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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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Trix dachte nicht darüber nach. Trotzdem hatte er ein
Lächeln für sein Spiegelbild übrig und verzichtete sogar
darauf, sein Gesicht nach den ersten Bartstoppeln abzusuchen.
Gut, er verzichtete weitgehend darauf.
Trix pfiff eine Melodie vor sich hin (das Schicksal hatte
Erbarmen mit den Hofbarden: Sie liefen dem pfeifenden
Thronerben nicht über den Weg) und ging ins Erdgeschoss des Schlosses hinunter. Die wenigen Lakaien und
Dienerinnen, die ihm begegneten, verbeugten sich tief
und sahen zu, dass sie sich verzogen. Der Herzog hatte
einen Großteil der alten Dienerschaft nach einem
gründlichen Verhör fortgejagt und stattdessen neue
Bedienstete eingestellt, kräftige junge Frauen vom
Lande (sie konnten vortrefflich mit Rechen und Schaufel umgehen, erstarrten aber beim Anblick von feinem
Porzellan) und kräftige junge Männer vom Lande (sie
trugen ihre Livreen mit großer Wichtigkeit, waren aber
außerstande, sich zu merken, wer wie hieß, vor wem
sie sich wie verbeugen mussten und dass es unhöflich
war, einfach »Hä?« zu sagen, wenn sie etwas nicht verstanden).
Dergleichen hielten Trix und sein Vater aber für ein
vorübergehendes Problem. Und sie beide hegten nicht
den geringsten Zweifel, dass diese ungeschliffenen Lakaien bei Gefahr alles daransetzen würden, ihren Gönner
zu verteidigen, und nicht fliehen oder auf die Gnade des
Feindes hoffen würden.
Vor dem Thronsaal eilten bereits allerlei Leute hin und
her, sein Vater musste also schon dort sein. Trix ging
jedoch nicht zu ihm, sondern bog in einen schmalen
Gang ein, der zur Kellertreppe führte. Die Wachposten
ließen den Thronerben ohne jede Frage durch und standen stramm, als Trix penibel eine Fackel aussuchte und
sie im Kamin anzündete.
Unten im Keller stand ein weiterer Posten Wache, direkt vor dem Trakt mit den Gefängniszellen. Bei diesem
Posten handelte es sich um einen ziemlich kümmerlichen
Minotaurus. Nach der Verbannung von Gris und seiner
Familie war er demjenigen überlassen worden, den er
bisher bewacht hatte: Solier. Er musste noch ein halbes
Jahr bei ihm abdienen. Kaum sah er Trix, klammerte er
sich fester an seine Hellebarde.
»Du passt hier auf?«, fragte Trix freundlich.
»Jee!«, brüllte der Minotaurus. Es klang nicht sehr
laut, aber sehr kriegerisch.
»Sachte, sachte«, dämpfte ihn Trix.
Die Zellen waren leer – alle bis auf die eine, in der
einst Trix gesessen hatte. Er trat ans Gitter heran und
überzeugte sich, dass es sicher mit einem neuen, funkelnden Schloss verschlossen war. Die Wachzauber hatte
er selbst gewirkt. Anschließend richtete er den Blick auf
den Gefangenen.
Sid Kang, der gemeine Verräter, starrte finster zurück.
Der ehemalige Hauptmann der Wache hatte einen Bart
bekommen, denn ein Barbier durfte nur einmal im halben
Jahr zu den Gefangenen. Er war auch ein bisschen dünner und blasser geworden. Aber sein Blick war nach wie
vor stolz.
»Weinst du?«, fragte Trix. »Nein? Gut.«
»Sich über einen besiegten Feind lustig zu machen ist
eines Adligen unwürdig«, erwiderte Sid.
»Genauso wie es eines edlen Ritters unwürdig ist,
seinen Herrn zu verraten«, bemerkte Trix.
Sid Kang wurde unter weitaus erträglicheren Bedingungen festgehalten als Trix damals. Auf dem Boden der
Zelle lag ein alter, aber dicker Teppich. Er musste nicht
auf faulem Stroh schlafen, sondern hatte ein Bett mit einer warmen Wolldecke. Auf dem Tisch brannte eine
kleine Lampe. Sogar das Essen auf dem Holzteller sah
recht appetitlich aus.
»Mein Herr ist Sator Gris«, sagte Sid Kang. »Sicher,
formal habe ich beiden Co-Herzögen einen Eid geleistet, aber gehorchen musste ich nur den Befehlen von
Gris.«
»Das ist auch der einzige Grund, warum du nicht zum
Tode verurteilt worden bist«, erwiderte Trix.
»Ich weiß. Aber du bist sicher nicht hergekommen,
um mit mir über die Vorteile zu diskutieren, die ein Diener zweier Herren hat. Also, was willst du?«
»Was hast du dir davon versprochen?«, fragte Trix.
»Außer Freiheit, meine ich.«
Sid Kang trat dicht ans Gitter und sah Trix in die Augen. »Du schlägst mir ein Geschäft vor, junger Solier?
Ein paar Antworten … gegen einen guten Preis?«
»Richtig«, sagte Trix. »Also antworte!«
»Ich habe bereits auf alle Fragen in der Geheimkanzlei
des Königs geantwortet.« Sid verzog schmerzlich das
Gesicht. »Die wissen, wie sie ihre Antworten bekommen!«
»Nein, nicht auf alle«, sagte Trix. »Denn sie wussten
nicht, was sie fragen mussten. Also, was

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