könnte, deren Kontrolle von immenser Bedeutung für die gesamte Christenheit ist.»
«Entschuldigung, Exzellenz, aber es geht um weit mehr als eine akademische Debatte.»
John hielt es erneut nicht auf seinem Stuhl, Legado deutete sein Missfallen aber nur durch ein leichtes Anheben der linken Augenbraue an.
«Wenn es stimmt, was wir vermuten, dann löst dieser Fund ein Erdbeben in der öffentlichen Meinung aus, das wir nicht so problemlos stoppen können. Sie wissen alle, dass wir diesen Briten seit Jahren beobachten. Schon lange fürchten wir, dass er eine wahnwitzige Kampagne gegen die Kirche und den Glauben plant.»
John setzte sich langsam auf seinen Stuhl und erwartete Battistas Erwiderung. Ehe dieser zu reden begann, ergriff Giuseppe Lamberti das Wort.
«Ich verstehe nicht ganz, John, was Sie uns sagen wollen.»
Lamberti war der älteste in der Runde, er feierte bald seinen achtzigsten Geburtstag. In der Kurienhierarchie spielte er als Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft keine Rolle, trotzdem hatte seine Stimme einiges Gewicht. Er galt als integrer Wissenschaftler, und Gerüchte besagten, dass er direkten Zugang zum Heiligen Vater habe.
Er war sichtlich erregt, was er zu verbergen suchte, indem er so leise sprach, dass er kaum zu verstehen war. Seine Hand zitterte, als er die rote Mappe mit Johns Ausführungen in die Höhe hielt.
«Von welcher Bedrohung sprechen Sie in diesem Papier eigentlich? Das, was Sie anscheinend für eine Tatsache halten, kann nur die Erfindung eines irre geleiteten Geistes sein.»
Lamberti richtete seine leicht gebeugte Gestalt in einer drahtigen Bewegung auf und fuhr in einer Lautstärke fort, die man ihm gar nicht zugetraut hätte:
«Oder wollen Sie behaupten, dass die Heilige Schrift in ihrer entscheidenden Passage lügt?»
John wusste, dass er in diesem Moment die Auseinandersetzung verloren hatte. Das Schweigen der übrigen Männer im Raum bestätigte seine Vermutung. Allen war klar, dass sich jede weitere Diskussion erübrigte. Mochte der Engländer noch weit schamlosere Behauptungen aufstellen, als John in seinem Papier befürchtete ‒ was sollte passieren? Schnell würden anerkannte Wissenschaftler diese Thesen als dreiste Lüge entlarven. Wobei in den Augen Lambertis und der meisten anderen im Raum nur diejenigen Forscher ernst zu nehmen waren, die mit dem Segen und im Sinne der katholischen Kirche arbeitete. Die PR-Abteilung des Staatssekretariats würde dann dafür sorgen, dass diese wissenschaftlichen und über jeden Zweifel erhabenen Erkenntnisse sich bis in den letzten Winkel dieser Welt verbreiteten. Schließlich standen Mitarbeiter in den wichtigsten Redaktionen von Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern quasi im Nebenjob auf ihrer Gehaltsliste. Um seinen Gedankengang zu einem Ende zu bringen, fügte Lamberti, jetzt wieder ganz leise, hinzu:
«Die Wahrheit des Herrn wird immer siegen gegen die Unwahrheit des Antichristen. Darauf vertrauen wir mit Recht seit zweitausend Jahren. Es wird auch diesmal nicht anders sein.»
John ließ die Schultern sinken. Als er einen Blick auf sich gerichtet spürte, blickte er nach oben. In den Augen von Bischof William Legado sah er ein Blitzen, das weniger von göttlicher Eingebung denn von Kampfeslust zeugte.
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