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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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sehen, und folgt mir auf Schritt und Tritt. Gegen elf Uhr - ich bin schon leicht angeschickert, Nina ebenfalls - nutzt sie den Moment, als Carsten sich Nachtisch vom Buffet holt. Lasziv beugt sie sich vor, und meine Augen verfangen sich in ihrem tiefen Ausschnitt. Während ich
noch überlege, was sie damit bezweckt, unterbreitet sie mir ein unerwartetes, unmoralisches Angebot:
    »Na, Oliver, Lust auf einen Quickie?«
    Keine Ahnung, weshalb ich das tue, aber eine Minute später finde ich mich mit ihr im Gästezimmer wieder. Ich schließe ab und warte, was passiert.
    Das Licht der Straßenlaterne ist hell genug, um zu erkennen, wie wohlgeformt und wundervoll ihr Körper ist. Erinnerungen werden wach …
    Nina befreit sich mit geübten Handgriffen von ihrem schwarzen Minikleid und steht kurz darauf in rotem Spitzen-BH und Strapsen vor mir. Ihr Mund lächelt verführerisch, ihre Haut verströmt den Duft schweren Parfüms. Die Frau ist Sex pur.
    Ich denke: Sorry, Carsten, ist nicht persönlich gemeint, und lasse meine Jeans von der Hüfte gleiten …

7
    Generalüberholung
    FRANCA PETERS -
    DONNERSTAG, 20. MAI, BIS SAMSTAG, 22. MAI
     
    Gähnend rasple ich zwei Bio-Äpfel in eine Schale und starre aus dem Küchenfenster. Ich bin übermüdet, weil Sammy mich die ganze Nacht auf Trab gehalten hat. Kurz nachdem Mia gegangen war, hat er nach mir gerufen und musste sich dann übergeben.
    Warum werden Kinder eigentlich andauernd krank?, überlege ich, während ich schwarzen Tee in eine Thermoskanne fülle und aufs Tablett stelle. Es ist kurz vor acht, gleich muss ich im Sekretariat von Sammys Schule anrufen, um ihn krankzumelden.
    Nachdem ich meinen Sohn mit geriebenen Äpfeln, Tee und seinem Lieblingscomic versorgt habe (gut, dass der Kiosk so früh öffnet), setze ich mich an den Schreibtisch und fahre den PC hoch. Heute ist Tag eins der Jobsuche - allerdings bin ich überhaupt nicht in Stimmung. Werbung für eine Karibikreise ziert die Startseite meines E-Mail-Accounts, und einen kurzen Moment lang zieht sich alles in mir zusammen. Wie lange ist es eigentlich her, seit ich im Urlaub war? Und damit meine ich keine
Campingtrips nach Fehmarn, verlängerte Wochenenden auf Norderney oder die Woche auf dem schleswig-holsteinischen Bauernhof im vergangenen Sommer. Ich denke an echten Erwachsenen-Urlaub: Badeferien auf Sardinien, Kulturtrips nach Barcelona oder Lissabon, Sprachurlaub in Frankreich, Ayurveda-Kuren in Indien oder was auch immer. Ohne frühes Aufstehen, ohne Suche nach einem Babysitter oder sonstigen Unterbringungsmöglichkeiten, ohne Gemurre übers Essen, abendliches Vorlesen oder Krankenpflege. Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, überfällt mich schon das schlechte Gewissen. Natürlich möchte ich Sammy keine Sekunde meines Lebens missen, aber auch ich habe Bedürfnisse! Und je älter ich werde, desto stärker werden sie, obwohl ich mir das nur ungern eingestehe.
    Mia hat bestimmt recht. Die Tatsache, dass ich plötzlich einen wildfremden Mann attraktiv finde, beweist, dass ich jetzt lange genug allein war. Auch für Sammy wäre es gut, eine männliche Bezugsperson zu haben, auf die er sich mehr verlassen kann als auf Ralf. Jemanden, der ihm gesunde Grenzen setzt, der seine maskulinen Charakteranlagen fördert und positiv stärkt.
    Auch wenn es zahlreiche Studien gibt, die besagen, dass Kinder nicht zwingend beide Geschlechter brauchen, um sich gut zu entwickeln, bin ich anderer Ansicht. Sammy ist viel zu oft von Frauen umgeben. Zu Hause, in der Grundschule, im Hort. Wenn ich sehe, wie sehr er seinen Musiklehrer anhimmelt, bei dem er einmal die Woche zum Trommeln geht, bricht es mir manchmal schier das Herz. Vielleicht sollte ich mir wirklich einen
Ruck geben und zu diesem Speed-Dating-Dings gehen. Was habe ich schon groß zu verlieren? Doch nur eine gute Stunde meiner Zeit. Maximal.
    Beim Gedanken daran, mich vor mindestens zehn potenziellen Partnern zu exponieren, beginne ich zu zittern. Fragen über Fragen türmen sich in meinem Kopf, und nach einem Blick in meinen Kleiderschrank macht sich Panik in mir breit. Ich habe einfach nichts Passendes anzuziehen.
    Zeit, Mia anzurufen, würde ich sagen.
    Die sitzt zum Glück noch beim Frühstück, weil sich ein Coaching-Termin verschoben hat.
    »Kannst du mir verraten, was ich Sonntag tragen soll? Ich habe nur diese überaus praktischen Mama-Klamotten, aber nichts, was einen erwachsenen Mann beeindrucken könnte«, frage ich verzweifelt.
    »Ich dachte schon, du

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