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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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sicher, meine Teuerste.
    ALWA (der aus dem Spielzimmer zurückgekommen ist, zu Magelone)
    Ich kann Ihnen garantieren, dass Ihre Befürchtungen vollkommen unbegründet sind. Ich habe meine Jungfrauaktien sehr teuer bezahlt und bedauere es keinen Augenblick. Sie steigen ja von einem Tag auf den andern. So was ist noch gar nicht dagewesen.
    MAGELONE
    Um so besser, wenn Sie recht haben. (Puntscbus Arm nehmend.) Kommen Sie, mein Freund! Jetzt wollen wir unser Glück im Bakkarat versuchen!
    (Magelone, Puntschu, Alwa, Heilmann gehen ins Spielzimmer. – Rodrigo und die Gräfin Geschwitz bleiben zurück.)
    RODRIGO (kritzelt etwas auf einen Zettel und faltet ihn zusammen; die Geschwitz bemerkend)
    Hm, gräfliche Gnaden … (Da die Geschwitz zusammenzuckt.) Seh’ ich denn so gefährlich aus? (Für sich.) Ich muss ein Bonmot machen. (Laut.) Darf ich mir vielleicht etwas herausnehmen?
    DIE GESCHWITZ
    Scheren Sie sich zum Henker!
    CASTI-PIANI (Lulu in den Saal führend)
    Sie erlauben mir nur zwei Worte.
    LULU (während ihr Rodrigo unbemerkt seinen Zettel in die Hand drückt)
    Bitte, so viel Sie wollen.
    RODRIGO
    Ich habe die Ehre, mich zu empfehlen. (Ins Spielzimmer ab.)
    CASTI-PIANI (zur Geschwitz)
    Lassen Sie uns allein!
    LULU (zu Casti-Piani)
    Habe ich Sie wieder durch irgendetwas gekränkt?
    CASTI-PIANI (da sich die Geschwitz nicht vom Fleck rührt)
    Sind Sie taub?
    (Die Geschwitz geht tief aufseufzend ins Spielzimmer ab.)
    LULU
    Sag’ es nur gleich heraus, wie viel du haben willst.
    CASTI-PIANI
    Mit Geld kannst du mir nicht mehr dienen.
    LULU
    Wie kommst du auf den Gedanken, dass wir kein Geld mehr haben?
    CASTI-PIANI
    Weil du mir gestern euren letzten Rest ausgehändigt hast.
    LULU
    Wenn du dessen sicher bist, wird es ja wohl so sein.
    CASTI-PIANI
    Ihr seid auf dem Trocknen, du und dein Schriftsteller.
    LULU
    Wozu denn die vielen Worte? – Wenn du mich bei dir haben willst, brauchst du mir nicht erst mit dem Henkerbeil zu drohen.
    CASTI-PIANI
    Das weiß ich. Ich habe dir aber schon mehrmals gesagt, dass du gar nicht mein Fall bist. Ich habe dich nicht ausgeraubt, weil du mich liebtest, sondern ich habe dich geliebt, um dich ausrauben zu können. Bianetta ist mir von oben bis unten angenehmer als du. Du stellst die ausgesuchtesten Leckerbissen zusammen, und wenn man seine Zeit verplempert hat, ist man hungriger als vorher. Du liebst schon zu lang, auch für unsere hiesigen Verhältnisse. Einem gesunden jungen Menschen ruinierst du nur das Nervensystem. Um so vorteilhafter eignest du dich für die Stellung, die ich dir ausgesucht habe.
    LULU
    Du bist verrückt! – Habe ich dich beauftragt, mir eine Stellung zu verschaffen?
    CASTI-PIANI
    Ich sagte dir doch, dass ich Stellenvermittlungsagent bin.
    LULU
    Du sagtest mir, du seiest Polizeispion.
    CASTI-PIANI
    Davon allein kann man nicht leben. Ursprünglich war ich Stellenvermittlungsagent, bis ich über ein Pfarrerstöchterchen stolperte, dem ich eine Stellung in Valparaiso verschafft hatte. Das Herzblättchen hatte sich in seinen kindlichen Träumen das Leben noch berauschender vorgestellt als es ist und beklagte sich deshalb bei Mama. Darauf wurde ich festgesetzt. Durch charaktervolles Benehmen gewann ich mir aber rasch das Vertrauen der Kriminalpolizei. Mit einem Monatswechsel von hundertfünfzig Mark schickte man mich hierher, weil man wegen der ewigen Bombenattentate unser hiesiges Kontingent verdreifachte. Aber wer kommt hier mit hundertfünfzig Mark im Monat aus? – Meine Kollegen lassen sich von Weibern aushalten. Mir lag es natürlich näher, meinen früheren Beruf wieder aufzunehmen, und von den unzähligen Abenteurerinnen, die sich hier aus den besten Familien der ganzen Welt zusammenfinden, habe ich schon manches lebenshungrige junge Geschöpf an den Ort seiner natürlichen Bestimmung befördert.
    LULU (mit Entschiedenheit)
    Ich tauge nicht für diesen Beruf.
    CASTI-PIANI
    Deine Ansichten über diese Frage sind mir vollkommen gleichgültig. Die Staatsanwaltschaft bezahlt demjenigen, der die Mörderin des Doktor Schön der Polizei in die Hand liefert, tausend Mark. Ich brauche nur den Polizisten heraufzupfeifen, der unten an der Ecke steht, dann habe ich tausend Mark verdient. Dagegen bietet das Etablissement Oikonomopulos in Kairo sechzig Pfund für dich. Das sind zwölfhundert Mark, also zweihundert Mark mehr, als der Staatsanwalt bezahlt. Übrigens bin ich immerhin noch so weit Menschenfreund, um meinen Lieben lieber zum Glücke zu verhelfen, als dass ich

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