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Lullaby (DE)

Lullaby (DE)

Titel: Lullaby (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Ich will versuchen, das Durcheinander, das wir angerichtet haben, zu beseitigen. Die Bevölkerung. Die Umwelt. Das Merzlied. Derselbe Zauber, der mein Leben kaputtmacht, soll es auch wieder in Ordnung bringen.
    »Aber das können wir doch«, sagt Helen. »Mit anderen Zaubersprüchen.«
    Zauber zum Aufheben von Zauber zum Aufheben von Zauber zum Aufheben von Zauber, und das Leben wird immer schlimmer, so schlimm, wie wir es uns nie hätten vorstellen können. Das ist die Zukunft, die ich in diesem Spiegel sehe.
    Eugene Schieffelin und seine Stare, Spencer Baird und sein Karpfen, in der Geschichte wimmelt es von klugen Menschen, die Gutes tun wollten und alles nur noch schlimmer gemacht haben.
    Ich will das Grimoire verbrennen.
    Ich erzähle ihr, was Mona zu mir gesagt hat. Dass Helen mich verzaubert hat, um mich in alle Ewigkeit zu ihrem unsterblichen Liebessklaven zu machen.
    »Mona lügt«, sagt Helen.
    Aber woher soll ich das wissen? Wem kann ich glauben?
    Das Grau im Spiegel, die Zukunft, vielleicht sehe ich das nicht so klar, weil mir jetzt gar nichts mehr klar ist.
    Und Helen lässt meine Hände los. Sie zeigt auf die Regency-Schränke, die Federal-Schreibtische und italienischen Renaissance-Mantelständer und sagt: »Wenn die Realität nur ein Zauber ist, und wenn du eigentlich gar nicht willst, was du zu wollen glaubst ...« Sie schiebt ihr Gesicht dicht vor meines und sagt: »Wenn du keinen freien Willen hast. Nicht wirklich weißt , was du weißt . Nicht wirklich liebst , wen du nur zu lieben glaubst . Was bleibt dir dann noch, wofür du leben kannst?«
    Nichts.
    Wir stehen hier nur rum, und die Möbel sehen uns zu.
    Denk an den tiefen Weltraum, die unglaubliche Kälte und Stille, in der deine Frau und dein Kind auf dich warten.
    Und ich sage, bitte. Ich sage, sie soll mir ihr Handy geben.
    Im Spiegel wallt immer noch nebliges Grau. Helen öffnet ihre Handtasche und gibt mir das Telefon.
    Ich klappe es auf und wähle die Notrufnummer.
    Und eine Frauenstimme sagt: »Polizei, Feuerwehr oder Notarzt?«
    Und ich sage Notarzt.
    »Wo sind Sie jetzt?«, sagt die Stimme.
    Und ich nenne ihr die Adresse des Lokals in der Third, wo Nash und ich uns treffen, das Lokal in der Nähe des Krankenhauses.
    »Und um was für einen Notfall handelt es sich?«
    Vierzig Profi-Cheerleader erleiden Hitzschlag. Frauen-Volleyballmannschaft braucht Mund-zu-Mund-Beatmung. Zahlreiche Fotomodelle wünschen Brustuntersuchung. Ich sage, wenn ein Rettungssanitäter namens John Nash zur Verfügung stehe, solle man den schicken. Ich sage, wenn sie Nash nicht finde, könne sie sich die Mühe sparen.
    Helen nimmt das Handy wieder an sich. Sie blinzelt langsam einmal, zweimal, dreimal und sagt: »Was hast du vor?«
    Was mir noch bleibt, vielleicht das Einzige, was ich noch tun kann, um frei zu werden: Ich muss tun, was ich eigentlich nicht tun will. Nash aufhalten. Bei der Polizei ein Geständnis ablegen. Meine Strafe annehmen.
    Ich muss gegen mich selbst rebellieren.
    Das ist das Gegenteil von an sich selbst denken. Ich muss tun, wovor ich am meisten Angst habe.

40
     
    Nash löffelt eine Schüssel Chili. Er sitzt hinten an einem Tisch in dem Lokal an der Third Avenue. Der Wirt hängt bäuchlings überm Tresen, seine Arme pendeln noch über den Hockern. Zwei Männer und zwei Frauen liegen vornübergekippt auf einem Tisch. Ihre erst halb abgebrannten Zigaretten qualmen noch in einem Aschenbecher. Ein anderer Mann krümmt sich im Durchgang zu den Toiletten. Ein anderer Mann liegt tot auf dem Billardtisch, das Queue noch in den Händen. In der Küche hinterm Tresen rauscht und knistert ein Radio. Jemand in einer schmutzigen Schürze liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Grill zwischen den Hamburgern, es brutzelt und zischt, und vom Gesicht des Mannes steigt in fetten Schwaden süßlicher Rauch unter die Decke.
    Die Kerze auf Nashs Tisch ist die einzige Lichtquelle in dem Lokal.
    Und Nash blickt auf, den Mund mit Chili rot umschmiert, und sagt: »Ich dachte, es liegt Ihnen vielleicht daran, ungestört mit mir zu reden.«
    Er trägt seine weiße Uniform. Eine Leiche neben ihm ist ebenso gekleidet. »Mein Partner«, sagt Nash und weist mit dem Kinn darauf. Dabei wackelt sein Pferdeschwanz, die kleine schwarze Palme auf seinem Kopf. Sein weißes Hemd ist mit roten Chiliflecken bedeckt. Nash sagt: »Der war schon lange fällig.«
    Hinter mir schwingt die Eingangstür auf. Ein Mann kommt herein, bleibt stehen und sieht sich um. Er wedelt mit einer

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