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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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unheilverheißende Atmosphäre dieser Umgebung ließ
seinen Atem schneller gehen und trieb ihm den kalten Angstschweiß auf die Stirn.
Mehrmals blickte er über die Schulter zurück, um sich zu vergewissern, dass
sich nicht einer der zahlreichen Schatten ringsum von seinem Platz gelöst hatte
und sich nun im lautstarken Rauschen des Regens unbemerkt an ihn heranschlich.
    Es war schon merkwürdig,
wie schnell sich Taoyamas kürzlich erworbene Abgebrühtheit in kindliche Furcht
verwandelt hatte, seit er sich mit Brandt durch die MONDSCHEINGASSE bewegte.
All diese leer stehenden Villen ringsum erweckten in ihm ein tief reichendes,
urtümliches Unbehagen, ein Gefühl, das zu seinen ureigensten Instinkten zu
gehören schien und gegen das keine Logik der Welt ankam.
    »Entspann dich,
Junge«, knurrte Brandt an seiner Seite. »Hier lebt schon seit Jahren nichts
mehr. Wahrscheinlich ist dies im Augenblick der sicherste Ort in der ganzen
Welt.«
    Taoyama lachte
nervös. Er hatte sein Messer so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß unter
der Haut hervortraten. »Sagten Sie nicht zuvor, dass das Versteck unserer
Feinde ganz in der Nähe sei? Warum also sollten wir hier sicher sein?«
    »Weil unsere
Feinde immer noch mit Verstand handeln«, gab Brandt zurück. »Was man von der
übrigen Weltbevölkerung nicht gerade sagen kann. Lieber stelle ich mich einer
Gruppe organisierter, mächtiger Magier, als mich gegen mehrere tausend
Größenwahnsinnige zur Wehr setzen zu müssen.«
    Taoyama
erwiderte nichts, dafür war er viel zu beschäftigt damit, die Regenschleier vor
seinen Augen mit Blicken zu teilen. Um sie herum lag eine so vollkommene
Dunkelheit, wie sie Taoyama als Städter niemals gekannt hatte. Der Strom war
schon vor einiger Zeit ausgefallen, und zu allem Überfluss hatte auch der Mann
im Mond alle Lichter des Himmels ausgeknipst. Einzig und allein die hauchdünne
Sichel Lunas selbst blinzelte von Zeit zu Zeit auf die Erde herab, aber selbst
diese Lichtquelle wurde wiederholt von den massigen, regenschweren Wolken
verschlungen. Ohne ihre Taschenlampen würden Taoyama und Brandt hilflos durch
die Dunkelheit tappen wie Blinde. Unglücklicherweise spiegelte sich das
elektrische Licht ihrer Lampen in den stetig herabströmenden Wassermassen und
war ihnen so mehr Hindernis denn Hilfe. Zerknirscht musste Taoyama sich
eingestehen, dass er einen nahenden Angreifer wahrscheinlich nicht einmal dann
bemerken würde, wenn er unmittelbar neben ihm stand. Es war zum Verrücktwerden.
    »Pass auf, dass
du dir nicht den Kiefer verrenkst«, bemerkte Brandt sarkastisch. »Ich kann
dein Zähneknirschen bis hierher hören.«
    »Sie scheint
das alles ja nicht im Geringsten zu berühren«, schnauzte Taoyama gereizt.
    Er hatte Brandt
noch immer nicht verziehen, dass er ihm so lange verschwiegen hatte, was er
über ihre Feinde wusste, und das würde er wahrscheinlich niemals. Dieser Mann
war sein Mentor gewesen, er hatte ihm blind vertraut, aus einer Notwendigkeit
heraus, war von ihm abhängig gewesen, und daher war es unverzeihlich, dass
Brandt dieses Vertrauen missbraucht hatte. So musste sich ein Hund fühlen, dem
man Reißnägel ins Futter gemischt hatte.
    »Das täuscht«,
erwiderte Brandt, während er scheinbar instinktiv über einen breiten Riss im
Asphalt hinweg stieg, den das sprießende Unkraut hinein gesprengt hatte. »In
Wahrheit mache ich mir fast in die Hose vor Angst.«
    »Ah ja.«
Taoyama rümpfte die Nase und machte den Versuch, mit einer fahrigen Geste sein
durchnässtes Haar zu ordnen. »Und Sie sind sich sicher, dass die anderen Magier
hier auf uns warten? Ich spüre nämlich nichts.«
    »Ich habe sie
hierher bestellt, ja«, antwortete Brandt. »Sie haben die Anweisung, uns hier zu
erwarten, damit wir dann gemeinsam unsere weitere Vorgehensweise besprechen
können. Wenn wir Glück haben, sind Er und Seine Leute so sehr mit
dem Ende der Welt beschäftigt, dass sie nicht mit einem Übergriff unsererseits
rechnen. Deshalb erscheint mir im Augenblick der günstigste Zeitpunkt für einen
Angriff.«
    Das klang alles
geradezu zwingend logisch, trotzdem hatte Taoyama den Eindruck, als würde
Brandt ihm nicht die ganze Wahrheit sagen. Wieder einmal.
    »Da ist noch
mehr, nicht wahr?«, hakte der Japaner nach.
    Brandt blieb
stehen und sah sich nach allen Seiten um, wobei er seine Taschenlampe großräumig
schwenkte. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Hier ist
niemand.« Nun blieb auch Taoyama stehen und baute sich vor Brandt

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