Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
deinen
Kollegen, Laura.«
»Was
wollen Sie damit sagen?«, antwortete ich lauernd.
»Nichts
weiter. Es war lediglich eine Feststellung. Ein paar Mädchen sagten, du hättest
eine Auseinandersetzung mit einigen Mitschülerinnen gehabt. Tränen sollen geflossen
sein.«
»So
ein Unsinn«, murmelte ich.
»Warum
warst du auf dem Ball, Laura? Ohne Begleitung? Ohne Freunde?«
»Es
war mein Abschlussball! Ich war dort, um … nun ja, abzuschließen.«
»Abzuschließen«,
echote Freudt. »Für immer?«
»Drehen
Sie mir nicht das Wort im Mund herum«, gab ich gepresst zurück. »Ich hatte gehofft,
meine Schulzeit positiv abzuschließen. Das war es, was ich sagen wollte.«
»Aber
es gelang dir nicht. Ein Streit brach aus, also wolltest du die Sache ein für
alle Mal beenden. Dich an jenen rächen, die dich ungerecht behandelt hatten.«
»So
etwas würde mir nicht einmal im Traum einfallen!«
»Deine
Kolleginnen trauen es dir zu. Das sollte dir zu denken geben, Mädchen.«
Ich
biss mir auf die Unterlippe. Dachten meine Mitschüler tatsächlich so schlecht
von mir?
»Warum
tun Sie das?«, mischte Kiro sich ein. »Laura hat eine schwere Krankheit hinter
sich. Gestern ist sie zum ersten Mal nach langer Bewusstlosigkeit wieder
erwacht. Und nun kommen Sie daher und bombardieren sie mit solchen haltlosen
Beschuldigungen. Schämen Sie sich denn gar nicht?«
»Du
setzt dich sehr energisch für das Mädchen ein, dafür, dass du sie angeblich
erst am Tag des Brandes kennengelernt hast«, gab Freudt zurück. »Doch das ist
natürlich gar nichts, nicht wahr? Du warst ja sogar bereit, dich für diese
Fremde todesmutig in die Flammen zu stürzen. So ein Verhalten ist wirklich bewundernswert.
Vorausgesetzt, alles lief so ab, wie du behauptest.«
»Warum
sollten wir lügen?«, fragte Kiro provokant.
Freudt
lehnte sich ein Stück zurück und faltete seine Hände. »Da würden mir so einige Gründe
einfallen. Wagen wir ein kleines Gedankenspiel. Nehmen wir an, du würdest
dieses Mädchen schon geraume Zeit kennen, und sie hätte dich gebeten, an
besagtem Abend mit, sagen wir, einem Benzinkanister und einem Feuerzeug in der
Nähe der Schule zu warten. Führen wir diesen Gedanken fort und stellen uns vor,
dieses Mädchen hätte, nachdem sie aufgelöst den Festsaal verlassen hatte, dein
Versteck aufgesucht, um sich mit dir gemeinsam in den ersten Stock zu begeben,
wo ihr beide ein kleines Lagerfeuer entfacht habt. Lauras Kollegen hatten ihre
letzte Chance auf Versöhnung verspielt, und nun folgte die Strafe auf dem Fuße.
Unglücklicherweise entwickelte sich das Feuer anders, als ihr erwartet hattet,
und so wurdet ihr von den Flammen im oberen Stockwerk eingeschlossen und
konntet nur knapp den Ausgang erreichen. Später habt ihr dann diese wirre
Geschichte über einen unbekannten Täter gesponnen, um euch vor den Konsequenzen
eurer Handlungen zu schützen. Dies alles natürlich rein hypothetisch.« Er
grinste und stellte dabei eine Reihe gelblicher Zähne zur Schau.
»Das
ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe«, sagte ich, doch meiner Stimme
fehlte es an Überzeugung. Ich konnte nicht umhin, zuzugeben, dass in Freudts
Gedankengebilde keine einzige Lücke zu finden war, während unsere Geschichte
dünner war als die Seite eines Telefonbuchs.
»Das
Feuer ist nicht im oberen Stockwerk ausgebrochen«, machte ich einen letzten
Versuch, unsere Köpfe aus der Schlinge zu ziehen. »Sondern unten, wahrscheinlich
in einem abgesperrten Bereich des Erdgeschoßes. Das müssen Ihre Ermittlungen
doch ergeben haben.«
Freudt
lehnte sich interessiert vor. »Und woher weißt du das so genau, wenn du
nichts mit dem Brand zu tun hattest?«
Ich
öffnete den Mund zu einer geharnischten Entgegnung, schloss ihn dann jedoch
wieder, ohne etwas gesagt zu haben. In Freudts Augen glitzerte es triumphierend.
»Sie
haben keinerlei Beweise«, schaltete sich nun Kiro ein. »Kein Gericht der Welt
wird Ihren Vorwürfen Glauben schenken.«
» Meinen Vorwürfen?«, wiederholte Freudt betont. »Junger Mann, hierbei handelt es sich
um die Meinung der Allgemeinheit. Ihr habt wohl in letzter Zeit nicht besonders
viel Zeitung gelesen. Fakt ist, dass ihr nichts in der Hand habt, die
Anschuldigungen gegen euch zu entkräften. Und solange dies der Fall ist, bleibt
mir keine andere Wahl, als euch beide offiziell in Gewahrsam zu nehmen.«
»Wie
bitte?«, entfuhr es mir.
Auch
Kiro fuhr energisch hoch. »Das können Sie nicht tun! Nehmen Sie mich mit, aber
Laura
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