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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Aber wir hatten sie gut genutzt, und das machte mich dankbar.
    Manchmal stelle ich mir mich selbst im Angesicht des Todes als alte Frau in einem Schaukelstuhl vor. Nein, keine schmauchende Pfeife, aber von dem Schaukelstuhl rücke ich nicht ab. So sitze ich und schaukle durch meine Vergangenheit. Sie ist nicht wiederholbar. Nichts davon ist wiederholbar, der Stecker des Staubsaugers kann nicht mehr in die Dose gesteckt werden. Was interessiert mich nun? Was jetzt gleich passiert? Das werde ich erfahren, ob ich es wissen will oder nicht, die Frage bleibt, ob ich es dann, wenn es geschehen ist, wissen werde. So wie ich mich kenne, frage ich mich vor allem, ob ich so gelebt habe, dass ich das Leben gut hergeben kann. Ob nichts offengeblieben ist.
    Wer sagt, er hat zu wenig Zeit, meint damit meistens etwas anderes: Ich habe zu wenig Zeit für die Dinge, die mir am Herzen liegen. Zeitplanung ist Lebensplanung. 31 Millio nen 536-tausend Sekunden umfasst ein Jahr. Eine Stunde besteht aus 3600 Sekunden, in denen wir entscheiden können, Augenblicken, die wir gestalten können. Wo schaue ich hin, was denke ich. 3600 mal in der Stunde.
    Und was sagt mein Herz? Ich bleibe stehen und schnaufe dreimal tief durch. Dann lache ich. Es ist alles so einfach, wenn man sich spürt.
    Was will ich?
    Da sein. Im Jetzt. Mit meinem Hund.
    »Luna, komm zu mir!«
    »Es tut mir leid, aber ich muss dich jetzt mal kräftig knuddeln.«

Das Adressbuch
    L una war zirka fünf Monate alt, da wachte ich von einem seltsamen Geräusch auf. Ich hatte geträumt, es würde Corn flakes regnen, und ordnete das Bild nun dem Geräusch zu. Passte irgendwie. Aber …was war das? Von unten knisperte und knasperte es weiter. Ich schlug die Decke zurück. Stille. Dann begeistertes Tapsen und Trapsen zur Treppe, Hecheln. Luna außer sich vor Freude, Begeisterung, Überschwang. Bloß weil ich aufstand. Das war schon herzerfrischend rührend. Über Nacht war sie wieder ein paar Zentimeter gewachsen. Sprang und tanzte und wedelte, als müsste sie unser ganzes Dorf mit Strom versorgen. Keine Spur schlechten Gewissens.
    Neben dem Küchenbuffet lehnte meine Tasche, offen. Warum hatte ich sie gestern nicht auf das Buffet gestellt oder den Tisch gelegt oder ins Arbeitszimmer gebracht, wo sie hingehörte? Alles, was oben war, bedeutete Tabu, gehörte mir. Alles, was unten war … nun, da würden wir noch einiges klären müssen. Die Aktenmappe klaffte offen. Ich bekam Herzklopfen. Das zerfleischte Exposé stellte sich zum Glück als Irrtum heraus. Aber! Das Adressbuch. Auf den ersten Blick konnte man sich täuschen, doch es lag seltsam verdreht und in sich zusammengesunken neben dem Küchenstuhl. Lunas neugieriger Blick folgte allen meinen Bewegungen. Ich bückte mich zu dem vormals viereckigen Buch. Es war nahezu dreieckig gestutzt. Milchzahngestempelt. Ich schlug es auf. Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus einer Ecke. Luna hatte ordentliche Arbeit geleistet. Bei A begonnen. Auf den ers ten Blick sah es tatsächlich aus, als fehlten nur die Seiten mit A. Luna wedelte dienstbeflissen. Sie hatte schön gründlich vorne begonnen. Von wegen unstrukturiert, nein, das Alphabet begann mit A, nicht mit den zehn, zwölf Vorseiten mit Ferienterminen, Weltzeitkarten, persönlichen Daten. Durfte ich jetzt intervenieren? War es nicht schon längst zu spät, wie Frau Bärmann predigte? Sie haben nur maximal fünf Sekunden Zeit, um dem Hund einen Zusammenhang klarzumachen. Aber die Tasche stand unten, und unten war pfui. Ich hob das Adressbuch, sagte laut und bestimmt NEIN , packte Luna am Nackenfell. Sie wurde sofort kraftlos und schwach und mein Zorn weich wie ihr Welpenflaum. In ihrem Körbchen fand ich ein paar Fetzen von A. Ich sammelte sie ein. Ziffern ohne Zusammenhang. Hinter der Heizung fand ich Reste von B und F. Und vor dem Badezimmer zuckte R im Todeskampf. Ich sammelte alle Gebeine und legte sie auf den Küchentisch. Luna beobachtete mich. Ein wenig zu interessiert, wie ich fand. War das ein Test: Wie verhält sie sich in Krisensituationen? Und: War das eine Krisensituation? A fehlte komplett. A wie Anatol, das war sehr bedauerlich, A wie Amanda, das war eine Katastrophe, A wie Arthur, ein Glücksfall, A wie … wer noch? Armin? Luna gähnte. Ja, Armin war langweilig. Obwohl ich ihn kürzlich noch als guten Freund bezeichnet hatte. Merkwürdig. Seit Luna im Haus war, war vieles andere verblasst. Bestimmt war A kein unersetzlicher Buchstabe. B hätte ein Desaster bedeutet. Wer

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