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Lullaby (DE)

Lullaby (DE)

Titel: Lullaby (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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früher war«, sagt sie, »in mein früheres Leben, bevor ich dich kennen gelernt habe.« Sie wischt sich die blutige Hand am Rock ab, immer wieder. »Auch nicht, wenn ich alle Macht der Welt besitze.«
    Ich sage, wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen.
    Und Helen lächelt ein blutiges Lächeln und sagt: »Wir sind hier im Krankenhaus.«
    Das sei nichts Persönliches, sagt sie. Sie brauche nur jemanden. Selbst wenn sie Patrick zurückholen kann, will sie ihm niemals sein Leben kaputtmachen, indem sie ihm von dem Merzlied erzählt. Selbst wenn es zur Folge hätte, wieder allein zu leben, will sie auf keinen Fall, dass Patrick über eine solche Macht verfügt.
    »Sieh ihn dir an«, sagt sie und berührt das graue Glas mit ihren rosa Fingernägeln. »Er ist so vollkommen.«
    Sie schluckt, Blut und zertrümmerte Diamanten und Zahnsplitter, und verzieht entsetzlich das Gesicht. Sie umklammert ihren Unterleib und lehnt sich an den Stahlschrank, an das graue Fenster. Blut und Kondenswasser laufen an der kleinen Glasscheibe herab.
    Helen öffnet mit zitternder Hand ihre Handtasche und nimmt dort einen Lippenstift heraus. Sie betupft damit ihre Lippen, bis die rosa Spitze ganz mit Blut beschmiert ist.
    Sie sagt, sie habe den Stecker der Kältemaschine gezogen. Den Alarm und die Reservebatterien ausgeschaltet. Sie will mit Patrick sterben.
    Sie will, dass es hier endet. Das Merzlied. Die Macht. Die Einsamkeit. Sie will den ganzen Schmuck zerstören, von dem die Menschen sich Rettung erhoffen. Den ganzen Kram, der Talent und Intelligenz und Schönheit überdauert. Den ganzen dekorativen Mist, den echte Leistungen und Erfolge hinterlassen haben. Sie will die ganzen hübschen Parasiten vernichten, die ihre menschlichen Wirte überleben.
    Die Handtasche fällt ihr aus den Händen. Auf dem Fußboden rollt der graue Stein aus der Handtasche. Aus irgendeinem Grund muss ich an Oyster denken.
    Helen rülpst. Sie nimmt ein Papiertuch aus der Handtasche, hält es sich vor den Mund und spuckt Blut und Galle und zerbrochene Smaragde. Im Mund funkeln Edelsteine, im zerfetzten Zahnfleisch stecken schartige rosa Saphire und orangefarbene Beryllsplitter. Im Gaumen glänzen Fragmente violetter Spinelle. In der Zunge glimmen Bruchstücke schwarzer Diamanten.
    Und Helen lächelt und sagt: »Ich will zu meiner Familie.« Sie knüllt das blutige Papiertuch zusammen und schiebt es sich in den Ärmel. Ihre Ohrringe, ihre Ketten, ihre Ringe, alles ist weg.
    Details zu ihrem Kostüm: irgendeine Farbe. Ein Kostüm eben. Ruiniert.
    Sie sagt: »Bitte. Halt mich fest.«
    Hinter dem grauen Fenster liegt der vollkommene Säugling seitlich zusammengerollt auf einem weißen Plastikkissen. Er hat einen Daumen im Mund. Vollkommen und bleich wie blaues Eis.
    Ich nehme Helen in die Arme. Sie zuckt zusammen.
    Ihre Knie geben nach, und ich setze sie behutsam auf den Boden. Helen Hoover Boyle schließt die Augen. Sie sagt: »Danke, Mr. Streator.«
    Mit dem grauen Stein in der Faust schlage ich das kalte graue Fenster ein. Mit blutenden Händen hebe ich Patrick heraus, kalt und bleich. Ich lege Patrick, mit meinem Blut beschmiert, in Helens Arme. Ich lege meine Arme um Helen.
    Mein Blut und ihres, vermischt.
    Helen liegt, die Augen geschlossen, in meinen Armen und wühlt den Kopf in meinen Schoß. Sie lächelt und sagt: »Ist es dir nicht wie ein zu großer Zufall vorgekommen, wie Mona das Grimoire gefunden hat?«
    Sie grinst mich an, macht die Augen auf und sagt: »War es nicht ein bisschen zu perfekt, dass wir die ganze Zeit mit dem Grimoire durch die Gegend gefahren sind?«
    Helen liegt, mit Patrick auf der Brust, in meinen Armen. Und dann geschieht es. Sie kneift mich in die Wange. Helen sieht zu mir auf und lächelt schief, ein blutrotes und gallegrünes Grinsen. Sie zwinkert und sagt: »Reingelegt, Dad!«
    Mein ganzer Körper ist ein einziger schweißbedeckter verkrampfter Muskel.
    Helen sagt: »Hast du wirklich gedacht, Mama würde sich deinetwegen umbringen? Und ihren verfluchten kostbaren Schmuck kaputtmachen? Und dieses gefrorene Stück Fleisch auftauen?« Sie lacht, Blut und Abflussreiniger blubbern in ihrer Kehle, und sie sagt: »Hast du wirklich gedacht, Mama würde ihre Scheißdiamanten zerkauen, bloß weil du sie nicht liebst?«
    Ich sage: Oyster?
    »Leibhaftig«, sagt Helen, sagt Oyster mit Helens Mund, mit Helens Stimme. »Tja, jetzt stecke ich im Leib von Mrs. Boyle, aber ich wette, du selbst hast auch schon drin gesteckt.«
    Helen hebt Patrick

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