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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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bereits alles bewirkt hatte durch meine ›bloße
Anwesenheit‹, doch ich schluckte die Worte, die mir in die Kehle drängten,
hinunter, denn ich wusste, dass Eloin es nicht begriffen hätte. Immer noch war
sie gefangen in ihrer kleinen, heilen Welt, in der alles seinen rechten Platz
hatte, eine Welt, die durch kein Ereignis zerrüttet werden konnte. Niemals
würde sie einsehen, dass der Zweck die Mittel heiligte.
    Eloin
schien zu spüren, was in mir vorging. Ihre Hände umfassten meine Schultern, sie
bettete ihr Kinn in meinen Nacken. Ihr warmer Atem hauchte in mein Haar, als
sie sanft fortfuhr. ›Es ist einfach, zu hassen – ganz besonders sich selbst.
Dagegen zeugt es von wahrer Stärke, sich zu akzeptieren, mit allen Fehlern und
Tadeln. Lass nicht zu, dass der Hass deine Seele frisst. Ich spüre, wie er
täglich ein weiteres Stück aus dir herausreißt, dich mehr und mehr verschlingt.‹
    ›Du
redest Unsinn‹, schnaubte ich unwillig.
    ›Du
bist nur wütend, weil du weißt, dass es die Wahrheit ist‹, gab Eloin ruhig
zurück. ›Und die Wahrheit ist immer schwer zu ertragen. Dieses Kämpfen und
Sterben und Intrigieren zehrt an dir, es macht dich kaputt. Wenn du schon nicht
um deines Sohnes willen von hier weggehen willst, dann tu es doch wenigstens um
deinetwillen. In der Fremde wirst du dich wieder selbst finden.‹
    ›Du
willst also unseren Sohn seinem Zuhause entreißen?‹, knurrte ich.
    ›Er
hat kein Zuhause‹, gab Eloin bitter zurück. ›Ich möchte ihn seiner Familie
nicht wegnehmen. Ich möchte ihm eine neue geben.‹
    Eloins
Worte alarmierten mich. ›Wie meinst du das, du möchtest ihm eine neue Familie
geben?‹ Ich drehte mich zu ihr herum und sah, dass Tränen eine glitzernde Spur
über Eloins Wangen gezeichnet hatten. Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    ›Unser
Sohn kann nicht mit uns gehen, Andreas. Unsere Zukunft ist zu ungewiss, es wäre
unverantwortlich, ihn da mit hineinzuziehen. Er wird bei Freunden unterkommen
und dort ein geruhsames Leben führen, bis sich die Lage so weit beruhigt hat,
dass wir zurückkommen oder ihn zu uns holen können.‹
    Ein
harter Kloß bildete sich in meinem Hals. ›Du willst unseren Sohn weggeben?
Unseren kleinen Jungen? Eloin!‹ Meine Hände ergriffen ihre Schultern,
krallten sich beinahe verzweifelt darin fest. ›Eloin, nein. Nein, das können
wir nicht.‹
    Sie nickte, und
dicke Tränen tropften ihr Kinn herab. ›Doch, wir können und wir werden es. Es
ist das Beste für ihn. Ich liebe ihn mehr als mein eigenes Leben, und deshalb
muss ich der Wahrheit ins Auge sehen. Wenn er bei uns bleibt, wird er nur
Schmerz und Leid erfahren. Er ist besser aufgehoben, wenn wir ihn während
dieser harten Zeiten in sichere Hände geben.‹
    Ich schluckte
hart, kämpfte um Fassung. ›Und wessen Hände sollen das sein?‹
    ›Ich dachte an
Miranda und Johannes. Sie lieben den Kleinen heiß.‹
    ›Aber sie sind
nicht seine Eltern‹, krächzte ich.
    ›Sie werden es
bald sein.‹ Mit einer fahrigen Geste wischte Eloin sich über das tränennasse Gesicht.
›Wir bringen ihn morgen Abend zu ihnen. Sie wissen bereits Bescheid.‹
    ›Du scheinst
das ja alles von langer Hand geplant zu haben‹, sagte ich bitter. ›Mir einfach
so meinen Sohn wegzunehmen.‹
    Ruckartig
wandte Eloin sich von mir ab. ›Morgen Abend nach Sonnenuntergang. So ist es das
Beste.‹ Das schien ihr Mantra zu sein, ihr magischer Zauberspruch, den sie
wieder und wieder aufsagen musste, bis er sich endlich bewahrheitete.
    Hastig riss sie
das schlummernde Kind aus seinem Bettchen und drückte es an die Brust, dann
lief sie eilig nach draußen. Ich hörte noch, wie unser Sohn ein verschlafenes
Glucksen hören ließ, dann krachte die Tür ins Schloss.
    Zornig starrte
ich das Türblatt an, ballte die Hände zu Fäusten. Wie feige sie geflüchtet war,
als fürchtete sie, dass ich sie doch noch umstimmen könnte. Wusste sie denn
nicht, dass ich alles, was ich getan hatte, nur für meinen Sohn tat? Wusste sie
nicht, dass sie alles kaputt machte, uns jede Chance auf ein glückliches Leben
nahm? Noch eine Woche, vielleicht auch zwei, und alles wäre wieder gewesen wie
früher! Viel länger hätte ich unmöglich gebraucht, um diese Bullenschweine
endgültig in Grund und Boden zu stampfen. Meine Leute waren noch nie so
zahlreich, ich selbst noch nie so mächtig gewesen. Alles war so perfekt gelaufen,
und nun pfuschte sie mir in meine Pläne hinein! Damit nahm sie mir die letzte
Möglichkeit, alles noch

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