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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Eine Weile
lang tat ich so, als würde ich dem Geschehen auf der Bühne folgen, dann beugte
ich mich zu Kiro hinüber. »Glaubst du, er könnte hier auftauchen?«
    Er
wandte den Kopf und sah mich lange aus seinen dunklen Augen an, ein Blick, der
mich zutiefst beunruhigte. Schließlich setzte er ein Lächeln auf und schüttelte
etwas steif den Kopf. »Nicht doch. So hoch würde er niemals pokern. Hier sind
viel zu viele Menschen.«
    Ich
wollte ihm glauben, doch es fiel mir schwer.
    Für
die nächsten fünfzehn Minuten gelang es mir fast, die schockierende Begegnung
mit dem Schwarzhaarigen zu vergessen, und entgegen meiner eigenen Behauptung,
ich wäre dazu nicht in der Lage, begann ich, mich ein wenig zu amüsieren – vor
allem, als ich Camryn und ihre Meute einige Plätze weiter entdeckte und ihre
vor Staunen überquellenden Augen gewahrte, mit denen sie den gutaussehenden
Fremden neben mir begafften. Ja, sogar eine gewisse Schadenfreude machte sich
in mir breit.
    Doch
mein Glück war nur von kurzer Dauer. Gerade betrat Menter, einer der jüngeren
Kollegen in der Lehrerschaft, die Bühne, um den nächsten Programmpunkt
anzukündigen, als eine schrille Sirene ertönte. Die versammelten Gäste schraken
zusammen, und ein gedämpftes Murmeln erhob sich in ihren Reihen. Auch Menter
sah sich irritiert um, ehe sich langsames Begreifen in seinen Zügen abzeichnete.
Als er das Wort aussprach, hatte ich längst selbst den beißenden Geruch
wahrgenommen, der nach und nach den Saal erfüllt hatte.
    »Feuer!«
Hilfesuchend zuckten die Augen des Lehrers durch den Saal. »Feuer! Feuer, es
brennt!«
    Das
Murmeln erhob sich zu einem aufgeregten Plappern, und irgendwo ertönte sogar
ein einzelner, hysterischer Schrei. Es war dieser Laut, der Menter wieder an
seine Aufgabe als Lehrperson zu gemahnen schien, denn er fasste sich sichtlich
und hob beide Arme über den Kopf. »Bitte bewahren Sie Ruhe, es besteht kein
Grund zur Panik!«
    Zu
diesem Schluss kam er reichlich spät …
    »Begeben
Sie sich geordnet zu den Ausgängen! Rennen Sie nicht! Ihnen wird nichts geschehen!«
    Kiros
kühle Hand schloss sich um meinen Unterarm. »Hören die Unglücksfälle denn nie
auf?«, murmelte er. »Komm, sehen wir zu, dass wir rauskommen.«
    Ich
nickte stumm und ließ mich von dem jungen Mann auf die Beine ziehen. Um uns
herum war mittlerweile trotz Menters eindringlichen Reden ein heilloses Chaos
ausgebrochen. Die Gäste drängten zum einzigen Ausgang, und in ihren Augen waren
Unglauben und Grauen zu sehen. Innerhalb weniger Momente war jener Tag, der für
viele der Anwesenden der bedeutendste ihrer Schulkarriere hätte werden sollen,
zum Albtraum ihres Lebens geworden.
    Der
Saal füllte sich zunehmend mit Qualm, den ich mittlerweile nicht mehr nur
riechen, sondern auch sehen konnte. Innerhalb weniger Atemzüge sättigte er die
Luft wie giftiger Nebel, und ich hatte Schwierigkeiten, die eigene Hand vor
Augen zu sehen. Es schien auch deutlich wärmer zu werden, und mit dieser
Erkenntnis machte sich zum ersten Mal so etwas wie Panik in meinem Inneren
breit. Instinktiv griff ich nun meinerseits nach Kiro und umklammerte ihn fest,
als wäre er der Fels in der Brandung, der mich davor bewahrte, von diesem Sog
des Wahnsinns mitgerissen zu werden. Aus dem einzelnen Schrei waren
mittlerweile zahlreiche geworden, die sich immer wieder in trockenen Hustenanfällen
verloren.
    »Rasch,
wir dürfen nicht zurückfallen!«, drängte Kiro und zog mich weiter.
    Hilflos
stolperte ich hinter ihm her, wobei ich immer wieder auf den unpraktisch langen
Saum meines Kleides trat und strauchelte. Mehrmals stieß ich mit der Hüfte
gegen ein unsichtbares Hindernis, das sich im tückischen Qualm verborgen hatte.
    »Ich
… ich kann nicht so schnell …«, keuchte ich. »Bitte … warte …«
    Meine
Augen brannten so heftig, dass mir Tränen in Strömen übers Gesicht liefen, und
eine trockene Hitze ließ meine Wangen glühen. Das Feuer selbst war noch nicht
zu sehen, doch es konnte keinen Zweifel daran geben, dass wir uns seiner Quelle
näherten.
    Plötzlich
wurde ich von hinten angerempelt. Meine Füße verhedderten sich endgültig in dem
Stoff des Kleides, und als jener Gast, der zuvor gegen mich gestoßen war, sich
hastig an mir vorbei schob, verlor ich den Kampf um mein Gleichgewicht. Mit
einem heiseren Schrei fiel ich der Länge nach hin, und mein Handgelenk entglitt
Kiros Griff. Hart landete ich mit dem Gesicht voran auf dem Parkett des
Festsaals. Benommen kämpfte

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