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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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dieser Situation eine Option, die sich mir erst gar nicht
stellte. Ich folgte Kiros Beispiel und warf mich wie er in die Tiefe, um weiter
unten mit ebensolchem Geschick wie er zuvor einen der Äste zu packen. Es war
mir selbst unerklärlich, wie mir das gelungen war, doch mir darüber Gedanken
machen konnte ich immer noch, wenn wir nicht mehr in Lebensgefahr schwebten.
    Freudt
hatte sich mittlerweile weit aus dem Fenster gebeugt und seine Dienstwaffe
gezogen. Ich bezweifelte, dass er tatsächlich auf uns schießen wollte, hatte
allerdings auch nicht vor, mein Leben auf diese Annahme zu verwetten.
    Wie
zwei junge Affen setzten Kiro und ich unseren Abstieg in wahnwitzigem Tempo
fort, in einer Art und Weise, die allen Gesetzen der Physik zu spotten schien.
In meinem Inneren war mit einem Mal eine Kraft entbrannt, die ich noch nie
zuvor gespürt hatte, eine schier unerschöpfliche Quelle, die mich Unmögliches
vollbringen ließ.
    Der
Baum begann heftig zu wanken, und als ich den Kopf in den Nacken legte,
erkannte ich auch, warum: Freudt hatte nun ebenfalls den Sprung aus dem Fenster
gewagt und kam uns mit beängstigender Geschwindigkeit hinterher. Die Waffe
hatte er wohl wieder weggesteckt, um besser klettern zu können, doch das
änderte nichts daran, dass sein Anblick mich mit blankem Schrecken erfüllte.
    Endlich
waren wir nahe genug am Boden, um uns herabfallen lassen zu können. Ich landete
ungeschickt, knickte ein und rollte ein Stück weit über das Gras.
Wahrscheinlich wäre ich benommen liegen geblieben, bis Freudt mich eingesackt
hätte, wäre Kiro nicht gekommen und hätte mich rasch auf die Füße gezogen.
Sofort schoss die Kraft in meine Beine zurück, und ich fand die nötigen
Reserven in meinem Körper, um mit dem Jungen um mein Leben zu rennen.
    »Ihr
Dummköpfe!«, rief Freudt uns atemlos hinterher, der nun ebenfalls schwer auf dem
Boden aufkam. »Bleibt stehen! Ich will euch doch nichts tun!«
    Natürlich , dachte ich ironisch, und deshalb
zielst du auch schon wieder mit deiner Waffe auf uns.
    Wir
erreichten einen großflächigen Parkplatz, auf dem zahlreiche Autos abgestellt
waren. Geistesgegenwärtig zog Kiro mich hinter einen breiten Kastenwagen und warf
sich flach auf den Boden, während er mir bedeutete, seinem Beispiel zu folgen.
Sofort ließ ich mich in den Staub fallen. Mein Atem ging so schnell und laut,
dass ich mir sicher war, dass dieses Geräusch uns verraten würde, doch als ich
versuchte, flacher nach Luft zu schnappen, wurde mir unvermittelt schummrig, weshalb
ich es rasch sein ließ.
    »Wo
seid ihr? Kinder?« Nun waren wir auf einmal seine »Kinder«. Sein Repertoire an
Scherzen schien unerschöpflich.
    Freudt,
der begriffen zu haben schien, dass wir einen der Wagen als Versteck nutzten,
hatte seine Schritte verlangsamt und schlenderte nun mit der Waffe im Anschlag
über den Platz. Immer wieder ging er in die Knie, um einen Blick unter ein Auto
zu werfen, doch an den wahllos gewählten Richtungen, die er einschlug, erkannte
ich, dass er nicht einmal ahnte, wo wir uns verbargen.
    Ich
biss mir auf die Unterlippe, bis Blut floss, und drückte Kiros Hand heftig.
Vielleicht hatten wir doch noch eine winzige Chance, unbemerkt an ihm
vorbeizustürmen. Wenn er sich weit genug von uns entfernte, uns den Rücken
zudrehte und unaufmerksam war, könnten wir es möglicherweise wagen …
    Ein
lautes, metallisches Geräusch über unseren Köpfen unterbrach meine Gedanken.
Als ich auf das Dach des Kastenwagens schielte, sah ich, dass eine Krähe darauf
gelandet war und starr zu uns herabsah. Mir stockte der Atem.
    »Verschwinde«,
zischte Kiro. »Husch!«
    Die
Krähe jedoch dachte gar nicht daran, sondern stieß bloß ein tiefes Krächzen
aus. Das Herz blieb mir stehen, als ich deutlich hörte, wie Freudts Schritte lauter
wurden.
    »Verstecken
hat keinen Zweck, Kinder. Kommt heraus, sonst muss ich euch holen!«
    Ich
entdeckte einen kleinen Stein beim Reifen des Kastenwagens und griff danach.
Mit aller Kraft holte ich aus und warf ihn nach der Krähe. Der Schuss ging
daneben, und alles, was ich erreichte, war dass der Vogel nun heftig zu
flattern begann und ein ohrenbetäubendes Gezeter veranstaltete.
    »Nicht
doch!«, keuchte Kiro.
    Freudt
beschleunigte seine Schritte, seine Waffe zielte genau auf unser Versteck. »Ich
kann euch sehen, Kinder!«, rief er triumphierend aus.
    Mit
einem Satz war Kiro auf den Füßen und zog mich mit sich. Der schadenfrohe
Schrei des Vogels folgte uns, als wir

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