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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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energisch, während mein Herz bis zum Hals klopft.
    »Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Sammy hat die Windpocken.«

    Gut, dass ich schon sitze.
    »O nein«, stöhne ich auf. »Warst du schon mit ihm beim Arzt?«
    Ich muss jetzt versuchen, die Nerven zu behalten.
    »Ja, wir waren gerade bei Doktor Lebert. Er hat gesagt, dass momentan viele Patienten damit zu ihm in die Praxis kommen. Aber mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder. Versuch trotzdem, die Zeit auf Mallorca zu genießen. Ich habe dich schließlich auch gut durch deine Kinderkrankheiten gebracht.«
    »Hattest du eigentlich Windpocken?«, frage ich, plötzlich alarmiert.
    »Das wollte Doktor Lebert auch gleich wissen. Dummerweise habe ich keine Ahnung. Du hattest sie übrigens nicht, soweit ich mich erinnern kann.« Ich verfluche mich dafür, dass ich so egoistisch bin, einfach Urlaub zu machen, während mein kleiner Sohn krank zu Hause liegt. Nun kann ich nur noch hoffen, dass meine Mutter sich nicht bei Sammy ansteckt, denn soweit ich weiß, sind Windpocken hochinfektiös und für Erwachsene alles andere als ein Kinderspiel.
    »Pass auf, Mama. Ich telefoniere ein bisschen herum und buche so bald wie möglich einen Rückflug. Vielleicht kann ich bis heute Abend schon wieder in Hamburg sein.«
    Doch einige Telefonate später weiß ich: Alle Flieger sind ausgebucht, mir bleibt lediglich eine Maschine Donnerstag früh um sechs. Mist, wieso muss alle Welt ausgerechnet in diesen Tagen von Mallorca nach Hamburg fliegen? Und was sage ich Oliver?

    Ich flüchte mich wieder in eine mittlerweile allzu vertraute Methode - die Lüge. Ich behaupte, wegen eines beruflichen Problems zurückfliegen zu müssen.
    »Tut mir wirklich furchtbar leid«, beende ich meine Erklärung. Oliver macht ein Gesicht, als hätte ich ihm gerade einen Eimer Ziegenmilch über den Kopf geschüttet.
    »Ich finde, wir machen uns jetzt trotzdem einen schönen Tag und denken nicht daran, dass ich bald wieder nach Hamburg muss, okay? Wir könnten nach Valldemossa fahren und das Kloster besichtigen, in dem George Sand und Chopin gewohnt haben.«
    Oliver nickt, aber eher gottergeben als wirklich erfreut.
    »Klar, warum nicht. Immer wieder interessant zu sehen, wo diese Furie ihren Lover so fertiggemacht hat, dass er fast an einer Lungenentzündung gestorben wäre …«
    Oh, oh, Oliver scheint doch saurer zu sein, als ich dachte.
    Nichtsdestotrotz befinden wir uns kurze Zeit später auf der Küstenstrasse Richtung Port D’Andratx.
    Nach einer kurvenreichen Fahrt, während der wir uns betreten anschweigen, sind wir endlich am Ziel. Als Erstes bestaunen wir die üppige Blütenpracht des Klostergartens.
    Ich bin allerdings nicht ganz bei der Sache, weil ich andauernd an Sammy denke. Auch Oliver scheint in Gedanken woanders zu sein.
    »Wollen wir hineingehen?«, frage ich schließlich, bemüht,
die Stimmung zwischen uns nicht endgültig kippen zu lassen. Beleidigte Männer können eine echte Plage sein …
    Doch auch das trägt nicht zur Stimmungsaufhellung bei. Weder das berühmte Pleyel-Klavier, auf dem Chopin seine Préludes komponiert hat, noch die Klosterzellen oder das Originalmanuskript von George Sands Winter auf Mallorca können seine Laune heben. Die Reliquien wie die Haarsträhnen und die Totenmaske des berühmten Komponisten schauen wir uns erst gar nicht an, wer weiß, welche Wirkung das auf Oliver hätte.
    »Sei mir nicht böse, aber das ist mir zu morbide«, findet Oliver endlich seine Sprache wieder. »Lass uns lieber nach Port D’Antratx fahren und einen café con leche trinken, okay? Es wäre doch schade, wenn wir keine Sonne mehr abkriegen würden, bevor du nach Hamburg zurückmusst.«
    Okay, ich habe den Seitenhieb verstanden.
    Da werde ich mich den Rest des Tages wohl besser bemühen, selbst ein kleiner Sonnenschein zu sein, um Olivers Herz wieder ein bisschen zu erwärmen …

20
    Wann warst du zum letzten Mal richtig glücklich?
    OLIVER KRAMER - MITTWOCH, 9. JUNI
     
    »Nein, es läuft ganz und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe«, beklage ich mich bei Dominic, der mich frühmorgens aus dem Bett geklingelt hat, um zu hören, wie es mir geht. Warum habe ich Idiot nur vergessen, heute Nacht mein Handy auszuschalten?
    »Was ist passiert? Lässt sie die Diva raushängen?«, fragt er amüsiert. »Wenn ja, kann ich nur sagen: Willkommen in der Wirklichkeit, Oliver! Das Leben läuft nicht immer nach Plan.«
    »Hahaha!«
    »Nein, im Ernst, wo liegt

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