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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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ihn zu tragen. Im Internet erfuhr ich, dass Hund nicht gleich Hund ist, wie ich geglaubt hatte. Vier Pfoten, hinten ein Schwanz, wedelt und hebt das Bein. Es gab Jagdhunde, Wachhunde, Hütehunde, Begleithunde, Schutzhunde, Hofhunde, Gebrauchshunde, Arbeitshunde, Blindenhunde, Behindertenhunde, Schoßhunde … Und welcher passt zu mir?

Von der Frau zum Frauli
    G laub bloß nicht, dass du dir den Hund aussuchst«, warnte Natalie mich.
    »Ja, wer denn sonst?«, fragte ich naiv nach.
    »Der Hund sucht dich aus.«
    »Äh, und wie?«
    »So ungefähr wie man sich seine Eltern aussucht. Das geschieht ja alles vor der Geburt. Der Hund weiß genau, wo er hinwill, und arrangiert das dann.«
    »Äh, und wie?«
    »Da gibt es Mittel und Wege.«
    »Wie sehen die genau aus?«
    »Bin ich ein Hund oder was?«
    Leider gelang es mir nicht, an diese Prophezeiung zu glauben, so gut sie mir auch gefiel, da sie mir die Verantwortung abnahm. Ich hoffte, dass ich es irgendwie spüren würde. Du bist der Richtige! Aber natürlich hatte ich nichts dagegen, wenn sich das Schicksal einmischte und mein Hund irgendwie zu mir käme – wodurch ich mich transformieren würde. Von der Frau … zum Frauli. Ich glaubte, ich würde mir bloß meinen Kinderwunsch erfüllen: einen Hund. Hätte mir damals jemand gesagt, was auf mich zukommen würde – nein, ich hätte es nicht geglaubt, dass das Leben mit Hund sich fundamental von dem Leben ohne Hund unterscheidet.
    Ich bleibe doch dieselbe! Es kommt eben nur ein Haustier dazu.
    Von wegen!
    Zwölf Jahre nach dem Einzug von Luna in mein Leben weiß ich: Ich bin nicht mehr die, die ich vorher war. Und das ist gut so. Mein Hund hat mich zu einem besseren Menschen gemacht.
    Luna initiierte die zweite große Veränderung in meinem Sozialverhalten. Die erste begann damit, dass ich zu rauchen aufhörte. Kurz nach der Jahrtausendwende war es noch erlaubt, in Kneipen, Cafés, fast überall zu rauchen. Aber wieso sollte ich mich abends mit Freundinnen und Freunden verabreden, wenn ich nicht mehr rauchen durfte? Wieso sollte ich mich in lauten Räumen aufhalten, mich mit anderen anbrüllen, wenn ich keine Zigarette mehr in der Hand hielt? Da konnte ich auch zu Hause bleiben oder andere zu Hause besuchen. Und genau das machte ich. Meine beste Freundin hörte auch zu rauchen und in der Folge zu reiten auf. Das Schönste am Reiten war nämlich die anschließende Zigarette. Wieso sollte sie reiten, wenn es die Belohnung nicht mehr gab? Manch langjährige Beziehung nahm erstaunt zur Kenntnis, dass der Grund, warum sie nicht unter den bundesdeutschen Durchschnitt von 1,3-mal pro Woche fiel, an der Zigarette danach lag. Zum Glück hörten mit mir viele Raucher und Raucherinnen aus meinem Umfeld auf, wir hatten die dreißig und die vierzig überschritten, da tut man es einfach nicht mehr. Manchen wurde es zu teuer. Und wenn man ein Alter erreicht hat, in dem einem das Leben immer kostbarer er scheint, weil einen seine Vergänglichkeit gestreift hat, will man es ja nicht mutwillig verkürzen. Wer es sich zutraute, versuchte also, mit dem Rauchen aufzuhören, und den meisten gelang das auch. Ich habe bis heute keinen einzigen Zug mehr von einer Zigarette genommen. Wahrscheinlich verdanke ich meine reine Lunge meiner damaligen Lektorin, der ich am Telefon eine neue Buchidee vorschlug.
    »Ich würde gerne etwas darüber schreiben, wie es ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Soll ich mal ein Exposé schicken?«
    »Ach, das ist ja interessant, und … wie kommen Sie auf diese Idee? Rauchen Sie nicht mehr?«
    »Nein«, sagte ich stolz.
    »Und seit wann?«, fragte meine Lektorin.
    »Seit gestern«, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
    Sie prustete mir ins Ohr, und ich dachte: Dir zeig ich es. In Wirklichkeit zeigte ich es natürlich mir selbst. Ich war ja kein Kleinkind, das die Mütze nicht aufsetzt, damit die Mama sich ärgert, weil es dann Schnupfen hat. Das Buch erschien in einem anderen Verlag; meine Lektorin von damals raucht heute noch, aber nicht, wenn wir uns in einer Kneipe treffen, wo sie zwischendurch immer mal wieder vor die Tür muss. Hunde dürfen meistens rein und bleiben drin.
    Mit Luna begann die zweite gravierende Veränderung in mei nem Sozialverhalten.
    Hatte ich mich als Raucherin in Kneipen verabredet, als Nichtraucherin in Wohnungen, so konnte man mich nun nur noch draußen treffen. Verabredungen mit mir waren ab sofort ausschließlich mobil zu haben, und zwar mittags zum Gassi. »Das ist sowieso die einzige Art,

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