Lulu
eigentlich?
BOB
Ich heiße eigentlich Fredy, aber man nennt mich Bob, weil das jetzt Mode ist.
PUNTSCHU
Wie alt bist du denn?
BOB
Fünfzehn.
KADIDJA (tritt zögernd aus dem Speisezimmer ein)
Entschuldigen Sie, können Sie mir nicht sagen, ob Mama nicht hier ist?
PUNTSCHU
Nein, mein Kind. – (Für sich.) Zum Teufel, die hat Rasse!
KADIDJA
Ich suche sie überall; ich kann sie gar nirgends finden.
PUNTSCHU
Deine Mama kommt schon wieder zum Vorschein; so wahr ich Puntschu heiße! – – (Auf Bob sehend.) Und das Paar Kniehosen! – – Gott der Gerechte! – – Es wird einem unheimlich! (Nach rechts hinten ab.)
KADIDJA (zu Bob)
Haben
Sie
nicht vielleicht meine Mama gesehen?
BOB
Nein, aber Sie brauchen nur mit mir zu kommen.
KADIDJA
Wo ist sie denn?
BOB
Sie ist im Lift hinaufgefahren. Kommen Sie nur!
KADIDJA
Nein, nein, ich fahre nicht mit hinauf.
BOB
Wir können uns oben auf dem Korridor verstecken.
KADIDJA
Nein, nein – ich komme nicht, sonst krieg’ ich Schelte.
(Magelone stürzt in heilloser Aufregung durch die Entreetür herein und bemächtigt sich Kadidjas.)
MAGELONE
Ha, da bist du ja endlich, du gemeines Geschöpf!
KADIDJA (heulend)
O Mama, Mama, ich habe dich gesucht!
MAGELONE
Du hast mich gesucht?! Hab’ ich dich geheißen, mich zu suchen?! Was hast du mit diesem Mannsbild gehabt?
(Heilmann, Alwa, Ludmilla Steinherz, Puntschu, die Gräfin Geschwitz und Lulu treten aus dem Speisezimmer ein. – Bob hat sich gedrückt.)
MAGELONE (zu Kadidja)
Dass du mir den Leuten nichts vorheulst! das sag’ ich dir!
(Alle umringen Kadidja.)
LULU
Aber du weinst ja, mein süßes Herzblatt! Warum weinst du denn?
PUNTSCHU
Weiß Gott, sie hat wahrhaftig geweint! Wer hat dir denn was zuleide getan, du kleine Göttin!
LUDMILLA STEINHERZ (kniet vor ihr nieder und schließt sie in die Arme)
Sag’ mir, mein Engelsgeschöpfchen, was es Schlimmes gegeben hat. Willst du Kuchen? Willst du Schokolade?
MAGELONE
Das sind die Nerven. Das kommt viel zu früh bei dem Kind. Das beste wäre jedenfalls, man achtete gar nicht darauf!
PUNTSCHU
Das sieht Ihnen ähnlich! Sie sind eine Rabenmutter! Das Gericht wird Ihnen das Kind noch fortnehmen und mich zu seinem Vormund bestellen! (Kadidja die Wangen streichelnd.) Nicht wahr, meine kleine Göttin?
DIE GESCHWITZ
Ich wäre froh, wenn man endlich wieder mit Bakkarat anfinge?
(Die Gesellschaft begibt sich ins Speisezimmer; Lulu wird an der Tür von Bob zurückgehalten, der ihr etwas zuflüstert.)
LULU
Gewiss! Lass ihn nur eintreten!
(Bob öffnet die Tür zum Korridor und lässt SCHIGOLCH eintreten. Schigolch trägt Frack, weiße Halsbinde, schiefgetretene Lackstiefel und einen schäbigen Klapphut, den er aufbehält.)
SCHIGOLCH (mit einem Blick auf Bob)
Wo hast du den her?
LULU
Aus dem Zirkus.
SCHIGOLCH
Wie viel Lohn bekommt er?
LULU
Frag ihn, wenn es dich interessiert. (Zu Bob.) Schließ die Türe.
(Bob geht ins Speisezimmer und schließt die Tür hinter sich.)
SCHIGOLCH (sich setzend)
Ich brauche nämlich notwendig Geld. Ich habe meiner Geliebten eine Wohnung gemietet.
LULU
Hast du dir hier auch noch eine Geliebte genommen?
SCHIGOLCH
Sie ist Frankfurterin. In ihrer Jugend war sie die Frau des Königs von Neapel. Sie sagt mir jeden Tag, dass sie früher einmal sehr bestrickend gewesen sei.
LULU (scheinbar in vollkommenster Ruhe)
Braucht sie das Geld sehr nötig?
SCHIGOLCH
Sie will sich eine eigene Wohnung einrichten. Solche Summen spielen doch bei dir keine Rolle.
LULU (plötzlich von einem Weinkrampf überwältigt, stürzt Schigolch zu Füßen)
O du allmächtiger Gott!
SCHIGOLCH (sie streichelnd)
Nun? – Was gibt es denn wieder?
LULU (schluchzt krampfhaft)
Es ist zu grauenhaft!
SCHIGOLCH (zieht sie auf seine Knie und hält sie wie ein kleines Kind in den Armen)
Hm – du übernimmst dich, mein Kind. – Du musst dich ausnahmsweise mal mit einem Roman zu Bett legen. – Weine nur; weine dich nur recht aus. – So hat es dich auch schon vor fünfzehn Jahren geschüttelt. Es hat seitdem kein Mensch mehr so geschrien, wie du damals hast schreien können. – Damals trugst du noch keinen weißen Federbusch auf dem Kopf und hattest auch keine durchsichtigen Strümpfe an. Du hattest weder Stiefel noch Strümpfe an deinen Beinen.
LULU (heulend)
Nimm mich mit dir nach Haus! Nimm mich diese Nacht mit zu dir! Ich bitte dich! Wir finden unten Wagen genug!
SCHIGOLCH
Ich nehme dich mit; ich nehme dich mit. – Was
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