Luftschlösser
Schnellstmöglich, wenn’s geht. Wir müssen die Wände in diesem Apartment dringend besprechen.” Sie pfefferte ihre Handtasche auf ihren Schreibtisch und holte tief Luft.
Trish, deWinters Sekretärin und Persephones einzige Freundin, kam eilig aus dem Nebenzimmer angerannt.
„Nicht so schnell, Missy! Wie war er? Riecht er so gut, wie er aussieht? Wie ist die Wohnung?”
Persephone schaute verständnislos hinüber zum Türrahmen. „Er war ganz normal, hat gerochen wie immer, und die Wohnung ist großartig.” Sie hatte keine Nerven dafür, sich über die Vorzüge Charles Mannings auszulassen.
„Er hat gerochen wie immer?” Trish kam näher.
„Man vergisst Gerüche nicht.” Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf - sie, wie sie ihre Nase an Charles’ Haaransatz im Nacken vergrub, der Geruch von Sonne, Sommer. Sein Geruch. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. „Rufst du jetzt bitte endlich bei Harry an? Ich möchte keine Zeit verlieren.”
Trish verließ das Büro. Wenn Perry diesen stumpfen, mechanischen Tonfall bekam, ließ man sie besser in Ruhe. Sie erfüllte ihren Auftrag und zitierte den Bauunternehmer, den ihre Juniorchefin für alle Innausbauten bevorzugte, postwendend ins Büro.
Es dauerte keine Stunde, bis Harry neben Persephone stand und auf dem Grundriss verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten durchspielte. Er bezeichnete sie immer als Eisprinzessin - eine kleine Lady, die nach außen kalt wie das Eismeer wirkte und einen unbeugsamen Willen besaß. Sie wurden sich recht schnell einig, was den Wohnraum betraf. Eine halbhohe Wand sollte ihn von der Küche abtrennen. Das Bad im unteren Geschoss war auch schnell eingeplant. Es gab eine Ecke, in der sich die Anschlüsse für Badwanne, Dusche und Waschbecken befanden. Die Wände, die das Badezimmer abgrenzen würden, waren verhältnismäßig leicht zu setzen. Dasselbe galt für das Bad im oberen Stockwerk. Schwieriger gestaltete sich die Suche nach dem perfekten Schnitt für das Schlafzimmer. Persephone wollte einen Raum, in dem Charles’ Riesenbett nicht überdimensioniert wirkte, der aber gleichzeitig gemütlich aussah. Sie und Harry einigten sich darauf, die endgültige Entscheidung zu vertagen, bis die tatsächlichen Ausmaße des Bettes bekannt waren. Charles’ Arbeitszimmer und das Gästezimmer oben stellten auch kein Problem dar. Beide Räume würden nebeneinander liegen und so weit wie möglich vom Schlafzimmer entfernt liegen. Das zweite Gästezimmer bereitete beiden Planern die größten Schwierigkeiten. Harrys Vorschläge machten daraus eine bessere Abstellkammer.
„Nein. Ganz entschieden. Das soll ein Zimmer für Gäste werden, keine Speisekammer. Da muss viel mehr Licht rein. Da hinten, an der rückwärtigen Fensterfront, wäre ein idealer Platz. Wenn wir die Küche bis auf diese eine Wand geschlossen halten, passt es daneben. Herrgott, wir haben über 300m² pro Stockwerk - das wird doch wohl machbar sein!”
„In Ordnung, Miss. Wie wär’s, wenn wir uns das alles mal in Ruhe vor Ort anschauen?” Harry kratzte sich an der Schläfe und seufzte.
„Einverstanden.” Persephone schnappte sich den Grundriss von der Magnettafel, griff nach ihrer Handtasche und setzte sich in Bewegung. „Sie sind mit dem Auto da?”
„Äh, ja. Sie wollen jetzt...?” Harrys ließ resigniert den Kopf hängen und hielt ihr seinen Autoschlüssel vor die Nase. „Dann mal los.”
Die beiden rauschten an Trish vorbei und fuhren die kurze Strecke zu dem neu errichteten Wohnhaus. Kaum hatte die Innenarchitektin von ihrem Zweitschlüssel Gebrauch gemacht, stockte Harry der Atem. Er war allerhand gewöhnt, aber die Ausmaße dieser Behausung schienen gigantisch.
„Heilige Sch... Entschuldigung, Miss. Was hat der Kerl hier drin vor - Football spielen?”
„Jetzt aber mal halblang! Wenn Sie die Wände eingezogen haben, wird das alles schon nicht mehr nach Lagerhalle aussehen. Also, hier möchte ich eine Diele haben, ganz altmodisch. Die Vorstellung, direkt im Wohnzimmer zu stehen, finde ich furchtbar. Dahinter schließt sich der Wohnraum an. Bis ungefähr hier.” Sie trat mitten in die Halle und versuchte, die ungefähre Stelle zu markieren, an der die Küchenwand liegen sollte.
„Soll das nur eine einfache Küche werden oder eine Küche mit eingebautem Esszimmer?” Harry trat zu Persephone und blickte um sich.
Sie kontrollierte die Maße, die sie am Morgen notiert hatte. „Gute Frage. Eine integrierte Essecke mit Blick auf den Koch
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