Lulu
gefassten falschen Topasen besetzt. – LUDMILLA STEINHERZ in einer grellen, blau und rot gestreiften Seebadtoilette.
RODRIGO (das volle Glas in der Hand)
Meine Herren und Damen – entschuldigen Sie mich – seien Sie bitte ruhig – ich trinke – gestatten Sie mir, dass ich trinke – denn es ist das Geburtstagsfest von unserer liebenswürdigen Wirtin – (Lulu am Arm nehmend) der Gräfin Adelaide d’Oubra – verdammt und zugenäht! – Ich trinke also – – und so weiter meine Damen! (Alle umringen Lulu und stoßen mit ihr an.)
ALWA (zu Rodrigo, ihm die Hand drückend)
Ich gratuliere dir.
RODRIGO
Ich schwitze wie ein Schweinebraten.
ALWA (zu Lulu)
Lass uns sehen, ob im Spielzimmer alles in Ordnung ist. (Beide ins Spielzimmer ab.)
BIANETTA (zu Rodrigo)
Eben erzählte man mir, mein Herr, Sie seien der stärkste Mann der Welt.
RODRIGO
Das bin ich, mein Fräulein. Darf ich Sie bitten, über meine Kräfte zu verfügen.
MAGELONE
Ich liebe eigentlich mehr die Kunstschützen. Vor drei Monaten trat ein Kunstschütze im Kasino auf und jedes Mal, wenn er Bumm machte, dann ging es bei mir so! (Sie zuckt mit den Hüften.)
GRAF CASTI-PIANI (spricht während des ganzen Aktes in müdem gelangweilten Ton, zu Magelone)
Sag’ mal, Teuerste, wie kommt das eigentlich, dass man deine (auf Kadidja zeigend) niedliche kleine Prinzessin heute zum ersten Mal hier sieht?
MAGELONE
Findest du sie wirklich so entzückend? – Sie ist noch im Kloster. Sie muss nächsten Montag wieder in der Schule sein.
KADIDJA
Wie sagst du, Mütterchen?
MAGELONE
Ich erzähle den Herren eben, dass du letzte Woche die erste Note in der Geometrie bekommen hast.
JOURNALIST HEILMANN
Was die für hübsches Haar hat!
CASTI-PIANI
Sehen Sie sich mal die Füße an! Die Art, wie die geht!
PUNTSCHU
Weiß Gott, die hat Rasse!
MAGELONE (lächelnd)
Aber haben Sie doch Mitleid, meine Herren; sie ist ja noch vollkommen Kind!
PUNTSCHU (zu Magelone)
Das würde mich verdammt wenig genieren! – (Zu Heilmann.) Zehn Jahre meines Lebens gebe ich darum, wenn ich das gnädige Fräulein in die Zeremonien unseres Geheimkultus einführen könnte!
MAGELONE
Dazu bekommen Sie meine Zustimmung aber nicht für eine Million! Ich will nicht, dass man dem Kinde seine Jugend verdirbt, wie man mir das getan hat!
CASTI-PIANI
Bekenntnisse einer schönen Seele! (Zu Magelone.) Würdest du deine Einwilligung auch nicht für eine Garnitur echter Diamanten erteilen?
MAGELONE
Renommier’ doch nicht! Du schenkst mir so wenig echte Diamanten wie meinem Kind! Das weißt du selber am allerbesten!
(Kadidja geht ins Spielzimmer.)
DIE GESCHWITZ
Aber wird denn heute Abend gar nicht gespielt?
LUDMILLA STEINHERZ
Aber selbstverständlich, Komtesse! Ich rechne sogar sehr darauf.
BIANETTA
Dann wollen wir doch gleich unsere Plätze einnehmen. Unsere Herren kommen dann schon nach.
DIE GESCHWITZ
Darf ich Sie bitten, mich nur noch eine Sekunde zu entschuldigen. Ich habe noch ein Wort mit meiner Freundin zu sprechen.
CASTI-PIANI (Bianetta den Arm bietend)
Darf ich um die Ehre bitten, Halbpart mit Ihnen zu spielen? Sie haben eine so glückliche Hand!
LUDMILLA STEINHERZ
Nun geben Sie mir mal Ihren anderen Arm, und dann führen Sie uns in die Spielhölle!
(Casti-Piani mit den beiden Damen ins Spielzimmer ab.)
MAGELONE
Sagen Sie, Herr Puntschu, haben Sie vielleicht noch einige Jungfrauaktien für mich?
PUNTSCHU
Jungfrauaktien? (Zu Heilmann.) Das verehrte Fräulein meinen die Aktien der Drahtseilbahn auf die Jungfrau. Die Jungfrau ist nämlich ein Berg, auf den man eine Drahtseilbahn bauen will. (Zu Magelone.) Wissen Sie, nur damit keine Verwechselungen entstehen. Wie leicht wäre das in diesem erwählten Kreise möglich. – Ich habe allerdings noch etwa viertausend Jungfrauaktien, aber die möchte ich gerne für mich behalten. Es bietet sich nicht sobald wieder Gelegenheit, sich unter der Hand ein kleines Vermögen zu machen.
HEILMANN
Ich habe bis jetzt nur eine einzige von diesen Jungfrauaktien. Ich möchte auch gern noch mehr haben.
PUNTSCHU
Ich will’s versuchen, Herr Heilmann, Ihnen welche zu besorgen. Aber das sage ich Ihnen im Voraus, Sie zahlen Apothekerpreise dafür!
MAGELONE
Mir hat meine Wahrsagerin dazu geraten, dass ich mich beizeiten umtat. Meine sämtlichen Ersparnisse bestehen jetzt aus Jungfrauaktien. Wenn das nicht glückt, Herr Puntschu, dann kratz’ ich Ihnen die Augen aus!
PUNTSCHU
Ich bin mir meiner Sache vollkommen
Weitere Kostenlose Bücher