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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Sammy, der seine Pizza zu Ende isst und sich zum Glück nicht über den Anruf seines Sportlehrers wundert. Auch Lilo scheint ihn nicht mehr sonderlich zu interessieren. »Ecke Osterstraße gibt es eine Tanzschule. Dort bieten sie neben Ballett auch Videodance und Hip-Hop-Kurse an. Wäre das nicht was für dich?«
    Mein Sohn strahlt.
    »Das wär total cool!«, antwortet er. Eine klare Ansage!
    Dann werde ich wohl Ralf fragen, ob er sich dazu aufraffen kann, die Kursgebühr von fünfunddreißig Euro im Monat zu übernehmen oder sich die Kosten zumindest mit mir zu teilen. Vielleicht motiviert ihn ja Sammys Bestnote in Sport.
    Um halb elf liegt mein Kind nach viel Überredungskunst im Bett, und ich habe endlich Zeit, meinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Zwei Gläser Rotwein tun ihr Übriges und tauchen den heutigen Tag in bordeauxroten Nebel.

    Ich weiß gar nicht, welches Gefühl überwiegt: die Trauer darüber, dass diese Liebe zu Ende ist, bevor sie richtig begonnen hat, oder die Wut, dass ich auf die älteste Lüge der Welt hereingefallen bin. Aber so oder so - es tut weh.
    Verdammt weh!

32
    Schrankenlos
    OLIVER KRAMER - FREITAG, 2. JULI
     
    Ist Franca verreist?
    Hat ihr Exmann meine Nachricht gelöscht, bevor Franca sie abhören konnte?
    Hat sie sie im Beisein ihres Ex gehört und daraufhin Streit mit ihm bekommen?
    Oder stimmt keine dieser drei Theorien, und Franca will einfach keinen Kontakt mehr zu mir?
    Gestern Vormittag beim Frühstück mit Carla war meine Welt noch in Ordnung. Ich war sogar gut gelaunt und voller Optimismus, dass es mit Franca und mir doch noch was werden könnte.
    Wieso das so war?
    Ganz einfach!
    Weil die Karten es gesagt haben.
    Wie sich herausstellte, besitzt Carla nämlich nicht nur die Fähigkeit, ein grandioses Frühstück zu zaubern (jetzt weiß ich auch, weshalb Dominic immer mehr zu Leibesfülle neigt), sondern auch mit Tarot-Karten umzugehen. Die Sonne besagte, dass unsere Verbindung von Wärme und Großzügigkeit gekennzeichnet ist, weshalb Franca
und mir glückliche Zeiten bevorstehen, in denen wir emotionalen Reichtum erfahren und helles Licht die dunklen Wolken vertreibt.
    Ich schaue aus dem Küchenfenster - draußen ist es grau. Nach dem strahlenden Julitag gestern hat es letzte Nacht einen Temperatursturz gegeben, und so ist es heute eher herbstlich. Mir bleibt Gott sei Dank keine Zeit, herumzujammern oder mich in negative Gedanken hineinzusteigern, denn ich habe um elf den Kinesiologie-Termin bei Samira. Bis Othmarschen brauche ich eine halbe Stunde, vorausgesetzt die Elbchaussee ist halbwegs frei.
     
    »Hallo, Herr Kramer«, begrüßt mich Samira, ohne eine Miene zu verziehen. Nanu? Kann sie sich denn gar nicht mehr an mich erinnern?
    »Schön, Sie wiederzusehen«, antworte ich und bin gespannt, ob das Wörtchen ›wieder‹ etwas bei ihr zum Klingeln bringt. Doch das Einzige, was klingelt, ist ein winziges Glöckchen an der Eingangstür ihrer kleinen Backsteinvilla, die neben den anderen imposanten Häusern wie eine Miniatur wirkt. Es wundert mich überhaupt nicht, dass eine Tigerkatze maunzend um meine Beine streicht - das passt perfekt ins Bild.
    »Ich hoffe, Sie sind nicht allergisch«, lacht Samira und verscheucht Mondkind. »Hier entlang, bitte!«, dirigiert sie mich in den ersten Stock. Ich versuche in der Kürze der Zeit so viel wie möglich von meiner Umgebung wahrzunehmen und bin beeindruckt. Samiras Praxis scheint zu laufen, denn das Haus ist geschmackvoll eingerichtet,
und an den Wänden hängen hochwertige Kunstdrucke. Der Therapieraum ist in rötlichen Tönen gehalten und eher puristisch, was ich als sehr angenehm empfinde. Keine Klangschalen, plätschernden Brunnen, Rosenquarzlampen oder herumbaumelnde Traumfänger.
    »Setzen Sie sich doch!« Samira deutet auf den Besucherstuhl vor ihrem antiken Schreibtisch, an dem sie Platz nimmt und eine Brille aus dem vor ihr liegenden Etui nimmt.
    Aha! Sie ist kurzsichtig und hat mich deshalb nicht erkannt.
    »Also, Herr Kramer. Zunächst einmal würde ich vorschlagen, dass wir uns duzen. Wenn wir mit der Seele arbeiten, ist es besser, keine Barrieren zwischen uns aufzubauen. Ist das in Ordnung?«
    Ich nicke und atme einen äußerst wohltuenden Duft ein. Stammt er von einer Räucherkerze, oder rieche ich Samiras Parfüm?
    »Keine Barrieren … das klingt gut. Ich hatte nämlich in der letzten Zeit eine Überdosis davon.«
    Samira nickt und lächelt irgendwie … gütig. Lustig, dieses Wort existiert sonst gar nicht

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