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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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meine Haare
wieder glatt. Er war kein Monster, das war er nie gewesen, trotzdem wollte ich
nicht an seiner Stelle sein, nicht um alle Macht der Welt.
    Als Hansen mir
das erste Mal über Ihn erzählt hatte, hatte ich nicht ahnen können,
welch bedauernswerter Mensch sich hinter dem namenlosen Schrecken verbarg, der
den Magiern ungewollt das Leben erschwerte. Während unserer geistigen
Verbindung hatte ich tief genug in Andreas´ Seele geblickt, um zu sehen, dass
sie schwarz und verdorben war, verbrannt von der finsteren Magie, derer er sich
bedient hatte. Er hatte nach der Macht gegriffen, um einen begangenen Fehler
wiedergutzumachen, aber anstatt den Zauber des Buches beherrschen zu lernen,
hatte der Zauber ihn beherrscht. Ich hatte sehr deutlich gesehen, dass
jenes Wesen, das von seinen Opfern so sehr gefürchtet wurde, dass es nicht
einmal einen Namen hatte, nur zu einem sehr winzigen Teil aus Andreas selbst
bestand. Ein weitaus größerer Teil war das Buch – oder vielmehr das, was darin
schlummerte. In dieser Schrift lauerte derselbe Wahnsinn, der den Rattenfänger
dazu gebracht hatte, Dutzende Kinder in einen grausamen Tod zu schicken, eine
uralte Macht, die ihren Träger zu unvorstellbaren Leistungen befähigte, dafür
aber einen geradezu unbezahlbaren Preis von ihm einforderte. Mit jeder fremden Seele,
die Andreas seiner eigenen hinzugefügt hatte, war die Essenz seines Geistes
mehr und mehr verwässert worden. Im Grunde genommen tat er mir leid – sein
Verständnis von Gut und Böse war krankhaft verzerrt, er wusste nicht einmal, dass
das, was er tat, schlecht war. Und in den wenigen klaren Momenten, in denen er
dies doch begriff, musste das Grauen, das ihn befiel, unermesslich sein.
    Sorgfältig
legte ich das Stück Pergament zurück in das Buch, an jene Stelle, der Andreas
es entnommen hatte. Nachdem Mike mich förmlich gezwungen hatte, meine nassen
Sachen abzulegen und in einen Zuber mit warmem Wasser zu steigen, hatte er mich
wieder zurück auf mein Zimmer gebracht, wo ich mir den Luxus gestattet hatte,
mich eingehender mit dem Buch zu beschäftigen.
    » Krybch «,
murmelte ich, während ich die Gravur in dem ledernen Einband mit der
Fingerspitze nachzeichnete. Es war die Bedeutung des Zeichens, das den Einband
zierte, ein Wort, das sich beim Aussprechen anfühlte, als wäre mir etwas mit
unzähligen harten Beinchen in die Kehle gekrochen und dabei verendet. In
unserer Sprache hieße es wohl so etwas wie Macht, Verbot oder Geheimnis,
vielleicht auch eine unausgeglichene Mischung aus allem. Ich kam nicht umhin,
mich zu fragen, woher dieser seltsame Foliant stammte, von dem so viel
Aufhebens gemacht wurde. Das antike Indien grauer Vorzeit schien als
Geburtsstätte nahezuliegen, aber insgeheim wusste ich, dass es viel, viel älter
sein musste, vielleicht aus einer Zeit stammend, die so weit in der Vergangenheit
lag, dass das Gedächtnis der Menschheit nicht bis dorthin zurückreichte. Hinzu
kam, dass die verschiedenen Handschriften nicht auf einen, sondern auf gleich
ein paar Dutzend Autoren hinwiesen, was es zusätzlich erschwerte, einen Ursprungsort
oder gar ein Entstehungsdatum festzumachen. Wie so zahlreiche andere, uralte
Bücher, die der Menschheit als Erbe hinterlassen worden waren, würde wohl auch
der Ursprung dieses Folianten auf ewig im Dunkeln bleiben.
    » Wenn
die sieben Monde in einer Linie stehen, und der achte sich schwarz wie
geronnenes Blut färbt«, murmelte ich gedankenverloren, »und die Sonne ihr
großes, glühendes Auge in Trauer schließt, wird die Waagschale des Lebens und
des Todes kippen.« Ich kannte die Prophezeiung auswendig, sie hatte sich unauslöschlich
in mein Gedächtnis gebrannt. Auch die übrigen Zeilen, an die ich mich anfangs
nicht gewagt hatte, hatte ich nun bereits mehr als einmal halblaut meinem
Zimmer anvertraut – jener Abschnitt, der von der Vereinigung der beiden
gegengleichen Seelen sprach, den drei Opfern, die gebracht werden mussten, um
die Geister der Erde, des Himmels und des Äthers zu besänftigen und in die
Geschicke des Universums eingreifen zu dürfen, und schließlich und endlich der
Warnung vor einem ungewollten Ausgang dieses überaus mächtigen Rituals.
    Ich
erhob mich von meinem Bett, trat an eines der Fenster heran, riss den blutroten
Vorhang von der Stange und brach mit Gewalt die Bretter nach außen, die mir den
Blick auf den Himmel verwehrten. Noch war der Mond am Firmament deutlich
auszumachen, eine hauchdünne, aber noch zu erkennende

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