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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Alfa über die Autobahn zu brausen. Ich mag meine Wohnung. Ich erinnere mich an viele tolle Urlaube …«
    »Kennst du dieses Gefühl auch in Zusammenhang mit menschlichen Begegnungen oder nur in Kombination mit materiellen Dingen?«, neckt Franca mich, doch ihre Augen sprechen eine andere Sprache.
    Ich denke, sie hält mich für oberflächlich. Liegt darin vielleicht das Problem? Steht sie nur auf Männer mit echtem Tiefgang?
    »Doch, natürlich kenne ich das. Ich habe wirklich großartige Momente mit Dominic und seiner Frau Carla erlebt. Ich liebe meine Eltern …« Mist, warum fällt mir nicht mehr ein?
    Franca sieht mich mit großen Augen an.
    Erwartet sie jetzt etwa, dass ich ihr von irgendeiner sinnstiftenden Begegnung mit jemandem wie dem Dalai Lama erzähle? Soll ich sagen, dass ich schon Seite an Seite mit Richard Gere für die Freiheit Tibets gekämpft habe und wie glücklich mich das gemacht hat? Oder dass Mutter Teresa (Gott hab sie selig!) früher meine beste Freundin war?
    »Und was ist mit deiner Tochter?«, will Franca wissen, und ich könnte mich augenblicklich ohrfeigen. Natürlich! Ich hätte sagen müssen, dass Lucia mein kleiner Sonnenschein ist, mein Grund zu leben, mein Hort der Glückseligkeit!
    »Äh, ja, natürlich«, stottere ich. »Das ist irgendwie so selbstverständlich für mich, dass ich tatsächlich vergessen hatte, sie zu erwähnen.«

    O Mann, Oliver - das ist wirklich eine ganz, ganz schwache Nummer.
    Francas Miene wirkt unterkühlt.
    »Wie geht es Lucia eigentlich? Hat sie eine schöne Zeit bei deinem Freund und seiner Frau?«
    Los, gib Gas! Beweis ihr, dass du ein liebender Vater bist und es niemanden auf der Welt gibt, der dir so viel bedeutet wie deine Tochter!
    »Lucia geht es bestens«, antworte ich. »Gerade heute Morgen hat sie zu mir gesagt, dass ich ruhig noch ein paar Tage länger wegbleiben kann. Offenbar verwöhnen die beiden sie nach Strich und Faden, vermutlich wird sie mich gar nicht wiedererkennen, wenn ich zurück bin.«
    »Und was machen sie anders als du?«, hakt Franca nach, und ich habe plötzlich das Gefühl, von Supernanny ins Gebet genommen zu werden.
    »Sie erlauben ihr, Cola zu trinken, zu naschen, viel fernzusehen, länger aufzubleiben …« Mehr Privilegien fallen mir auf die Schnelle leider nicht ein.
    Francas Gesicht erstarrt zu einer Maske des Entsetzens.
    »Und du bist dir sicher, dass das alles gut für deine Tochter ist?«, fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Am liebsten würde ich sagen: »Nun mach dich mal locker, Baby! Lucia ist ja nicht deine Tochter.« Aber das wäre wohl unpassend. Also versuche ich es mit meinem charmantesten Lächeln. Doch das scheint nicht zu wirken, Franca benimmt sich auf einmal wie die Gouvernante vom Dienst.

    »Du weißt aber schon, dass Cola, zu viele Süßigkeiten, überhöhter Fernsehkonsum und Schlafmangel ungesund sind?«, fragt sie, und jetzt fehlt nur noch, dass sie anklagend einen Zeigestock schwingt und mir damit strafend auf die Brust klopft.
    Doch ich will nicht, dass sie so mit mir redet und mich behandelt, als sei ich geistig unterbelichtet. Und noch schlimmer - ein schlechter Vater.
    »Was für meine Tochter gut oder nicht gut ist, überlass mal besser mir!«, brause ich auf. »Stell dir nur vor, dass Cola nicht so gesund ist wie frisch gepresster O-Saft oder Bio-Milch hat sich sogar bis zu mir herumgesprochen! Und mir ist durchaus klar, dass Lucia mindestens acht Stunden Schlaf braucht und Horrorfilme ihr Albträume bereiten. Aber verlass dich drauf: Das alles wissen Dominic und Carla ebenfalls.«
    Mann, bin ich sauer!
    Franca aber offenbar auch. Und so kommt es, dass wir an unserem letzten Urlaubstag auf einer malerischen Terrasse sitzen und über die Erziehung meiner fiktiven Tochter streiten wie ein altes Ehepaar. Gott sei Dank sind alle anderen Gäste schon unterwegs! Und der nervige Ziegenbock frühstückt heute mit seinesgleichen.
    Mit großem Unbehagen stelle ich fest, dass ich über keinerlei Beziehungsstreitkultur verfüge. Aber wie auch, ohne Beziehungserfahrung?
    Lauren hat immer nur auf mich eingekeift, sich nach ihren Ausbrüchen aber stets sofort entschuldigt, um mich nicht zu verlieren. Das war zwar nervig, allerdings auch ganz easy.

    Franca ist da bestimmt ein völlig anderes Kaliber - die Frau weiß offenbar, was sie will, oder vielmehr nicht will. Irgendwie sehr, sehr sexy!
    »Lass uns an unserem letzten Tag nicht streiten«, lenke ich ein. »Überlegen wir lieber, wo wir den

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