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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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unterscheiden.
    Auch
an Kiro und mir ging der Angriff der Krähen nicht spurlos vorüber. Mein Plan
hatte tatsächlich funktioniert, gemeinsam mit meinem Begleiter hatte ich einen
mentalen Schutzschild erschaffen, der uns die Angreifer vom Hals hielt, aber
die Anstrengung, die uns die Aufrechterhaltung des Walles abverlangte, war kaum
zu ertragen. Schon nach dem ersten Anprall der gefiederten Körper verschwamm
die Umgebung vor meinen Augen. Beinahe wäre mir Kiros vor Furcht und
Anstrengung verkrampfte Hand entglitten, ein schon fast lächerlich kleiner
Fehler in Anbetracht unserer Lage, der uns Sekundenbruchteile später das Leben
gekostet hätte.
    Ich
hatte mich verschätzt, gefährlich verschätzt, und das wurde uns nun zum
Verhängnis. Ich hatte gedacht, alles, was wir tun mussten, war, den Schutz
überhaupt zustande zu bringen. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass diese
Art der Magie so sehr an unseren Kräften zehrte. Lange würde das keiner von uns
durchhalten. Vielleicht würden wir noch dreihundert, vierhundert oder sogar
fünfhundert Krähen abwehren können, doch was dann? Die Zahl unserer Gegner war
schier unerschöpflich, und für jeden Vogel, der unter den rauschenden Flügeln
seiner Artgenossen verschwand, tauchten scheinbar zwanzig neue Ungeheuer auf,
die ihren Platz einnahmen. Es war alles umsonst gewesen. Wir waren dem Tod viel
zu oft von der Schippe gesprungen, nun hatte er uns endgültig in eine Sackgasse
getrieben.
    Ein
weiterer, noch grausamerer Ruck am Rande meines Bewusstseins riss mich brutal
aus meinen düsteren Gedanken. Das Geräusch von zu Boden prasselnden Körpern
drang an mein Ohr. Ich spürte Kiros Qual wie einen elektrischen Schlag, seine
Finger schlossen sich mit eiserner Kraft um die meinen und er bäumte sich mit
einem gellenden Schrei auf. Wieder wurde ein großes Stück aus unserer beider
Energiereserven herausgerissen, wieder sank das gewaltige Reservoir an Magie, das
sich in unseren Körpern gesammelt hatte, weiter ab, näherte sich allmählich
seinem Grund. Mit Schrecken stellte ich fest, dass sich der Ring aus purer
Kraft, den ich um Kiro und mich gezogen hatte, enger um uns zusammenzog, sodass
die Angreifer noch näher an uns herangelangten, bevor sie gegen den
unsichtbaren Widerstand krachten und mit zerschmetterten Gliedern
zurückgeworfen wurden. Es war zwecklos, absolut zwecklos.
    »Laura!«,
keuchte Kiro.
    Ich
wandte den Kopf. Kiros Gesicht war zu einer vor Schweiß glänzenden Grimasse
verzerrt, seine Augen waren noch dunkler als gewöhnlich, wie schwarze Steine.
Obwohl sein Blick auf mein Gesicht geheftet war, war ich mir sicher, dass er
mich nicht einmal wahrnahm. Er balancierte auf einem schmalen Grat zwischen Bewusstlosigkeit
und Wachsein, nur noch knapp davon entfernt, vollends zusammenzubrechen.
    »Laura«,
stieß er erneut hervor. »Wir haben keine Chance. Sie werden uns töten. Gibt es
denn gar nichts, was wir tun können? Wir müssen irgendetwas unternehmen! Laura,
kannst du mich hören? Laura!«
    Das alles ist nur seine Schuld , flüsterte es
hinter meiner Stirn.
    Beinahe
ohne mein Zutun formten meine Lippen die Worte nach, meine Augen verengten sich
zu Schlitzen. »Deine Schuld«, stieß ich hervor. »Das alles ist allein deine
Schuld, Kiro.«
    Kiros
Augen weiteten sich. » Was? Was sagst du da?«
    »Wir
werden sterben, und das nur, weil du dich Hals über Kopf in Gefahr stürzen
musstest«, fuhr ich unerbittlich fort. Die Worte schienen sich in meinem Ohr zu
verdoppeln, erklangen in mir und aus mir. »Wenn du nur einmal in deinem Leben
an die anderen gedacht hättest, nur ein einziges Mal …«
    »Laura,
ich habe nie …« Kiro war bleich wie die sprichwörtliche Wand.
    »Du
hast uns umgebracht, du allein. Weil du dumm warst und naiv, weil du
selbstsüchtig warst. Und nun wagst du es, von mir eine Rettung zu verlangen?
Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich, Bursche. Ich werde keinen Funken Kraft
mehr darauf verwenden, dein jämmerliches Leben zu schützen.«
    »Was
soll das?«, keuchte Kiro. »Du bist ja ver…«
    »Verrückt?«,
zischte ich.
    »Verwirrt«,
rief Kiro verzweifelt aus. »Du bist nicht du selbst.«
    »O,
da irrst du dich«, flüsterte ich. »Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ich
selbst.«
    Und
mit diesen Worten riss ich meine Hand mit einem Ruck aus Kiros Umklammerung.
Meinem Begleiter blieb nicht einmal genügend Zeit, über mein Handeln zu
erschrecken, denn mit meiner überraschenden Tat hatte ich auch das geistige
Band

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