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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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dreht den Schlüssel und öffnet).
    GRÄFIN GESCHWITZ
    (tritt heraus).
    SCHÖN (sich bei ihrem Anblick steif emporrichtend)
    Der Teufel – (schlägt rücklings auf den Teppich).
    LULU (wirft sich neben ihn, nimmt seinen Kopf auf den Schoß, küsst ihn)
    Er hat es überstanden. – (Richtet sich auf, will die Treppe hinan.)
    ALWA
    Nicht von der Stelle! –
    GESCHWITZ (zu Lulu)
    Ich glaubte, du wärest es.
    LULU (sich vor Alwa niederwerfend)
    Du kannst mich nicht dem Gericht ausliefern. Es ist
mein
Kopf, den man mir abschlägt. Ich habe ihn erschossen, weil er mich erschießen wollte. Ich habe keinen Menschen auf der Welt geliebt als ihn. Alwa, verlang, was du willst. Lass mich nicht der Gerechtigkeit in die Hände fallen. Es ist schade um mich! Ich bin noch jung. Ich will dir treu sein mein Leben lang. Ich will nur dir allein gehören. Sieh mich an, Alwa. – Mensch, sieh mich an! Sieh mich an!
    (Von außen wird an die Türe gepoltert.)
    ALWA
    Die Polizei. (Geht, um zu öffnen.)
    HUGENBERG
    Ich werde von der Schule gejagt.

Die Büchse der Pandora
    Tragödie in drei Aufzügen mit einem Prolog
    Vorwort
    An dem hier folgenden Drama habe ich neun Jahre, von 1892 bis 1901 , gearbeitet. Vor jedem Neuerscheinen unterzog ich es darauf immer wieder einer gründlichen Durcharbeitung, bis es seine jetzige Form erhielt, die ihm endgültig belassen werden soll. Es mögen hier die Worte folgen, die ich dem Buch im Jahre 1906 mitgab, als es eben von einem richterlichen Vernichtungsurteil ereilt worden war.
    Nachdem die Anklage das Drama als ein jeden sittlichen und künstlerischen Wertes bares Machwerk bezeichnet hatte, wurden von sämtlichen drei Instanzen, die ein Urteil über das Stück zu fällen hatten, gerade seine sittlichen und künstlerischen Qualitäten anerkannt. Die Instanzen waren: das Königliche Landgericht I in Berlin, das Reichsgericht in Leipzig und das Königliche Landgericht  II in Berlin.
    Das Landgericht I war auf Grund dieser Anerkennung zur Freisprechung der Angeklagten und zur Freigabe des Buches gelangt. Das Reichsgericht stellte sich auf den Standpunkt, dass sittliche und künstlerische Qualitäten nicht ausreichten, um einer Schrift den Charakter des Unzüchtigen zu nehmen, und hob auf Grund dieser Anschauung das erste Urteil auf. Das Landgericht  II schloss sich der Auffassung des Reichsgerichtes an und verfügte, während es die Angeklagten freisprach, die Vernichtung des Buches in seiner ehemaligen Form, wobei es aber seinen sittlichen und künstlerischen Qualitäten eine unvergleichlich sorgfältigere Würdigung zuteil werden ließ, als wie es bis dahin je in öffentlichen Besprechungen geschehen war.
    Diese sittlichen und künstlerischen Qualitäten des Buches zu erhalten und sie von allen Schlacken zu säubern, die bei der ersten, immerhin nicht leichten Bewältigung des Stoffes künstlerischer Übermut und Schaffensfreudigkeit mit unterlaufen ließen, ist der Zweck dieser Ausgabe. Werte zu unterschlagen und verschwinden zu lassen, die von zwanzig deutschen Richtern, von ernsten gereiften Männern als vorhanden anerkannt wurden, vermag ich nicht zu verantworten. Es seien hier nur noch einige kurze, rein sachliche Bemerkungen erlaubt.
    Die tragische Hauptfigur dieses Stückes ist nicht Lulu, wie von den Richtern irrtümlich angenommen wurde, sondern die Gräfin Geschwitz. Lulu spielt, von einzelnen Intrigen abgesehen, in allen drei Akten eine rein passive Rolle; die Gräfin Geschwitz dagegen gibt im ersten Akt den Beweis einer, ich darf getrost sagen, übermenschlichen Selbstaufopferung. Im zweiten Akt wird sie durch den Gang der Handlung zu dem Versuch gezwungen, das auf ihr lastende furchtbare Verhängnis der Unnatürlichkeit unter Aufbietung aller seelischen Energie zu überwinden, worauf sie im dritten Akt, nachdem sie die entsetzlichsten Seelenqualen mit stoischer Fassung ertragen, als Verteidigerin ihrer Freundin den Opfertod stirbt.
    Das furchtbare Verhängnis der Unnatürlichkeit, das auf diesem Menschenkind lastet, zum Gegenstand ernster dramatischer Gestaltung zu wählen, wurde in keinem der drei über das Stück gefällten Urteile für unzulässig erklärt. Tatsächlich stehen ja auch in der alten griechischen Tragödie die Hauptfiguren fast immer außerhalb der Natürlichkeit. Sie sind aus Tantalus’ Geschlecht; von den Göttern ward ihnen ein eherner Reif um die Stirn geschmiedet. Das heißt: trotz der gewaltigsten seelischen Evolutionen, die jedem, der ihrem Kampfe beiwohnt,

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