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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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den Augen der beiden Kämpfer wischte.
    »Ich
glaube … ich glaube, jetzt ist es genug«, keuchte Hansen. Er zitterte am ganzen
Leib vor Erschöpfung und schien kaum noch die Kraft zu haben, sich auf den Beinen
zu halten – was mich nach zwei Stunden pausenlosen Trainings mit einem Gegner
wie Kiro wenig überraschte.
    »Für
heute jedenfalls«, fügte er hinzu und zog sich einen Stuhl heran, auf den er
sich mit einem erleichterten Seufzer fallen ließ.
    Kiro
nickte und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das Haar. Auch seine Finger
bebten merklich, und sein Atem ging flach und pfeifend. In den letzten Minuten
hatte er sein Letztes gegeben und Hansen in immer kürzeren Abständen auf die
Matte geschickt, doch selbst seine scheinbar unerschöpflichen Energiequellen
kannten Grenzen. Und diese hatte er heute weit überschritten.
    »Und
wie mache ich mich?«, fragte er mit einem reichlich verunglückten Grinsen.
    »Du
setzt noch immer zu viel körperlicher anstatt geistiger Kraft ein«, antwortete
Hansen mit ungerührter Miene und in dem wissenschaftlich-kühlen Tonfall, der
mich in manchen Situationen schier zur Weißglut trieb. »Du denkst zu wenig nach
und lässt zu häufig deine Instinkte entscheiden. Was du bisher gelernt hast,
wird dir gegen die Gegner, die uns noch erwarten, herzlich wenig nutzen.«
    Kiro
runzelte die Stirn, und Hansen fügte schnell und mit einem ehrlichen Lächeln
hinzu: »Aber für den ersten Tag waren deine Fortschritte gewaltig.« Mit einem
schuldbewussten Blick wandte er sich an mich. »Es tut mir leid, dass du so
lange warten musstest. Ich hielt es nur für besser, diese Übung mit jedem von
euch einzeln durchzunehmen. Ersparen kann ich dir diese Lektion leider nicht,
das wirst auch du einsehen. Es ist, wie ich gesagt habe: Ich kann auf eure Gefühle
keine Rücksicht nehmen, so gerne ich es auch täte. Eure Ausbildung hat Vorrang.«
Hansens Worte klangen stark nach einer Rechtfertigung, aus der auch eine Spur
von Trotz sprach. Dabei konnte ich mich gar nicht erinnern, ihn in irgendeiner
Weise Vorhaltungen gemacht zu haben, wie ich amüsiert feststellte.
    »Das
ist schon in Ordnung«, winkte ich ab. »Aber beantworten Sie mir eine Frage. Gibt
es auch … geistige Angriffe?« Ich kannte die Antwort bereits, wollte sie aber
trotzdem aus Hansens Mund hören.
    Hansen
schwieg eine ganze Weile, und ich glaubte zu sehen, wie er mit Kiro einen
flüchtigen Blick tauschte. »Ja, Laura, die gibt es«, sagte er schließlich. »Leider
gibt es sie – sogar unzählige Arten geistiger Angriffe, eine unehrenhafter und
grausamer als die andere. Die menschliche Seele ist nicht dafür geschaffen, vor
dem Rest der Welt ausgebreitet zu werden, und noch weniger sollte man sie umpolen.
Bis zu einem gewissen Maße können wir sogar noch von Selbstverteidigung
sprechen, die sich«, er lachte humorlos auf, »rechtfertigen lässt, aber ab
einem bestimmten Punkt ist solch ein Eindringen in die Psyche eines Wesens,
gleich ob Mensch oder Tier, nichts weiter als ein gemeines und feiges
Verbrechen. Diese Art von Vorgehensweise ist die vielleicht gefährlichste Waffe
unserer Feinde: die Skrupellosigkeit, mit der sie gewissenlos Leben zerstören.«
    »Sie
meinen Leben wie das meines Bruders?«, fragte Kiro bitter.
    Hansen
nickte nachdenklich. »Die Seele eines Menschen lässt sich nicht nur einsehen,
sondern auch umkrempeln, und das ist das Schlimmste, was einem denkenden Wesen
angetan werden kann. Dabei handelt es sich allerdings um einen Angriff, der mit
großen Risiken verbunden ist, wie ich hinzufügen muss. Der Magier verbindet
einen Teil seines Bewusstseins mit dem seines Opfers und schaltet es auf diese
Weise aus. Ist Letzteres besagtem Magier jedoch in mentaler Kraft überlegen,
kann die Wirkung dieses Zaubers auf ihn selbst zurückfallen und ihn vernichten.
Allein diesem Effekt haben wir wohl zu verdanken, bisher von geistigen
Einflüssen verschont geblieben zu sein. Es war einfach zu riskant für unsere
Feinde, schließlich besitzen wir alle ein ansehnliches Maß an geistiger Stärke.«
    »Und
deshalb haben sie sich jemand anderen, wehrlosen gesucht, den sie gegen uns
einsetzen konnten«, sagte Kiro düster. »Und sie haben ihn in meinem Bruder
gefunden. Seien Sie ehrlich, Hansen – wenn Mike noch leben sollte, wird er
gezwungen sein, unter diesem fremden Einfluss zu bleiben? Gibt es eine
Möglichkeit, ihn davon zu lösen und ihn wieder daran zu erinnern, wer er wirklich
ist?«
    »Die
gibt es«, antwortete

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