Luftschlösser
wurde nie müde, das auch zu betonen.
„Davon bin ich überzeugt”, antwortete Manning und versuchte sich an einem charmanten Lächeln, das jedoch von einem weiteren eisigen Blick aus diesen kühlen grünen Augen im Keim erstickt wurde.
„Es hat keinen Sinn!” Persephone funkelte Charles wütend an. „Auf diese Art hat das Ganze hier überhaupt keinen Sinn. Es gibt zu viele Möglichkeiten für diese beiden Etagen. Ich muss mir das Gebäude, die Aussicht, einfach alles vor Ort ansehen.” An ihren Vater gewandt, fuhr sie fort: „Dad, diese Räume sind unglaublich! Man kann alles damit anstellen, was man will.” In ihrer Stimme war eine Mischung aus Ehrfurcht und beginnender Verzweiflung zu hören.
„Das ist doch wunderbar! Ihr beide werdet etwas Großes schaffen, da bin ich mir absolut sicher.” Edward deWinters unerschütterlicher Optimismus geriet durch solche Kleinigkeiten nicht ins Wanken.
Charles sah, dass Persephone wütend auf ihn war, weil ausgerechnet seine Wohnung sie vor ein Problem stellen würde. Er wollte sie ein wenig besänftigen.
„Von mir aus können wir uns die Räumlichkeiten gleich morgen gemeinsam ansehen. Oder wann immer...” Sollte er sie duzen, so wie früher? Besser nicht. „...wann immer es gerade passt. Ich bin noch ein paar Tage in der Stadt, bevor ich meine Angelegenheiten in Toronto endgültig regele.”
„Gut”, entgegnete Persephone knapp und schaute abwechselnd aus dem Fenster und auf ihre Armbanduhr. „Morgen früh um sechs.”
„Um sechs? Warum so zeitig?” Charles rieb sich mit einer Hand über die Wange. Um diese Uhrzeit war er für gewöhnlich alles andere als ansprechbar.
„Das lässt sich leider nicht vermeiden, Charly”, antwortete Edward anstelle seiner Tochter. „Man muss sehen, wie der Raum bei oder kurz nach Sonnenaufgang wirkt. Wenn das Morgenlicht sich ausbreitet und alles ausleuchtet, entfaltet so manche Wohnung erst ihre ganze Magie.”
Manning nickte ergeben. „Okay, also zeitig aufstehen und extra starken Kaffee bestellen. Geht klar, Sir.” Er lächelte schief.
„Fein, dann sollten wir wieder zurück zu den anderen Gästen gehen. Die jungen Damen werden dich schon schmerzlich vermissen, Junge.” deWinter zwinkerte Charles jovial zu. Dass dieser bei der Bemerkung vor Verlegenheit errötete und zu Boden blickte, entging beiden deWinters.
Tatsächlich waren viele der jüngeren weiblichen Partygäste hocherfreut, den attraktivsten Mann der Veranstaltung wieder für sich zu haben, als Charles Manning gemeinsam mit dem Gastgeber und dessen Tochter wieder auf der Bildfläche erschien.
***
Persephone hatte die Party kurz nach ihrem Gespräch mit Charles verlassen und sich in ihre Räume im obersten Stockwerk ihres Elternhauses zurückgezogen. Sie hatte das Licht nicht angeschaltet, sich lediglich ihre Schuhe ausgezogen und sich auf ihre Bettkante gesetzt. In der Dunkelheit ließ sie die Erinnerungen über sich hereinbrechen, die sie fünfzehn Jahre lang verdrängt und ignoriert hatte. Charles Manning. Charly. Sie kannte ihn seit ihrer Geburt. Ihre erste Begegnung hatte stattgefunden, als sie ungefähr zwei Wochen alt gewesen war und Mrs Manning ihren siebenjährigen Sohn dazu verdonnert hatte, sich mit ihr das Baby ihrer Freunde anzuschauen. Als kleines Mädchen hatten ihre Eltern sie damit aufgezogen, dass Charles und sie eines Tages heiraten würden. Da die kleine Persephone vollkommen vernarrt in den hübschen Jungen gewesen war, hatte sich dieser Scherz mit der Zeit verselbständigt. Besonders nach dem frühen Tod ihrer Mutter war dieser Gedanke ein Rettungsanker für sie gewesen. Charly war immer da und würde es auch immer sein. Er war für sie bestimmt und sie für ihn. Ihr Vater, der den Jungen sehr mochte, hatte nichts getan, um seine Tochter von dieser fixen Idee abzubringen. Also hatte das kleine Mädchen jeden von Charles’ dummen Witzen über seinen befremdlichen Vornamen ertragen, jede Zurückweisung mit stoischer Gelassenheit hingenommen und eine Freundin nach der anderen kommen und gehen sehen. Weil sie sich sicher war, die Eine für ihn zu sein. Und weil sie sich schon im Alter von zehn Jahren unsterblich in ihn verliebt hatte.
Sie hatte seinen Highschoolabschluss mit ihm gefeiert und neugierig beobachtet, wie er sich während seines Studiums von einem Jungen zu einem Mann entwickelt hatte. Die ganze Zeit über war er ihr Prinz gewesen, das Versprechen, das ihr die Zukunft gegeben hatte. Dass Charles sie nie
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