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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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zurückzuziehen.
    Zuerst
reagierte Kiro gar nicht auf meine Berührung, dann wandte er mir den Kopf zu
und sah mich erstaunt an.
    Ich
überging seinen fragenden Blick, zwang stattdessen ein Lächeln auf meine Lippen
und trat noch ein Stück näher an ihn heran, die anwachsende Panik in mir, die
sich schon wieder anschickte, mein gesamtes Leben auf einen Schlag zu
ruinieren, geflissentlich ignorierend.
    »Ich
verstehe dich, Kiro«, sagte ich leise. »Sehr gut sogar. Ich finde es auch nicht
richtig, ein Menschenleben gegen ein anderes aufzuwiegen. Aber Hansen hat recht.
Wir hätten keine Chance, etwas auszurichten, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt
nicht. Unser Eingreifen würde alles nur noch schlimmer anstatt besser machen.«
    »Du
meinst also, wir sollen abwarten?«, fragte Kiro bitter. »Und wie lange noch,
Laura? Bis niemand mehr da ist, den sich diese Irren holen können?«
    Ich
schwieg, und als ich langsam den Blick hob, verfing ich mich in Kiros dunklen,
nun von stummem Schmerz gezeichneten Augen, in denen ich selbst in einem Moment
wie diesem Wärme und Zuneigung entdeckte. Wie lange war es her, dass ich so
direkt in diese wunderschönen Augen geblickt hatte? Ich konnte mich nicht mehr
erinnern.
    Kiro
drehte sich vollends zu mir herum, wobei meine Hand unvermittelt von seiner
Schulter glitt. Mit einer beinahe hastigen Bewegung griff er nach meinem Arm
und hielt ihn fest, während er seine freie Hand nun seinerseits nach mir
ausstreckte. Noch wagte er nicht, mich zu berühren, vielleicht weil er ganz instinktiv
spürte, dass er mir damit keinen Gefallen getan hätte. Auch er musste die Abweisung
fühlen, die mein Körper ohne mein Zutun verströmte.
    »Laura«,
flüsterte Kiro leise. »Ich … ich liebe dich.«
    Sein
Gesicht begann vor meinen Augen zu zerfließen. Der Raum machte Anstalten, zur
Seite wegzukippen, und mit einem Mal fühlte ich mich nur noch schwach und
unendlich hilflos. Seit ich Kiro das erste Mal gesehen hatte, hatte ich einen
Augenblick wie diesen wie nichts anderes in der Welt herbeigesehnt, nun wurde
er zur Qual. Die drei einfachen Worte stachen mit glühenden Pfeilspitzen tief
in meine Brust, ließen mich langsam ausbluten.
    »Ich
liebe dich«, sagte Kiro noch einmal. Auch seine Augen schimmerten feucht. »Ich
habe dich schon immer geliebt, Laura, von der ersten Sekunde an. Das ist die
Wahrheit.«
    »Ich
… weiß«, sagte ich mühsam. Ich hatte kaum noch die Kraft, zu sprechen.
    Kiros
Finger näherten sich erneut meinem Gesicht, und erneut brachte er es nicht über
sich, die Bewegung zu Ende zu führen, sondern verharrte mitten in der Luft, als
wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gestoßen. In seinem Blick war nichts als
Qual; die Qual eines Verdurstenden, vor dem sich ein Ozean voller Salzwasser
erstreckte, der aber genau wusste, dass es seinen Tod bedeutete, seinen Durst daran
zu löschen.
    »Ich
liebe dich«, murmelte Kiro zum wiederholten Mal mit erstickter Stimme.
    »Ver…vergib
mir, Kiro«, flüsterte ich. Tränen sickerten an meinen Wangen herab. Ich
bemerkte es nicht einmal wirklich. »Bitte, du … du musst mir vergeben. Ich
bitte dich. Vergib mir.«
    Etwas
in Kiros Blick zerbrach, und ich glaubte zu sehen, wie ein Teil von ihm starb.
    »Warum?«,
würgte er hervor. »Empfindest du etwa nichts für mich?«
    »Das
… das weißt du doch«, sagte ich mit zitternder Stimme. Warum tat er das? Warum
wollte er mich immer mehr verletzen, die Hand immer fester auf die schwelende
Wunde in meiner Seele drücken?
    »Dann
sag es!«, flehte Kiro. »Wenn da irgendwo in dir auch nur das kleinste Gefühl
für mich schlummert, Laura, dann sag es mir, sag es mir jetzt, ich bitte dich!«
    »Aber
das … das kann ich nicht«, murmelte ich hilflos.
    »Doch,
du kannst es. Das weiß ich.«
    Da
schlossen sich seine Arme um mich, wollten mich sanft an sich heranziehen. Eine
heftige Welle der Abneigung wallte in mir empor, und ich versetzte ihm einen
Stoß vor die Brust, sodass er einen Schritt nach hinten taumelte. In seinem
Gesicht las ich Fassungslosigkeit, Unverständnis.
    »Laura!«
    Seine
Berührung, so sanft sie gewesen sein mochte, hatte jede Zärtlichkeit in meinem
Inneren von einem Moment auf den anderen zerstampft. Zurück blieb nichts als
Ekel und Enttäuschung. Wie hatte er es wagen können? Wie hatte er es wagen können, mich anzurühren?!
    »Ich
kann es nicht!«, schrie ich ihn an. »Ich kann nichts mehr für dich empfinden,
warum begreifst du das nicht? Was auch immer in mir einst für

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