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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Riechen Sie.
    RODRIGO
    Sie erwarten wohl den Prinzen Escerny?
    LULU (schüttelt den Kopf)
    Gott bewahre!
    RODRIGO
    Also wieder jemand anders!
    LULU
    Der Prinz ist verreist.
    ODRIGO
    Sein Königreich auf Auktion bringen?
    LULU
    Er kundschaftet eine frische Völkerschaft in der Gegend von Afrika aus. (Erhebt sich, eilt die Treppe hinauf und tritt in die Galerie ein.)
    RODRIGO (zu Schigolch)
     – Er habe sie nämlich ursprünglich heiraten wollen.
    SCHIGOLCH (sich eine Lilie vorsteckend)
    Ich habe sie ursprünglich auch heiraten wollen.
    RODRIGO
    Du hast sie ursprünglich heiraten wollen?
    SCHIGOLCH
    Hast du sie nicht auch ursprünglich heiraten wollen?
    RODRIGO
    Jawohl habe ich sie ursprünglich heiraten wollen!
    SCHIGOLCH
    Wer hat sie nicht ursprünglich heiraten wollen!!
    RODRIGO
     – So gut hätte ich’s nie gekriegt!
    SCHIGOLCH
    Sie hat es keinen bereuen lassen, dass er sie nicht geheiratet hat.
    RODRIGO
     – Sie ist also nicht dein Kind?
    SCHIGOLCH
    Fällt ihr nicht ein.
    HUGENBERG
    Wie heißt denn ihr Vater?
    SCHIGOLCH
    Sie hat mit mir renommiert!
    HUGENBERG
    Wie heißt denn ihr Vater?
    SCHIGOLCH
    Was meint er?
    RODRIGO
    Wie ihr Vater heißt.
    SCHIGOLCH
    Sie hat nie einen gehabt.
    LULU (kommt von der Galerie und setzt sich wieder zu Hugenberg auf die Armlehne)
    Was habe ich nie gehabt?
    ALLE DREI
    Einen Vater.
    LULU
    Ja gewiss, ich bin ein Wunderkind. (Zu Hugenberg.) Wie sind Sie denn mit Ihrem Vater zufrieden?
    RODRIGO
    Er raucht wenigstens eine anständige Zigarre, der Herr Polizeidirektor.
    SCHIGOLCH
    Hast oben zugeschlossen?
    LULU
    Da ist der Schlüssel.
    SCHIGOLCH
    Hättest ihn lieber stecken lassen.
    LULU
    Warum denn?
    SCHIGOLCH
    Damit man von außen nicht aufschließen kann.
    RODRIGO
    Ist er denn nicht auf der Börse?
    LULU
    O doch, aber er leidet an Verfolgungswahn.
    RODRIGO
    Ich nehme ihn auf die Füße und jupp – dass er oben an der Decke kleben bleibt.
    LULU
    Sie jagt er mit einem Viertelsseitenblick durch ein Mausloch.
    RODRIGO
    Was jagt er? Wen jagt er? (Seinen Arm entblößend.) Sehen Sie sich bitte den Bizeps an.
    LULU
    Zeigen Sie. (Geht nach rechts.)
    RODRIGO (sich auf den Arm schlagend)
    Granit. – Schmiedeeisen.
    LULU (befühlt abwechselnd Rodrigos Oberarm und ihren eigenen)
    Wenn Sie nur nicht so lange Ohren hätten …
    FERDINAND (durch die Mitte eintretend)
    Herr Doktor Schön.
    RODRIGO (aufspringend)
    Der Lumpenkerl. (Will hinter den Kaminschirm, fährt zurück.) Gott behüte einen! (Versteckt sich rechts vorn hinter den Gardinen.)
    SCHIGOLCH
    Gib mir den Schlüssel her! (Nimmt Lulu den Schlüssel ab und schleppt sich die Treppe zur Galerie hinauf.)
    HUGENBERG
    (ist vom Sessel unter den Tisch geglitten).
    LULU
    Ich lasse bitten.
    FERDINAND
    (ab).
    HUGENBERG (lauscht vorn unter dem Saum der Tischdecke vor, für sich)
    Er bleibt hoffentlich nicht – dann sind wir allein …
    LULU
    (berührt ihn mit der Fußspitze).
    HUGENBERG
    (verschwindet).
    Siebenter Auftritt
    ALWA. SCHÖN. DIE VORIGEN
    FERDINAND
    (lässt Alwa eintreten. Ab).
    ALWA (in Soireetoilette)
    Die Matinee wird, wie ich mir denke, bei brennenden Lampen stattfinden. Ich habe … (Schigolch bemerkend, der sich mühsam die Treppe hinaufschleppt.) Was ist denn das?
    LULU
    Ein alter Freund deines Vaters.
    ALWA
    Mir völlig unbekannt.
    LULU
    Sie haben den Feldzug zusammen mitgemacht. Es geht ihm entsetzlich …
    ALWA
    Ist denn mein Vater hier?
    LULU
    Er hat ein Glas mit ihm getrunken. Er musste auf die Börse. – Wir dejeunieren aber doch vorher?
    ALWA
    Wann geht es dann an?
    LULU
    Nach zwei. (Da Alwa Schigolch mit dem Blick folgt.) Wie findest du mich …?
    SCHIGOLCH
    (über die Galerie ab).
    ALWA
    Sollte ich dir das nicht lieber verschweigen?
    LULU
    Ich meine ja nur die Toilette.
    ALWA
    Deine Schneiderin kennt dich offenbar besser als ich – mir erlauben darf, dich zu kennen.
    LULU
    Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich ein Mann sein wollen … (sich unterbrechend) mein Mann! –
    ALWA
    Du scheinst deinen Mann um das Glück zu beneiden, das du ihm bietest.
    (Lulu links, Alwa rechts vom Mitteltisch. Er betrachtet sie mit scheuem Wohlgefallen.)
    FERDINAND
    (durch die Mitte mit Service, deckt den Tisch und legt zwei Kuverts auf; Flasche Pommery, Hors d’Œuvres).
    ALWA
    Haben Sie Zahnschmerzen?
    LULU (zu Alwa hinüber)
    Nicht.
    FERDINAND
    Herr Doktor …?
    ALWA
    Er scheint mir heute so weinerlich.
    FERDINAND (durch die Zähne)
    Man ist auch nur ein Mensch. – – (Ab. Beide setzen sich zu

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