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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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feuchte Unkraut, das ihn bereitwillig umarmte.
    Brandt ging mit
ihm in die Hocke, fing ihn beinahe behutsam auf und stützte ihn.
    »Gleich wird es
vorbei sein, mein Junge. Dann wirst du all den Schrecken, der uns noch
erwartet, nicht mehr erleben müssen. Ich beneide dich fast um diesen barmherzigen
Tod.«
    Taoyama grunzte
etwas Unverständliches, seine Lider flatterten.
    »Bevor du
gänzlich dieser Welt entschwindest, möchte ich dir noch eines sagen.« Brandt
flüsterte nun, hauchte ihm die Worte ins Ohr. »Maria ist nicht tot. Sie wird
erst heute Nacht sterben, als Opfer für das Ritual. Sie wird es sein, die einen
erheblichen Beitrag zur Errettung der Menschheit leistet. Du darfst stolz auf
sie sein, Hiroshi.«
    Mit einem Ruck
schlug Taoyama die Augen auf. Maria – lebte?!
    Surrend schoss
das Messer in die Höhe, landete wie von unsichtbaren Fäden gezogen in Taoyamas
Rechter. Brandts Augen weiteten sich überrascht. Mit einem krächzenden Schrei
stieß Taoyama das Messer bis zum Heft in Brandts Seite, der den unerwarteten
Angriff unmöglich hatte kommen sehen und nicht rechtzeitig hatte reagieren
können. Brandt brüllte auf wie eine waidwunde Kreatur, und augenblicklich löste
sich der würgende Griff um Taoyamas Kehle. Hustend schnappte er nach Luft, und
obwohl sich alles um ihn herum drehte, stemmte er sich hastig auf die Füße und
taumelte auf Brandt zu, der zur Seite gekippt war und das Heft des Messers
umklammerte, das in seiner Hüfte stak. Innerhalb von Sekunden war seine Kleidung
von Blut durchtränkt, und obwohl die Taschenlampe zu Boden gefallen war und
blind in die Dunkelheit stierte, konnte Taoyama erkennen, wie kreidebleich
Brandt geworden war.
    »Ich werde
nicht sterben«, presste Taoyama schwer atmend hervor. »Nicht heute und nicht
durch Ihre Hand!«
    Brandts Lippen
verzogen sich zu einem verkrampften Grinsen. »Was hast du vor? Willst du mich
etwa töten, deinen alten Freund und Mentor?«
    Taoyama spuckte
aus, wobei eine gehörige Menge an Blut seinen Speichel dunkel erscheinen ließ.
»Dann wäre ich ja nicht besser als Sie, Sie Schwein! Ich werde Sie hier Ihrem
Schicksal überlassen. Doch zuerst werden Sie mir sagen, wo ich Maria finde!«
    »Es würde dir
nichts nutzen, das zu wissen, weil du tot wärst, sobald du auch nur in Seine Nähe kommst.«
    Taoyama, der nach
und nach wieder zu Kräften kam, packte den Griff seines Messers und zog es mit
einem Ruck aus dem Fleisch, sodass Brandt vor Schmerz aufbrüllte. Noch mehr
Blut kam zum Vorschein – mehr Blut, als Taoyama in seinem gesamten Leben gesehen
hatte.
    »Das überlassen
Sie besser mir«, sagte er mit bemüht kalter Stimme. »Also los, raus mit der
Sprache, oder wollen Sie, dass ich Sie um ein oder zwei Fingerglieder
erleichtere?« Die Spitze des Messers schwebte drohend über Brandts linker Hand.
    »Diese
Energie!« Brandt wollte lachen, doch es ging in ein angestrengtes Ächzen über.
»Siehst du dieses Haus dort drüben? Das mit dem roten Schindeldach? In seinem
Garten befindet sich ein geheimer Zugang. Dort musst du hinunter. Wenn du auf
der anderen Seite wieder hinaufkommst, befindest du dich bereits mitten im Herzen Seines Reiches.«
    »Ist das auch
wahr?«
    »Sieh mich an,
Hiroshi.« Brandt deutete auf die heftig blutende Wunde in seiner Seite, wobei
seine Finger zitterten, als stünden sie unter Strom. »Denkst du, ein Mann in
meiner Verfassung wäre noch in der Lage, zu lügen?«
    Nein, das
dachte Taoyama nicht. Eine Weile starrte er noch hasserfüllt auf Brandt herab,
dann drehte er sich ruckartig um und bewegte sich auf das Haus zu, von dem
Brandt gesprochen hatte.
    Er war keine
drei Schritte weit gekommen, als plötzlich ein röhrender Schrei hinter ihm
erscholl. In der nächsten Sekunde umschlang Brandt von hinten seinen Nacken und
versuchte, ihn mit seiner bloßen Körpermasse zu Boden zu ringen. Taoyama schrie
überrascht auf, wirbelte herum und stieß ohne nachzudenken zu. Ein schauderhaftes
Reißen und Schmatzen war zu hören, als die Klinge durch Muskeln und Sehnen
glitt und dann wieder aus Fleisch und Haut hervortrat, wobei sie eine Spur der
Zerstörung hinterließ.
    Brandts Augen
und Mund waren in blankem Erstaunen aufgerissen, als er die Hände vor den Bauch
schlug und wie eine Puppe zusammenklappte. Sein Kopf senkte sich, und er sah
überrascht auf die klaffende Wunde in seiner Bauchdecke herab, durch die die
Eingeweide sichtbar geworden waren. Noch nie hatte Taoyama eine solch
verheerende Verletzung gesehen.

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