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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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eigentlich wegen deiner Kündigung? Kann dieser Julius Humbert etwas für dich tun?«
    »Er hat mit Ingrid Arnold telefoniert und sie aufgefordert, einen Nachweis dafür zu erbringen, dass ich meinen Job nicht ordentlich gemacht habe. Als mein Anwalt hat er ihr klargemacht, dass ich natürlich Einspruch gegen die Kündigung erheben werde, wenn nicht alles korrekt abläuft.«
    »Aber dann hast du im Grunde doch kaum etwas zu befürchten, oder?«
    Ich denke kurz nach.
    »Nein, eigentlich nicht. Laut Julius werde ich mich wohl mit Pure-Nature auf eine Fortzahlung von mindestens drei Monaten einigen und kann mir in dieser Zeit in Ruhe etwas Neues suchen. Weiter mit Frau Arnold zusammenzuarbeiten, kommt für mich sowieso nicht mehr infrage.«
    Meine Mutter nickt. Sie selbst hat sich nie verbogen oder gegen ihre Überzeugung gehandelt, und so hat sie auch mich erzogen.
    »Hast du denn schon irgendeine Idee, was du machen möchtest? Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich halte diese Jobberei in der Kanzlei von Mias Freund für keine so gute Idee. Ich finde, du solltest dir lieber etwas suchen, was dir richtig Spaß macht, anstatt dich weiter mit Kompromissen über Wasser zu halten.«

    »Ach Mama«, seufze ich. »Natürlich hast du recht, und ich bin auch alles andere als scharf darauf, irgendwelche verstaubten Akten zu katalogisieren und von A nach B zu tragen. Aber von irgendetwas muss ich schließlich meine Miete bezahlen.«
    »Gibt es denn etwas, das du wirklich gern tun würdest, wenn es keine finanziellen Zwänge gäbe?« Sie lächelt so lieb, dass mir ganz warm ums Herz wird.
    »Hm, gute Frage. Eigentlich macht mir Pressearbeit ja Spaß … aber wenn ich so recht überlege, hatte ich in den letzten Jahren gar keine Zeit darüber nachzudenken, was ich wirklich mit meinem Leben anfangen will. Nach der Uni wollte ich erst einmal Geld verdienen, dann habe ich geheiratet, Sammy wurde geboren, und was danach kam, weißt du selbst am besten. Ich hatte doch gar keine andere Wahl, als dafür zu sorgen, dass es uns als Familie gut ging.«
    »Dann mache ich dir jetzt ein Angebot, Schätzchen: Während wir an der Ostsee sind, überlegst du dir, was du in Zukunft gern machen möchtest. Und sobald du es weißt, sprechen wir darüber und überlegen, wie ich dir bei deinen Plänen finanziell unter die Arme greifen kann.«
    Mir schießen vor Rührung Tränen in die Augen. Seit ich denken kann, waren meine Eltern in dieser Hinsicht sehr streng und haben mir immer klargemacht, wie wichtig es ist, stets auf eigenen Beinen zu stehen. Und nun will meine Mutter mich auf einmal unterstützen?
    Sie grinst.
    »Ich weiß genau, was in deinem Kopf vorgeht. Aber
nun ist es an der Zeit für ein bisschen Luxus! Du wirst bald vierzig und solltest künftig in einem Bereich arbeiten, der dir wirklich Freude macht, der dich ausfüllt und es dir ermöglicht, mit Sammy ein sorgenfreies Leben zu führen. Und wenn ich dazu beitragen kann, will ich das gern tun, schließlich möchte ich, dass ihr beide glücklich seid.«
    Ich schlucke. Das sind plötzlich vollkommen neue Perspektiven.
    »Wir trinken auf deine neue berufliche Zukunft!«, sagt meine Mutter und erhebt das Glas. »Ich bin schon gespannt zu hören, wofür du dich entscheidest …«

30
    Liebestöter
    OLIVER KRAMER - DIENSTAG, 29. JUNI
     
    Ich sitze vor dem Rechner und gähne. Seit Stunden schon recherchiere ich anhand des Programmprofils der bekannten Verlage, ob es irgendwo noch eine Marktlücke gibt, die ich sinnvoll schließen könnte. Doch wie es scheint, ist bereits alles ausgereizt, hundertfach gedreht, gewendet und erzählt. Es wird viel neuer Wein durch alte Schläuche gegossen, wie es so schön heißt. Oder war es alter Wein durch neue Schläuche?
    Egal!
    Vielleicht sollte ich mich von der Idee, ein neues Buch zu schreiben, verabschieden und tatsächlich über Dominics Vorschlag nachdenken, wieder als Therapeut zu arbeiten.
    Ich schließe die Augen, kippe die Lehne meines Schreibtischstuhls nach hinten und lasse die Zeit vor ungefähr fünfzehn Jahren Revue passieren: Ich sehe mich als beinahe Dreißigjährigen, ein wenig schlanker, ein wenig glatter im Gesicht, ohne graue Haare, dafür aber mit weitaus mehr Flausen im Kopf. Ein attraktives Bürschchen, ein wenig selbstverliebt und mindestens ebenso selbstherrlich.
Weshalb ich damals ausgerechnet Psychologie studiert habe, weiß ich gar nicht mehr so genau. Vielleicht war der NC dafür niedriger als für Medizin? Weitaus besser

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