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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Tisch.)
    LULU
     – Was ich immer am höchsten an dir schätzte, ist deine Charakterfestigkeit. Du bist deiner so vollkommen sicher! Wenn du auch fürchten musstest, dich deshalb mit deinem Vater zu überwerfen, du bist trotzdem immer wie ein Bruder für mich eingetreten.
    ALWA
    Lassen wir das. Es ist nun einmal mein Los … (Er will vorn die Tischdecke heben.)
    LULU (rasch)
    Das war ich.
    ALWA
    Nicht möglich! – Es ist nun einmal mein Los, bei den leichtsinnigsten Gedanken immer das allerbeste zu erzielen.
    LULU
    Du redest dir etwas ein, wenn du dich vor dir selber schlecht machst.
    ALWA
    Warum schmeichelst du mir so? – Es ist wahr, es lebt vielleicht kein so schlechter Mensch wie ich – der so viel Gutes zuwege gebracht hätte.
    LULU
    Auf jeden Fall bist du der einzige Mann auf dieser Welt, der mich beschützt hat, ohne mich vor mir selbst zu erniedrigen!
    ALWA
    Hältst du das für so leicht …?
    Achter Auftritt
    SCHÖN. DIE VORIGEN .
    SCHÖN (erscheint auf der Galerie zwischen den beiden mittleren Säulen, indem er vorsichtig den Vorhang teilt. Über die Bühne wegsprechend)
    Mein eigener Sohn!
    ALWA
    . … Mit deinen Gottesgaben macht man seine Umgebung zu Verbrechern, ohne sich’s träumen zu lassen. – Ich bin auch nur Fleisch und Blut, und wenn wir nicht wie Geschwister nebeneinander aufgewachsen wären …
    LULU
    Deshalb gebe ich mich auch nur dir allein ganz ohne Rückhalt. Von dir habe ich nichts zu fürchten.
    ALWA
    Ich versichere dir, es gibt Augenblicke, wo man gewärtig ist, sein ganzes Innere einstürzen zu sehen. – Je mehr Selbstüberwindung ein Mann sich aufbürdet, um so leichter bricht er zusammen. Darüber hilft nichts hinweg als … (er will unter den Tisch sehen.)
    LULU (rasch)
    Was suchst du denn?!
    ALWA
    Ich beschwöre dich, lass mich mein Glaubensbekenntnis für mich behalten! Als unantastbares Heiligtum warst du mir mehr, als du in deinem Leben mit all deinen Gaben irgend sonst jemandem sein konntest!
    LULU
    Wie denkst du darin doch so ganz anders als dein Vater!
    FERDINAND
    (kommt durch die Mitte, wechselt die Teller und serviert Brathähnchen mit Salat).
    ALWA (zu Ferdinand)
    Sind Sie krank?
    LULU (zu Alwa)
    Lass ihn doch!
    ALWA
    Er zittert wie im Fieber.
    FERDINAND
    Ich bin das Servieren noch nicht so gewohnt.
    ALWA
    Sie müssen sich was verschreiben lassen.
    FERDINAND (durch die Zähne)
    Ich kutschiere gewöhnlich. – – (Ab.)
    SCHÖN (auf der Galerie, über die Bühne wegsprechend)
    Der also auch. (Nimmt hinter der Brüstung Platz, sich nach Erfordernis mit dem Vorhang deckend.)
    LULU
    Was sind das für Augenblicke, von denen du sprachst, wo man gewärtig ist, sein ganzes Innere zusammenstürzen zu sehen?
    ALWA
    Ich
wollte
nicht davon sprechen. – Ich möchte nicht gern über einem Glas Champagner verscherzen, was mir während zehn Jahren mein höchstes Lebensglück gewesen.
    LULU
    Ich habe dir weh getan. Ich will nicht wieder davon anfangen.
    ALWA
    Versprichst du mir das für immer?
    LULU
    Meine Hand darauf. (Reicht ihm ihre Hand über den Tisch.)
    ALWA
    (ergreift sie zögernd, presst sie in der seinigen, drückt sie lang und innig an seine Lippen).
    LULU
    Was tust du …
    RODRIGO
    (steckt rechts den Kopf aus den Gardinen).
    LULU
    (wirft ihm über Alwa hinweg einen wütenden Blick zu).
    RODRIGO
    (zieht sich zurück).
    SCHÖN (auf der Galerie, über die Bühne wegsprechend)
    Und da ist noch einer!
    ALWA (ihre Hand haltend)
    Eine Seele – die sich im Jenseits den Schlaf aus den Augen reibt … O diese Hand …
    LULU (harmlos)
    Was findest du daran …
    ALWA
    Einen Arm …
    LULU
    Was findest du daran …
    ALWA
    Einen Körper …
    LULU (unschuldig)
    Was findest du daran …
    ALWA (erregt)
    Mignon!
    LULU (völlig verständnislos)
    Was findest du daran …
    ALWA (leidenschaftlich)
    Mignon! Mignon!
    LULU (wirft sich auf die Ottomane)
    Sieh mich nicht so an – um Gottes willen! Lass uns lieber gehen, ehe es zu spät ist. Du bist ein verworfener Mensch!
    ALWA
    Ich sagte dir ja, ich bin der niederträchtigste Schurke …
    LULU
    Das sehe ich!!
    ALWA
    Ich habe kein Ehrgefühl – keinen Stolz …
    LULU
    Du hältst mich für deinesgleichen!
    ALWA
    Du? – du stehst so himmelhoch über mir wie – wie die Sonne über dem Abgrund … (Kniend.) Richte mich zugrunde! – Ich bitte dich, mach’ ein Ende mit mir! – Mach’ ein Ende mit mir!
    LULU
    Liebst du mich denn?
    ALWA
    Ich bezahle dich mit allem, was mein war!
    LULU
    Liebst du mich?!
    ALWA
    Liebst

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