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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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stürzt. Genau genommen habe ich es hier mit den sterblichen Überresten meiner Liebe zu Franca zu tun.
    Was mache ich denn jetzt damit?
    An der Elbe verstreuen und dabei zusehen, wie sich der Staub mit dem Flusswasser vermischt?
    In ein hübsches Schmuckkästchen packen, eine Schleife darumbinden und für den Rest aller Tage an einem besonderen Ort aufbewahren?
    Oder schlicht und einfach in den Haushaltsmüll kippen?
    Ich fürchte, ich muss jetzt jemanden anrufen, der sich mit so etwas auskennt …
    »Hallo, Carla, hier ist Oliver. Störe ich gerade?«
    Tue ich nicht, allerdings ist Carla sehr verwundert, dass ich diesmal sie und nicht Dominic sprechen möchte.
    »Ich habe hier so ein kleines … ähem … Bestattungsproblem, zu dem ich gern deine Meinung wüsste«, sage ich unsicher und hoffe, dass Carla mich nicht für vollkommen bekloppt hält.
    »Ist einer deiner Goldfische gestorben?«
    »Nein, das nicht. Die Fische habe ich doch schon länger nicht mehr«, antworte ich, immer noch verlegen.
    »Ach deshalb«, entgegnet Carla bedeutungsschwanger.
    »Was, weshalb?«, frage ich, verwirrter als vorher.
    »Deshalb hast du im Moment diese Jobkrise.«
    »Wie? Was denn für eine Jobkrise?«
    Mist, warum habe ich bloß Carla angerufen?
    »Acht Goldfische stehen laut Feng-Shui für Reichtum
und Ausgeglichenheit. Und soweit ich weiß, bist du momentan alles andere als ausgeglichen, und dein Buchvertrag ist geplatzt. Das könnte damit zu tun haben, dass du die Fische weggegeben hast. Du hast sie doch … weggegeben, oder?« Carla klingt besorgt.
    Ich selbst bin es auch. Hatte ich wirklich acht Goldfische, und wenn ja, woher weiß Carla das?
    »Woher weißt du das mit meinen Goldfischen?«, frage ich kleinlaut.
    »Wir haben sie dir geschenkt, schon vergessen? Zu deinem vierzigsten Geburtstag. Wenn diese Fische nämlich ihre Energie entfalten sollen, müssen es auch wirklich acht sein. Stirbt einer von ihnen, ist es auch okay, denn die Zahl sieben steht für die Vollkommenheit. Sollte aber ein weiterer fehlen, muss er auf alle Fälle sofort ersetzt werden, sonst gerät das System aus dem Gleichgewicht!«
    Ich habe Schweißperlen auf der Stirn, denn ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern, was aus den goldigen Tierchen geworden ist. Ich fürchte, ich habe sie wohl ein wenig vernachlässigt … und dann hat meine Putzfrau sich ihrer angenommen … Ich werde Frau Wolter danach fragen müssen, wenn sie übermorgen kommt.
    »Können wir jetzt das Thema wechseln?« Um Carla von den Fischen abzulenken, erzähle ich ihr von meiner Räucher-Aktion.
    Zum Glück schluckt sie den Köder.
    »Aha, aha«, sagt Carla in regelmäßigen Abständen, und fast scheint es mir, als nickte sie am anderen Ende der Leitung zustimmend. »Ich verstehe. Wie es aussieht,
mein Lieber, hat das Ganze nicht geklappt. Die Tatsache, dass du dich mit der Entsorgung so schwertust, zeigt, dass du dich noch nicht wirklich von ihr gelöst hast.«
    Toll, das wusste ich auch schon vorher!
    »Und was schlägst du vor? Hast du irgendeinen Tipp für mich, der mir das Loslassen erleichtert?«
    »Ich habe keinen Tipp, sondern eine Frage: Wieso um alles in der Welt willst du Franca aus deinem Leben verbannen? Nach allem, was ich von Dominic weiß, scheint sie eine interessante Frau zu sein, und du warst doch richtig verliebt in sie. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann du das letzte Mal so etwas für jemanden empfunden hast.«
    Ich unterbreite ihr in wenigen Sätzen meine Theorie, wonach Franca sich wieder mit ihrem Exmann versöhnt hat.
    »Weißt du das ganz sicher, oder ist das eine bloße Vermutung?«
    »Nun ja, es ist eher so etwas wie vermutetes Wissen oder gewusste Vermutung.« Was rede ich da bloß für einen Blödsinn?
    »Oliver, sei mir nicht böse, aber ich finde, du redest ziemlichen Unsinn!«
    Sag ich ja!
    »Weißt du was? Komm doch am Donnerstag zu uns zum Frühstück, und dann reden wir über alles, okay? Aber versprich mir, dass du bis dahin nichts Unüberlegtes mit Francas, äh, der Räucherasche anstellst.«
    Ich schwöre hoch und heilig, nichts wegzuwerfen, zu verstreuen oder die Toilette hinunterzuspülen. Das kann
ich immer noch machen, wenn Carla übermorgen zu der Ansicht gelangt, dass ich recht habe und Franca wieder mit Ralf zusammen ist.
    Ich bin ausnahmsweise nicht einmal genervt davon, dass ich schon um neun bei den Petrocellis auf der Matte stehen soll. Normalerweise empfinde ich Frühstückseinladungen vor elf Uhr vormittags als absolute

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