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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Mike steht noch immer
unter Seinem Einfluss und wollte dich aus dem Haus locken.«
    »Und
warum?«, fragte Kiro.
    Wie
zur Antwort ertönte in diesem Moment ein kehliges, mir nur zu bekanntes Krähen
über unseren Köpfen. Als ich nach oben blickte, gewahrte ich einen riesigen,
verschwommenen Schemen, der in immer enger werdenden Schleifen den Platz
umflog.
    Ich
schluckte. Es war kein Zufall, dass dieser Vogel immer wieder unseren Weg
kreuzte. Und etwas in mir sagte mir, dass er sich dieses Mal nicht damit
begnügen würde, uns von oben herab zu beobachten. Die Muskeln an meinen
Schenkeln spannten sich so sehr an, dass es schmerzte, und ich spürte, wie mir
der kalte Schweiß auf die Stirn trat.
    »Wir
sollten besser verschwinden«, sagte ich gezwungen ruhig.
    »Verschwinden?«,
wiederholte Kiro verständnislos, der die Krähe konzentriert anstarrte.
    »Ja,
verschwinden«, bestätigte ich, nun mit leicht gesenkter Stimme.
    Der
Vogel war tiefer herabgeglitten, und die Kreise, die er um uns zog, vereinigten
sich allmählich zu einer wahnwitzigen Spirale, an deren Ende wir uns befanden.
    »Lauf,
Kiro – los! « Das letzte Wort hatte ich mit überschnappender Stimme geschrien.
    Ich
riss den vollkommen perplexen jungen Mann an der Schulter herum und stürmte
los, Kiro wie eine willenlose Puppe hinter mir herschleifend. Als hätte er bloß
auf einen solchen Anlass gewartet, stieß der Vogel über uns ein schrilles, für
eine Krähe vollkommen untypisches Kreischen aus, dann stieß er beinahe lotrecht
in die Tiefe, die gewaltigen Klauen gierig gespreizt.
    » Was,
um Himmels willen, ist das?! «, brüllte Kiro über das Zetern der Krähe
hinweg. Sein Blick hatte sich an den bedrohlichen Krallen des Vogels festgesaugt
und seine Augen waren schwarz vor Furcht.
    »Dreh
dich nicht um!«, schrie ich zurück und missachtete meinen Befehl einen Sekundenbruchteil
später selbst.
    Die
gewaltige Krähe raste heran, näherte sich in einer Geschwindigkeit, die ihrer
außergewöhnlichen Größe Hohn sprach und allen Gesetzen der Physik vor die Füße
spuckte. Ihre kleinen, tückischen Augen funkelten vor Mordlust und Blutgier,
und ich wusste, sobald sie uns erreicht hatte, musste sie uns in ihrem
Blutrausch schier in Stücke reißen.
    »Dort
hinein!«, schrie Kiro.
    Noch
bevor ich ganz begriff, was er damit meinte, packte er mich am Handgelenk,
schlug einen scharfen Haken nach rechts, der mich beinahe aus dem Gleichgewicht
gebracht hätte, und zog mich in eine schmale Seitengasse, die mir nicht einmal
aufgefallen wäre. Er drosselte sein Tempo nicht, sondern stürmte weiter,
sprengte die nur noch halb in den Angeln hängende Tür eines schon lange
verlassenen Lebensmittelladens mit der Schulter auf und versetzte mir einen
Stoß zwischen die Schulterblätter, der mich ein paar Schritte nach vorne und in
den vom künstlichen Zwielicht beherrschten Raum stolpern ließ. Hastig trat Kiro
die Tür hinter sich mit dem Absatz zu, sah sich einen Augenblick lang wild in
dem Laden um und entdeckte schließlich eine halbwegs stabil wirkende Kiste, die
er trotz ihres augenscheinlichen Gewichtes ohne Mühe vor das Türblatt schob.
    »Hilf
mir«, drängte er mich, während er bereits die nächste Kiste hochhievte und auf
der ersten ablud. »Wir müssen den Eingang irgendwie blockieren. Die Tür fällt
schon aus den Angeln, wenn man sie nur schief ansieht, einem Angriff dieser Bestie
hält sie niemals stand.«
    Überrascht
davon, wie schnell Kiro sich auf unsere Situation eingestellt hatte, nickte ich
knapp und suchte ebenfalls nach Einrichtungsgegenständen, die wir als Barrikade
verwenden konnten.
    Wir
arbeiteten rascher und präziser, als ich es jemals für möglich gehalten hätte,
und innerhalb einer halben Minute war das morsche Holz der Tür vollends hinter
aufgestapeltem Mobiliar und Bergen von übereinandergeworfenen Umzugskisten
verschwunden. Zum Abschluss schleppte Kiro eine riesige, aus Ebenholz
gearbeitete Theke heran, die noch aus dem vorherigen Jahrhundert stammen
musste, und schob sie quer vor unseren improvisierten Schutzschild.
    Keine
Sekunde zu früh, wie sich herausstellte, denn kaum wandte Kiro sich mit einem
halb erschöpften, halb erleichterten Seufzen ab und wischte sich den Schweiß von
der Stirn, erbebte der gewaltige Turm unter einem machtvollen Schlag, der das
ganze Haus erschütterte. Einen schrecklichen Atemzug lang fürchtete ich, all
unsere Bemühungen wären umsonst gewesen, doch zu meiner Erleichterung schwankte
der

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