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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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auf. Das Messer
in seiner Hand zitterte sacht.
    Mit einem Mal
spürte er ein nervöses Vibrieren in Brandts sonst so gleichmäßiger, ruhiger
Aura. Das hätte ein Hinweis darauf sein können, dass auch Taoyamas Mentor von
der seltsamen Ausstrahlung dieses Ortes nicht gänzlich unbeeinflusst war, doch
irgendwie zweifelte der Japaner daran. Allmählich steigerte sich seine Unruhe
zu einer nur mühsam unterdrückten Panik.
    »Du irrst
dich«, sagte Brandt. »Sie sind hier.«
    Und dann sah
Taoyama sie.
    »Mein – Gott! «
    Mit einem
Ächzen schlug er die Hand vor den Mund und taumelte einige Schritte rückwärts,
bis er mit dem Rücken gegen einen eisernen Zaun stieß. Dankbar krallte er sich
darin fest, um nicht zu Boden zu sinken. Seine Knie fühlten sich mit einem Mal
weich an wie Butter.
    Nur wenige
Schritte hinter Brandt, beinahe vollständig verborgen von der widernatürlichen
Dunkelheit und dem hohen Gras, ragte eine weiße Hand in die Höhe. Da Brandts
Taschenlampe nur indirekt Licht auf diesen grausigen Fund warf, war er mehr zu
erahnen denn wirklich zu sehen, dennoch bestand für Taoyama keinerlei Zweifel.
Dieser Ort – nein, die ganze Welt – war satt von dunklen, gewalttätigen
Energien, daher hatte er es nicht gleich bemerkt, aber nun nahm er mit beinahe
schmerzlicher Deutlichkeit wahr, welch Massaker hier stattgefunden haben musste.
    Taoyama
schluckte den gewaltigen Kloß, der hartnäckig seine Kehle empordrückte,
entschlossen hinunter und näherte sich auf wackligen Beinen dem
gegenüberliegenden Garten. Schwer atmend presste er sich gegen die
Messingstangen des Zauns, drückte sein Gesicht gegen die Gitterstäbe. Noch
immer leuchtete Brandt ihm nicht, und so benötigte Taoyama einige Sekunden, um
die zahlreichen Kleiderbündel auszumachen, die dort reglos im hohen Gras lagen.
Der Tod allein vermochte ihn nicht mehr zu schrecken – was ihm einen eisigen
Schauer über den Rücken jagte, war die Tatsache, dass die verwaschenen
Silhouetten durchaus bekannte Konturen aufwiesen.
    Er sah eine
ältliche Dame, deren Gesicht im Tod noch eingefallener wirkte als im Leben. Einen
massigen, mit Seidenstoff bespannten Körper, der die zahlreichen Ringe daran
nie wieder zum Klingen bringen würde. Einen Mann, dessen traurige Hundeaugen für
immer geschlossen waren. Einen blonden Jungen, dem das ewige Grinsen endgültig
aus dem Gesicht gewischt worden war.
    »Sie sind es«,
flüsterte Taoyama. Er wandte sich mit einem Ruck zu Brandt um, der sich seit
der widerwärtigen Entdeckung des Japaners keinen Millimeter von der Stelle
bewegt hatte. »Etwa alle? Viktor, sagen Sie mir, sind das etwa alle unsere
Verbündeten?«
    Brandt wiegte
den Kopf, was ihn wie eine angriffslustige Echse aussehen ließ. »Nein, aber ein
Großteil.« Der Lichtstrahl seiner Lampe stürzte sich auf Taoyamas Beine, schoss
dann wieder in die Höhe, verharrte schließlich zitternd auf dem von Unkraut
gesprengten Asphalt.
    »Sie wussten
das, als Sie mich hierher brachten, nicht wahr?« Immer wieder musste Taoyama
aus den Augenwinkeln zu den toten Magiern zurückblicken, um sich zu versichern,
dass dieses grässliche Bild tatsächlich der Wirklichkeit entsprach. »Sie
wussten, dass sie tot sind. Warum haben Sie nichts gesagt? Mich hierher
gebracht? Was wird hier eigentlich gespielt, verdammt?«
    Brandt verzog
die Lippen zu einem fratzenhaften Grinsen, und endlich fiel bei Taoyama der Groschen.
    »Sie ... Sie
waren das«, flüsterte er heiser. »Sie haben diese Leute hierher gelockt. Und
Sie haben ... sie umgebracht, aber ... wieso?«
    Das unheimliche
Lächeln wich nicht aus Brandts Gesicht, als er zweimal die Hände zu einem
sarkastischen Applaus zusammenschlug. Das Klatschen hallte in Taoyamas Ohren
wie Peitschenschläge wider. »Bravo, Junge. Du hast die Eine-Million-Euro-Frage
geknackt. Darf ich dir deinen Gewinn gleich in bar aushändigen oder soll ich
ihn dir überweisen?«
    »Verflucht,
Viktor!« Zorn, Furcht, Enttäuschung und Verwirrung lieferten sich in Taoyamas
Verstand einen erbitterten Kampf. Wie hatte Taoyama nur denken können, Brandt
sei ein Lügner? Er war etwas viel, viel Schlimmeres. »Ich begreife das nicht!
Sie gehören doch zu uns, sind unser Mentor, unser einziger Anker in diesem verdammten,
reißenden Strom!« Brandt tat einen Schritt auf ihn zu, woraufhin Taoyama sich
gegen den Zaun presste und abwehrend die Hände hob. »Keinen Schritt näher!
Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Brandt blieb
gehorsam stehen, und nun wurde sein

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