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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Zumutung, aber diesmal ist es anders: Ich spüre, dass mein Leben sich verändert. Und dazu gehört anscheinend, um halb acht morgens aufzustehen.
    Carpe diem!, lautet die Devise. Und wenn es hilft, dann pflücke ich den Tag eben schon zu nachtschlafender Zeit!
    Ein wenig enttäuscht, Franca noch nicht endgültig losgeworden zu sein, setze ich mich an den Computer. Um mich abzulenken, surfe ich im Internet. Wie durch Zauberhand google ich den Namen »Samira« und gebe als weiteres Stichwort »Hamburg« ein.
    Zu meiner Überraschung erscheint diese Kombination dreimal. Die erste Samira ist Inhaberin eines Fleischerfachgeschäfts, die zweite eine Katze, deren Besitzerin offenbar eine eigene Homepage für ihren Liebling ins Leben gerufen hat, und die dritte ist Kinesiologin. Unter www.kinesiologiefuergutesleben.de bietet eine gewisse Samira Troller ihre Dienste an.
    Aufgeregt klicke ich auf den Button »Über mich« und blicke in die tiefblauen Augen der engelsgleichen Frau, der ich bei Wrage begegnet bin. Wow!
    Während ich mich darüber freue, dass ich Samira ausfindig gemacht habe, stelle ich mir die Frage, was Kinesiologie
eigentlich ist. Dank Wikipedia kann ich diese Wissenslücke schnell schließen.
    Samira beschäftigt sich offensichtlich mit einer alternativen Methode der Diagnostik bei körperlichen und seelischen Erkrankungen, basierend auf dem sogenannten »Muskeltest«. Ich überfliege rasch das Thema Geschichte (ein Ami namens Goodheart hat das Ganze erfunden, wobei mich allein sein Nachname schon ein wenig skeptisch werden lässt) und arbeite mich dann direkt zu der Testmethode vor.
    Hier zeigt sich mal wieder, dass ich sowohl in Biologie als auch in Physik eine absolute Niete war, denn ich habe Mühe zu verstehen, worum es geht. Samira zum Glück offenbar nicht, was sie dazu befähigt, ihre Patienten zu heilen, indem sie deren emotionale oder körperliche Blockaden lokalisiert. Sie übt über den sogenannten Indikator-Muskel Druck auf den ausgestreckten Arm des Patienten aus, wobei sie ihn mit einer Frage konfrontiert. Während der Befragte mit Ja oder Nein antwortet, bleibt der Arm entweder ausgestreckt - oder wird weich und nachgiebig.
    Interessant! Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich zwar immer noch nicht so ganz, wie das funktioniert, aber meine Neugier ist geweckt. Ehe ich es mich versehe, schicke ich auch schon eine Nachricht an Samira mit der Bitte um Terminvereinbarung.
    Ich verschweige in der E-Mail, dass wir uns schon einmal getroffen haben, und schreibe stattdessen, dass ich die Antwort auf ein emotionales Problem suche, mit dem ich mich derzeit herumschlage. Nur eine halbe
Stunde später bekomme ich einen Termin für Freitag elf Uhr in ihrer Praxis in Othmarschen. Vor elf nimmt Samira sowieso keine Patienten an, erfahre ich auf ihrer Website. Sehr sympathisch! Diesbezüglich liegen wir also schon mal ganz auf einer Wellenlänge …

31
    Eiszeit
    FRANCA PETERS - DONNERSTAG, 1. JULI
     
    »Sammy, trödle nicht rum, wir müssen los«, ermahne ich meinen Sohn und überlege, wie viele Mütter um diese Uhrzeit ihre Kinder am liebsten in ein Internat geben oder auf den Mond schießen würden. Doch anstatt auf mich zu hören, hat mein Sohn die Ruhe weg, vermutlich, weil heute der letzte Schultag ist. Ich hingegen habe noch einiges vor und bin deshalb ein wenig hektisch. »Dann darfst du heute Abend eben nicht fernsehen«, zünde ich die letzte Stufe der Drohungsrakete.
    Stufe eins lautet: »Wenn du in zehn Minuten nicht fertig bist, fährst du mit dem Rad!«
    Stufe zwei: »Wenn du dich nicht beeilst, musst du ohne Frühstück los!«
    Wie immer wirkt die letzte Drohung, und ich kann Sammy rechtzeitig am Schultor abgeben und dann weiterfahren. Ich will ins Einkaufszentrum Mercado in Ottensen, um für den Urlaub an der Ostsee einzukaufen und mich ein wenig in der Gegend umzusehen. Seit gestern reift in mir nämlich eine Idee, der ich gerne in den kommenden Tagen und Wochen nachgehen will …

    Nachdem ich Sonnenmilch, eine neue Badehose für Sammy, ein paar Comics und ein Abenteuerbuch gekauft habe, verlasse ich das Mercado, um im Tarifa einen Toast zu essen und Kaffee zu trinken.
    Ich setze mich an einen der einfachen Holztische mit Blick auf die Große Rainstraße und beobachte die Ottensener.
    Bevor ich Ralf geheiratet habe, habe ich in diesem Viertel gewohnt und wäre sehr gern wieder hierhergezogen, aber mittlerweile ist dieser Stadtteil so hip, dass freie Wohnungen eine Rarität und die Mieten

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