Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
Magie wirken zu können. Hätte ich das nicht getan, wären
meine Freunde und meine Familie der Polizei schutzlos ausgeliefert gewesen. Mit
diesem Wissen hätte ich einfach nicht leben können, ganz unmöglich.
Niemand
kann anzweifeln, dass ich alles Menschenmögliche versucht habe, um meinen Sohn
vor dem drohenden Unglück zu bewahren und meine Gefährten zu schützen.
Natürlich musste ich im Geheimen agieren, und wenn ich persönlich in
Erscheinung trat, so tat ich dies stets hinter einer Maske, die mein wahres
Wesen verbarg. Ganz undenkbar, dass jemals jemand mich hinter diesen Handlungen
vermutet hätte. Nicht einmal meine engsten Vertrauten kannten mein wahres Gesicht.
Es
war harte Arbeit, ein Knochenjob, aber meine Bemühungen trugen zaghaft
treibende Früchte. Mein Erfolg war zum Greifen nahe, nur noch einige wenige
Tage, vielleicht Wochen würden uns zum Sieg gereichen.
Alles
hätte reibungslos funktionieren können, wäre da nicht Eloin gewesen. Das
Verschwinden der gemeinen Deserteure in unseren eigenen Reihen, die
Hartnäckigkeit der Polizei, all das machte ihr große Angst. Sie konnte nicht
ahnen, dass dies nichts war als der verzehrende Feuersturm, der notwendig war,
um alle Gefahren für unsere kleine Familie endgültig auszubrennen. Wie alle
anderen Magier, die ich noch nicht auf meine Seite gezogen hatte, hielt auch
sie das Handeln des geheimnisvollen Abtrünnigen für willkürlich und fürchtete
ihn dadurch beinahe mehr als die Polizei.
Eines
Tages stand sie mit sehr ernstem Gesicht vor mir. Unser kleiner Sohn lag in
seiner Wiege und schlief den Schlaf der Gerechten; es erstaunt mich immer
wieder, wie wenig der Kleine sich von all dem Schrecken beeindrucken lässt, der
sich rund um ihn ereignet.
›Andreas‹,
sagte Eloin leise, ›wir müssen reden.‹
Ich
lächelte sanft und strich meiner Geliebten eine Strähne ihres herrlichen Haares
aus der Stirn. Längst hatte ich damit gerechnet, dass sie eines Tages mit einem
Mundvoll Fragen zu mir kommen würde, und so blieb ich völlig gelassen.
›Natürlich,
Liebste. Über alles, was du willst.‹
Eloin
erwiderte mein Lächeln nicht, unter meiner Berührung blieb sie seltsam steif. ›Wir
müssen das Land verlassen. Es ist hier nicht mehr sicher für uns. Auch nur
einen Tag länger zu bleiben, könnte unseren Tod bedeuten.‹
Da
auch diese Forderung nicht überraschend für mich kam, seufzte ich bloß leise. ›Wir
können hier nicht weg. Zu fliehen, würde bedeuten, all unsere Freunde im Stich
zu lassen. Willst du das etwa?‹ Diese Frage konnte sie unmöglich bejahen, und
so fühlte ich mich meiner Sache sehr sicher.
Eloin
schluckte deutlich hörbar. Ich hatte den Eindruck, als hätten ihre Augen einen
feuchten Glanz. ›Ich wollte niemals das Wohlergehen meiner Familie gegen das
meiner Freunde in die Waagschale werfen müssen. Es ist schrecklich grausam, von
einer Frau zu verlangen, eine solche Wahl zu treffen. Aber, Andreas, das
Schicksal ist nun einmal grausam, und es hat mich vor die Entscheidung
gestellt. Und ich habe sie gefällt. Ich werde nicht tatenlos dabei zusehen, wie
unser Sohn zugrunde geht. Wir verlassen das Land, und zwar so schnell wie möglich.‹
Ich
räusperte mich, meine Brauen zogen sich unwillig zusammen. Das lief ganz und
gar nicht nach Plan. ›Es sieht fast so aus, als stünde deine Entscheidung
bereits fest. Warum hast du mich dann überhaupt gefragt, wenn ich ohnehin keine
Chance habe, dich umzustimmen?‹
›Ich
habe dich nicht gefragt, Andreas.‹ Eloins Stimme war überraschend eisig. So
kannte ich sie gar nicht. ›Ich habe dich nur über unsere Pläne informiert.‹ Für
einen Moment schwieg sie, ihr Blick wurde etwas weicher. ›Andreas‹, flüsterte
sie beinahe, ›es ist das Beste, bitte versteh. Wenn wir erst fort sind, werden
vielleicht auch unsere Freunde wieder Frieden finden. Die Polizei sucht nur
uns.‹
›Mich‹,
verbesserte ich düster. ›Du meinst, sie suchen nur mich.‹
Eloin
seufzte und strich behutsam über meine Brust. ›Ich kenne dich zu gut, um nicht
zu sehen, dass du Schmerz und Reue mit dir herumträgst, Liebster. Du fühlst
dich für das, was hier geschieht, verantwortlich und willst es gerne
ungeschehen machen. Aber durch deine bloße Anwesenheit kannst du das nicht,
begreif das doch.‹
›Du
hast doch keine Ahnung‹, knurrte ich und wandte mich ruckartig ab. Eloin
zuzuhören, ließ mich immer wütender werden. Es brannte mir auf der Zunge, ihr
entgegenzuschleudern, was ich
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