Lulu
habe deinem Mann eine Position geschaffen. Wenn dir das nicht genügt und er sich dazu ins Fäustchen lacht, ich trage mich nicht mit idealen Forderungen, aber – lass mich dabei aus dem Spiel.
LULU (mit entschlossenem Ton)
Wenn ich einem Menschen auf dieser Welt angehöre, gehöre ich Ihnen. Ohne Sie wäre ich – ich will nicht sagen wo. Sie haben mich bei der Hand genommen, mir zu essen gegeben, mich kleiden lassen, als ich Ihnen die Uhr stehlen wollte. Glauben Sie, das vergisst sich? Jeder andere hätte den Schutzmann gerufen. Sie haben mich zur Schule geschickt und mich Lebensart lernen lassen. Wer außer Ihnen auf der ganzen Welt hat je etwas für mich übrig gehabt? Ich habe getanzt und Modell gestanden und war froh, meinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können. Aber auf Kommando
lieben
, das kann ich nicht!
SCHÖN (die Stimme hebend)
Lass
mich
aus dem Spiel! Tu’, was du willst. Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich komme, um mir den Skandal vom Halse zu schaffen. Meine Verbindung kostet mich Opfer genug! Ich hatte vorausgesetzt, mit einem gesunden jungen Mann, wie ihn sich eine Frau in deinem Alter nicht besser wünschen kann, würdest du dich endlich zufrieden geben. Wenn du mir verpflichtet bist, dann wirf dich mir nicht zum dritten Mal in den Weg! Soll ich denn noch länger warten, bis ich mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskieren, dass mir der ganze Erfolg meiner Konzessionen nach zwei Jahren wieder ins Wasser fällt? Was hilft mir dein Verheiratetsein, wenn man dich zu jeder Stunde des Tages bei mir ein und aus gehen sieht? – Warum zum Teufel ist Dr. Goll nicht auch wenigstens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem warst du in Verwahrung. Dann hätte ich meine Frau längst unter Dach!
LULU
Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen auf die Nerven. Das Kind ist zu unverdorben für Sie. Das Kind ist viel zu sorgfältig erzogen. Was sollte ich gegen Ihre Verheiratung haben! Aber Sie täuschen sich über sich selber, wenn Sie glauben, mir Ihrer bevorstehenden Verheiratung wegen Ihre Verachtung zum Ausdruck geben zu dürfen!
SCHÖN
Verachtung?! – Ich werde dem Kind schon die richtige Fasson geben! Wenn etwas verachtenswert ist, so sind es deine Intrigen!
LULU (lachend)
Bin ich auf das Kind eifersüchtig? – Das kann mir doch gar nicht einfallen …
SCHÖN
Wieso denn das Kind! Das Kind ist nicht einmal ein ganzes Jahr jünger als du. Lass mir meine Freiheit, zu leben, was ich noch zu leben habe! Sei das Kind erzogen, wie es will, das Kind hat gerade so wie du seine fünf Sinne …
Vierter Auftritt
SCHWARZ. DIE VORIGEN
SCHWARZ (einen Pinsel in der Hand, links unter der Portiere)
Was ist denn los?
LULU (zu Schön)
Nun? Reden Sie doch.
SCHWARZ
Was habt ihr denn?
LULU
Nichts, was dich betrifft …
SCHÖN (rasch)
Ruhig!
LULU
Man hat mich satt.
SCHWARZ
(führt Lulu nach links ab).
SCHÖN (blättert in einem der Bücher, die auf dem Tisch liegen)
Es musste zur Sprache kommen. – Ich muss endlich die Hände frei haben.
SCHWARZ (zurückkommend)
Ist denn das eine Art zu scherzen?
SCHÖN (auf einen Sessel deutend)
Bitte.
SCHWARZ
Was ist denn?
SCHÖN
Bitte.
SCHWARZ (sich setzend)
Nun?
SCHÖN (sich setzend)
Du hast eine halbe Million geheiratet …
SCHWARZ
Ist sie weg?
SCHÖN
Nicht ein Pfennig.
SCHWARZ
Erklär’ mir den eigentümlichen Auftritt.
SCHÖN
Du hast ein halbe Million geheiratet …
SCHWARZ
Daraus kann man mir kein Verbrechen machen.
SCHÖN
Du hast dir einen Namen geschaffen. Du kannst unbehelligt arbeiten. Du brauchst dir keinen Wunsch zu versagen …
SCHWARZ
Was habt ihr beide denn gegen mich?
SCHÖN
Seit sechs Monaten schwelgst du in allen Himmeln. Du hast eine Frau, um deren Vorzüge die Welt dich beneidet und die einen Mann verdient, den sie achten kann …
SCHWARZ
Achtet sie mich nicht?
SCHÖN
Nein.
SCHWARZ (beklommen)
– Ich komme aus den düstren Tiefen der Gesellschaft. Sie ist von oben her. Ich hege keinen heißeren Wunsch, als ihr ebenbürtig zu werden. (Schön die Hand reichend.) Ich danke dir.
SCHÖN (halb verlegen seine Hand drückend)
Bitte, bitte.
SCHWARZ (mit Entschlossenheit)
Sprich!
SCHÖN
Nimm sie etwas mehr unter Aufsicht.
SCHWARZ
Ich – sie?
SCHÖN
Wir sind keine Kinder! Wir tändeln nicht. Wir leben. – Sie fordert, ernst genommen zu werden. Ihr Wert gibt ihr das volle Recht dazu.
SCHWARZ
Was tut sie denn?
SCHÖN
– Du hast eine halbe Million
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