie, es ist nun mal nicht allen Menschen vergönnt, so attraktiv zu sein, dass die Suche nach dem Partner fürs Leben ein Kinderspiel darstellt.«
    »Deshalb schreibe ich ja auch dieses Buch«, antworte ich, leicht genervt. Keine Ahnung, was Herr Gruber heute für ein Problem hat. Vielleicht hat er schlecht geschlafen oder hatte schon am frühen Morgen Stress mit seiner Frau. Womöglich war der Stein des Anstoßes dieses grauenvolle Etwas von Krawatte in modischem Fliederton mit schwarzem Paisley-Muster.
    »Was Herr Gruber damit sagen möchte, ist,

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